Versuchung Pur
darauf bestanden hast, das hier zu machen … selbst noch, als ich heute hier ankam, da habe ich befürchtet, dass meine arme kleine Eden den Verstand verloren hat. Doch dann habe ich mir dein Camp angesehen, ich meine, wirklich angesehen. Ich habe mir die Mädchen angesehen, ich habe mir dich angesehen, und da ist mir klar geworden, dass du es geschafft hast.« Mit einem letzten undamenhaften Schnäuzen steckte Dottie das Taschentuch zurück. »Ich bin stolz auf dich, Eden. Und dein Vater wäre auch stolz auf dich.«
Jetzt wurden Edens Augen feucht. »Tante Dottie, ich kann dir gar nicht sagen, wie viel es mir bedeutet. Als ich nach Dads Tod alles verkaufen musste, da hatte ich das Gefühl, ihn betrogen zu haben … ihn, dich, die ganze Familie.«
»Nein.« Dottie umfasste Edens Kinn. »Das darfst du nicht einmal denken! Du hast enormen Mut bewiesen mit dem, was du getan hast. Viel mehr Mut, als ich besitze. Du weißt, dass ich dir das alles unbedingt ersparen wollte.«
»Ja, das weiß ich, und ich weiß das auch zu schätzen. Aber es ging nicht anders.«
»Ich glaube, jetzt verstehe ich das endlich. Du sollst wissen, Eden, dass ich immer mit dir gefühlt und gelitten habe, aber ich habe mich nie für dich geschämt. Mein Haus steht dir immer offen, Kleines – auch jetzt noch, obwohl ich weiß, dass du es nicht nötig hast.«
»Darum zu wissen ist für mich mehr als genug.«
»Ich erwarte, dass dieses Camp hier innerhalb der nächsten fünf Jahre zum renommiertesten im ganzen Osten wird, verstanden?«
Eden lachte. Und plötzlich schien sich die ganze Last, die seit dem Tode ihres Vaters auf ihren Schultern lag, aufzulösen. »Das wird es.«
Mit einem Nicken trat Dottie an das Geländer und blickte über das Gelände. »Ich denke, ihr solltet hier ein richtiges Schwimmbad haben. Junge Mädchen sollten regelmäßig Schwimmunterricht erhalten. In einem See herumzuplanschen entspricht nicht gerade diesen Anforderungen. Ich werde euch ein Schwimmbad stiften.«
Edens Nackenhärchen richteten sich sofort auf. »Tante Dottie …«
»In deines Vaters Namen.« Mit einer hochgezogenen Augenbraue hielt Dottie abwartend inne. »Ich dachte mir, dass du keine Einwände hast. Wenn ich einem Krankenhaus einen neuen Flügel stiften kann, dann kann ich dem Sommercamp meiner Lieblingsnichte auch im Namen meines Bruders ein Schwimmbecken spenden. Außerdem ist mein Steuerberater immer auf der Suche nach neuen Abschreibungsmöglichkeiten. Und nun … sollen Eric und ich jetzt wieder abfahren?«
Eden seufzte nur. Wie geschickt sie soeben manipuliert worden war! »Ob Eric hier ist oder nicht, macht keinen Unterschied. Bitte bleib, solange du möchtest.«
»Gut. Boo Boo und ich amüsieren uns nämlich prächtig.« Dottie schmiegte die Wange an Boo Boos Fell. »Das Schöne an ihr ist, dass sie so viel unkomplizierter zu handhaben ist als jedes meiner Kinder. Ach Eden, eins noch, bevor ich wieder hineingehe … Nun, ich könnte schwören – wie soll ich es ausdrücken? –, ich hätte eine Art Erdbeben gespürt, als ich heute Nachmittag in den Stall kam. Bist du in jemand anderen verliebt?«
»Tante Dottie …«
»Das reicht mir. Meinen Segen hast du, uneingeschränkt. Nicht, dass das wichtig wäre. Boo Boo war übrigens auch völlig hingerissen.«
»Wirst du jetzt exzentrisch?«
Mit einem leisen Lachen hob Dottie das Fellknäuel höher auf den Arm. »Wenn man sich nicht mehr auf seine Schönheit berufen kann, muss man sich etwas anderes ausdenken. Ah, sieh an.« Sie trat beiseite, als der Lamborghini vorfuhr. Mit geschürzten Lippen beobachtete Dottie, wie Chase aus dem Wagen stieg.
»So sieht man sich also wieder«, begrüßte sie ihn, um sich dann zu Eden umzudrehen. »Ich bewundere deinen Geschmack.« Sie klopfte ihr leicht auf die Schulter. »Doch, wirklich. Und jetzt gehe ich wieder hinein und probiere den Punsch. Er ist doch genießbar, oder?«
»Ich habe ihn selbst angesetzt.«
»Oh.« Dottie rollte mit den Augen. »Nun gut. Auch ich bin eine Spielernatur.«
Innerlich wappnete Eden sich und drehte sich zu Chase um. »Hallo, freut mich, dass du kommen konntest …«
Er presste seinen Mund so schnell auf ihre Lippen, dass ihr nicht einmal Zeit blieb, um überrascht zu sein. Mochte sie diesen Kuss später auch als besitzergreifend bezeichnen – in diesem Moment jedoch glitten ihre Hände seinen Rücken hinauf bis zu seinen Schultern. So intensiv, so echt, so richtig, alles im gleichen Augenblick.
Mit Eric hat sie
Weitere Kostenlose Bücher