Versuchung Pur
so etwas nie empfunden. Das war es, was Chase sich sagte, als Eden gegen ihn taumelte. Mit niemandem sonst hatte sie so etwas je empfunden. Und er würde verdammt noch mal dafür sorgen, dass sie es auch nie wieder mit einem anderen empfinden würde! Hin- und hergerissen zwischen Ärger und Verlangen, schob Chase sie von sich weg.
»Wofür …« Eden musste sich erst einmal räuspern. »Wofür war das denn?«
Er schob die Hand in ihr Haar am Nacken und zog sie wieder zu sich heran. Seine Lippen strichen flüchtig über ihre. »Irgendwann hat mal jemand zu mir gesagt: Ich wollte dich küssen. Irgendwelche Einwände?«
Er forderte sie heraus. Mit hoch erhobenem Kinn nahm sie die Herausforderung an. »Im Moment fallen mir keine ein.«
»Lass es mich wissen, wenn es so weit ist.« Damit zog Chase sie hin zum Licht und der Musik.
Zuzugeben, dass Feigheit der Grund dafür sein könnte, dass sie die Zeit sorgsam zwischen den Mädchen und den Gästen aufteilte, brachte Eden nicht über sich. Sie versuchte, sich davon zu überzeugen, dass Höflichkeit und Verantwortungsbewusstsein nichts anderes zuließen. Im Innern jedoch wusste sie, dass sie ihre Gedanken und ihre Selbstbeherrschung beisammen haben musste, bevor sie allein mit Chase sprechen konnte.
Sie sah zu, wie er mit Roberta tanzte. Und sie wollte nichts anderes tun, als zu ihm zu laufen, sich in seine Arme zu werfen und ihm zu gestehen, dass sie ihn liebte. Konnte man sich überhaupt zu einer größeren Närrin machen? Er hatte sie mit keinem Wort nach Eric gefragt. Wie sollte sie ihm alles erklären? Der Gedanke, dass es ihn vielleicht einfach nicht interessierte, blitzte auf. Wenn das so war, wenn es ihn wirklich nicht interessierte, dann waren seine Gefühle bei Weitem nicht so stark wie ihre. Und doch: Sie würde heute Abend noch die Zeit finden, mit ihm zu reden, ob er sich nun anhören wollte, was sie zu sagen hatte, oder nicht. Sie wollte nur noch den richtigen Zeitpunkt abwarten. Schließlich wollte sie alles richtig machen.
Was das Sommerfest anbelangte, gab es solche Verwirrungen nicht. Der Tanzabend war der absolute Hit. Die Verantwortlichen beider Camps waren schon dabei, eine alljährliche Veranstaltung zu planen. Und Candy schäumte geradezu über vor Ideen für gemeinsame Unternehmungen.
Wie immer überließ Eden es Candy, zu planen und zu organisieren; sie würde sich dann später mit den Details auseinandersetzen.
Da sie ständig in Bewegung blieb, vermied sie jeglichen direkten Kontakt sowohl mit Eric als auch mit Chase. Sicher, man unterhielt sich, tanzte sogar, aber alles im Schutz des überfüllten Speisesaals. Eric hielt sich an unverfängliche Themen, ebenso wie auch Eden. In Chases Augen aber hatte sie etwas Gefährliches aufblitzen sehen. Das war der Hauptgrund, das und der welterschütternde Kuss vorhin, weshalb Eden das Unvermeidliche immer weiter hinausschob.
»Ich glaube, Sie mögen sie, sehr sogar«, meldete Roberta sich zu Wort, als Chases Blick wieder einmal zu Eden wanderte.
»Wie bitte?« Zerstreut sah Chase auf seine Tanzpartnerin hinunter.
»Miss Carlbough. Bei ihr werden Sie schwach. Sie ist auch wirklich hübsch.« Das kam mit dem winzigsten Hauch von Teenager-Neid. »Wir haben sie zur hübschesten Betreuerin gewählt, auch wenn Miss Allison einen größeren …« Gerade noch rechtzeitig erinnerte Roberta sich daran, dass man über gewisse Teile der weiblichen Anatomie nicht mit Männern redete, nicht einmal mit Mr. Elliot. »Ich meine, sie hat mehr … äh …«
»Ich verstehe schon, was du meinst.« Wie immer hingerissen von Roberta, schwang Chase sie im Kreis herum.
»Manche von den anderen Mädchen finden Mr. Keeton süß.«
»So?« Chases Lächeln verwandelte sich in eine Grimasse, als er zu Eric hinüberblickte.
»Ich finde seine Nase viel zu schmal.«
»Fast wäre sie gebrochen gewesen«, murmelte Chase.
»Und seine Augen stehen viel zu eng zusammen«, fügte Roberta noch hinzu, und um das Ganze abzurunden: »Sie mag ich viel lieber.«
Gerührt und in Erinnerung an seine eigene erste Schwärmerei, zog Chase leicht an ihrem Pferdeschwanz, sodass sie zu ihm aufschauen musste. »Ich habe auch eine ziemliche große Schwäche für dich.«
Von ihrem Platz aus beobachtete Eden die kleine Szene. Sie sah, wie Chase sich zu dem Mädchen hinunterbeugte und wie Robertas Gesicht mit einem strahlenden Lächeln aufleuchtete. Fast wäre ihr ein Seufzer entschlüpft, bevor sie sich ermahnte, dass sie hier auf dem besten
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