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Versuchung Pur

Versuchung Pur

Titel: Versuchung Pur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Fragen der erhitzten Mädchen zu beantworten. Schließlich jedoch hatte sie alle so weit, dass eine nach der anderen mit den Pferden in Richtung Ställe zog.
    »Eden!«
    Sie drehte sich um und sah, dass Candy auf sie zurannte. Selbst auf die Entfernung hin war zu erkennen, wie aufgelöst sie war.
    »Was ist denn passiert?«
    »Es fehlen drei Mädchen!«
    »Was?!« Panik rollte heran, wollte Eden verschlingen, doch Jahre der Erziehung hielten sie im Zaum. »Was heißt das, sie fehlen?«
    »Das heißt, sie sind nirgendwo im Camp zu finden. Roberta Snow, Linda Hopkins und Marcie Jamison.« Wenn Candy sich mit den Fingern durchs Haar fuhr, dann war das immer ein Zeichen von Anspannung. »Barbara wollte mit ihrer Gruppe zum Rudern gehen, doch die drei sind nicht aufgetaucht. Wir haben sie überall gesucht.«
    »Wir dürfen nicht in Panik ausbrechen.« Damit ermahnte Eden sich selbst ebenso wie Candy. »Roberta Snow? Ist das nicht die kleine Brünette, die einem anderen Mädchen eine Eidechse in die Bluse gesteckt hat? Und die die Weckglocke am ersten Tag auf drei Uhr morgens eingestellt hat?«
    »Richtig, das ist sie. Der kleine Engel«, meinte Candy mit zusammengebissenen Zähnen. »Richter Snows Enkelin. Falls sie sich auch nur die Knie aufschlägt, landen wir wahrscheinlich vor dem Kadi.« Candy schüttelte leicht den Kopf. »Das letzte Mal, als sie gesehen wurde, soll sie in diese Richtung gegangen sein.« Mit einem von ihrem Malkurs farbverschmierten Finger zeigte sie nach Osten. »Die anderen Mädchen hat niemand gesehen, aber ich gehe jede Wette ein, dass sie mit Roberta zusammen sind. Die süße Kleine ist nämlich die geborene Unruhestifterin.«
    »Wenn sie in diese Richtung gehen, landen sie dann nicht auf der Apfelplantage?«
    »Genau.« Candy schloss die Augen. »Ich würde ja selbst gehen, aber in zehn Minuten habe ich meine nächste Gruppe – Töpfern. Eden, ich bin eigentlich ziemlich sicher, dass sie zu der Plantage gelaufen sind. Eines der anderen Mädchen hat zugegeben, dass sie sich ein paar Äpfel zum Probieren holen wollten. Wir wollen wirklich keinen Ärger mit dem Besitzer bekommen. Er lässt uns den See auf seinem Land nur benutzen, weil ich ihn schamlos angebettelt habe. Er war nicht unbedingt begeistert, ein Sommercamp für Mädchen als neue Nachbarn zu bekommen.«
    »Nun, jetzt hat er uns aber als Nachbarn«, meinte Eden resolut, »und wir alle müssen uns daran gewöhnen. Da ich diejenige bin, die hier am leichtesten erübrigt werden kann, gehe ich ihnen nach.«
    »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest. Ehrlich, Eden, wenn sie sich in die Apfelplantage geschlichen haben – und ich verwette meinen letzten Cent darauf, dass sie das getan haben –, dann sind wir dran. Der gute Mann hat keinen Zweifel daran gelassen, wie er zu seinem Privatbesitz steht.«
    »Drei kleine Mädchen können ein paar Apfelbäumen wohl nicht allzu viel antun, oder?« Eden setzte sich in Bewegung.
    Candy lief hektisch neben ihr her. »Wir reden von Chase Elliot! Du weißt schon, von Elliot Apples. Saft, Cidre, Mus, Gelee, Apfelstückchen in Schokolade – alles, was sich aus Äpfeln produzieren lässt, produzieren sie auch. Er hat unmissverständlich klargemacht, dass er keine kleinen Mädchen in seinen Bäumen herumklettern sehen will.«
    »Er wird sie auch nicht sehen. Weil ich sie vorher finde und da raushole.« Eden kletterte über einen Zaun und ließ Candy zurück.
    »Roberta legst du besser an die Leine, sobald du sie findest!«, rief Candy ihr nach.
    Eden verschwand im Espenhain. Ein zerknülltes Bonbonpapier lag auf dem Boden. Roberta. Mit einem grimmigen Lächeln hob Eden es auf und steckte es sich in die Tasche. Richter Snows Enkelin war bereits allseits bekannt für den Vorrat an Süßigkeiten, den sie mitgebracht hatte.
    Inzwischen war es warm geworden. Der Pfad schlängelte sich unter hohen Espen hindurch. Die Sonne fiel durch das Blätterdach und ließ goldene Punkte auf dem Waldboden tanzen. Dieser Spaziergang, obwohl eine Mission, war auch angenehm. In den Baumkronen hüpften Eichhörnchen von Ast zu Ast, sie ließen sich von Eden nicht stören. Einmal jagte sogar ein Kaninchen quer über den Weg und verschwand raschelnd im Unterholz. Irgendwo hämmerte ein Specht an einen Baumstamm.
    Eden schoss der Gedanke in den Kopf, dass sie noch nie so allein gewesen war. Kein einziges Zeichen von Zivilisation. Sie bückte sich erneut, um ein weiteres Papierchen aufzuheben. Nun gut – fast kein

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