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Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Mineralwasser in der Hand, und wartete, bis die Gäste vor ihr sich in den Vorraum oder gleich auf die Straße begaben. Als sie an meiner Reihe vorbeikam, sprach ich sie an.
    » Contessa Oderzo?«
    Sie war einen Kopf kleiner als ich und bestimmt um die Hälfte leichter. Die Brille hatte sie abgenommen. Das Wasserglas stellte sie auf einen leeren Stuhl und löste das tragbare Mikrofon von ihrem Blazerkragen.
    »Si?«
    »Mein Name ist Joachim Vernau. Ich bin Anwalt und hätte Sie gerne für eine Minute gesprochen.«
    »In welcher Angelegenheit?«
    »Es geht um Johannishagen«, sagte ich. »Und um Ihren Schwiegervater. Mein Beileid zu Ihrem Verlust.«
    »Kommen Sie von Sinter?«
    Ich überlegte nicht lange. »Ja.«
    »Verstehe. Hat das nicht bis nächste Woche Zeit?«
    »Leider nein.«
    Ich wollte gerade umständlich ausholen und weiträumig umschiffen, warum ich den Anwalt ihrer Familie sowie genau diese Familie verdächtigte, im Zusammenhang mit einigen ungeklärten Todesfällen inner- und außerhalb besagter Familie zu stehen, da fragte sie leise: »Dann gibt es also Neuigkeiten?«
    »In gewisser Weise, ja«, antwortete ich. Aber die werden dir nicht gefallen. Denn die wichtigste wird sein, dass ich euch nahe komme. Sehr nahe. »Hauptsächlich die eine oder andere Nachfrage. Sie verstehen, wir wollen ganz sichergehen.«
    »Aber natürlich.« Sie sah auf eine ebenso dezente wie teure Armbanduhr. »Das ist auch in unserem Interesse. Was halten Sie von einem Glas Wein?«

33
    Zuzanna hatte keinen Regenschirm mitgenommen, und diese Unüberlegtheit rächte sich. Schon auf halbem Weg schoben sich die grauen Wolken übereinander, und aus einem ersten zaghaften Tröpfeln wurde ein ergiebiger Landregen. Die Scheibenwischer arbeiteten auf Höchststufe, dennoch musste sie das Tempo drosseln, um einigermaßen sicher weiterzufahren. Regenschleier lagen wie graue, nasse Vorhänge über der Odrabrücke mit ihren geschwungenen Eisenbögen. Vom Dorf am anderen Ufer nahm sie zunächst nur vereinzelte Lichter wahr. Sie überquerte die Brücke in nördliche Richtung, blieb auf der S 3 und warf im Vorüberfahren einen schnellen Blick auf die Fischerhäuser und die vertäuten Kähne am Ufer, die sanft auf den regengepeitschten Fluten schaukelten. Cigacice war klein. So klein, dass sie den Ort über die Schnellstraße schon wieder verlassen hatte, bevor sie es richtig mitbekam. Fluchend wendete sie und bog bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit nach rechts ab, um in das Dorf hineinzugelangen.
    Das buckelige Kopfsteinpflaster verlangsamte die Fahrt noch mehr, sodass sie schließlich im Schritttempo voranschlich und die beschlagenen Scheiben immer wieder freireiben musste. Kein Mensch war auf der Straße. Sie kam an einer roten Backsteinkirche vorbei, mit bleiverglasten gotischen Fenstern und einem spitzen, schiefergedeckten Turm, der im Regen glänzte wie schwarzes Glas. Es gab kaum mehr als ein halbes Dutzend Kreuzungen, eine bescheidener als die andere. Fast schon wieder am Ortsausgang angelangt setzte sie den Blinker nach links, weil sie dort das Ufer der Odra vermutete. Auch wenn es regnete, die Skipper ließen ihre Boote mit Sicherheit nicht gänzlich unbewacht. Irgendjemand würde schon zu Hause sein und ihr sagen können, wo sie die Nowaks fand.
    Nach wenigen Metern verengte sich der Weg zwischen zwei niedrigen Häuschen und führte steil bergab. Zwar traute sie ihren Bremsen, aber die Nässe und das abgefahrene Reifenprofil könnten auf dem Rückweg Probleme bereiten. Seufzend zog sie den Zündschlüssel ab und blieb noch einen Moment sitzen. Sie beobachtete, wie die Rinnsale auf der Scheibe ihren Weg nach unten suchten. Kleine Bäche, die im Zickzack aufeinandertrafen und sich vereinigten, ohne dabei größer zu werden.
    Schließlich gab sie sich einen Ruck und stieg aus. Glücklicherweise hatte sie noch daran gedacht, ihre Joggingschuhe anzuziehen. Sie sprintete zum nächsten Haus, rutschte dabei auf dem Kopfsteinpflaster aus und fand erst im allerletzten Moment das Gleichgewicht wieder.
    Klingeln gab es nicht, auch keine Namen an der Gartenpforte. Aber das Bild eines furchterregenden Mastinos mit gefletschtem Maul. Vorsicht Hund!
    Weder Hund noch Herr war bei diesem Wetter draußen. Sie öffnete die kleine Pforte und lief zur Haustür. Unter dem Windfang war es wenigstens trocken. Sie klopfte und rief so lange, bis ein noch junger Mann mit misstrauischem Blick ihr öffnete.
    »Ja?« Er scannte sie von oben bis unten ab.

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