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Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Versunkene Gräber: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Wahrscheinlich überlegte er, welche Verrückte da vor ihm stand und bei diesem Wetter ein Boot mieten wollte.
    »Ich suche die Familie Nowak. Können Sie mir sagen, wo ich sie finde?«
    »Nowak?« Er wies mit dem Daumen hinunter zum Fluss. »Das letzte Haus links. Aber ein Boot werden Sie heute nicht bekommen. Sie haben geschlossen. Ein Trauerfall.«
    »Ich weiß«, sagte Zuzanna. »Deshalb bin ich hier.«
    »Ach so.« Der Mann trat vor die Tür. »Sind Sie eine Freundin von Krystyna?«
    »Nein. Ich bin Anwältin.« Sie hatte sich entschlossen, keine Lügengeschichten zu erzählen.
    »Stimmt was nicht?«
    »Doch. Alles in Ordnung. Danke!«
    Der Weg führte über eine Biegung hinunter zu einem schlammigen Parkplatz. In den Schlaglöchern hatten sich tiefe Pfützen gebildet. Wenn der Wind darüberfuhr, kräuselte sich die Wasseroberfläche wie eine Gänsehaut.
    Das Haus der Nowaks lag ungefähr fünfzehn Meter vom Ufer entfernt und leicht erhöht. Sie fragte sich, ob das gegen das Hochwasser ausreichte. Doch der etwas in die Jahre gekommene Neubau sah intakt und gepflegt aus. Auf einem Schild an der Hauswand war zu lesen, dass man hier Boote für Tagesausflüge, aber auch stundenweise mieten konnte.
    Es gab eine Klingel. Ihr Klang war ein melodischer Gong, so laut, dass er gehört werden musste. Tatsächlich dauerte es keine halbe Minute, bis ein junges Mädchen die Tür aufriss. Es war dünn und groß, ein ungelenker Teenager mit zu langen Armen, der noch nicht wusste, wie er das Beste aus sich herausholen konnte.
    »Ja?«
    »Guten Abend. Entschuldigen Sie die Störung. Mein Name ist Zuzanna Makowska. Ich bin Anwältin und hätte einige Fragen im Zusammenhang …«
    Sie sah, dass das Mädchen rotgeweinte Augen hatte. Es war hübsch, mit glatten, schulterlangen blonden Haaren, heller Haut und einigen Sommersprossen auf der Nase. Aber es war traurig, und Zuzanna wusste, warum.
    »Es tut mir so leid. Krystyna Nowak war Ihre Mutter?«
    »Ja. Entschuldigen Sie bitte. Um was geht es?«
    Zuzanna sah sich um. »Vielleicht dürfte ich Ihnen das drinnen erläutern?«
    Das Mädchen nickte und ließ sie herein. Zuzanna trat in einen engen Flur mit einer überlasteten Garderobe voller nasser Jacken. Aus dem Wohnzimmer drang Stimmengewirr, das schlagartig verebbte, als sie auftauchte.
    Um einen Couchtisch voller Gläser und mit einem großen, fast leeren Aschenbecher in der Mitte saßen acht Leute. Es mussten Verwandte und Freunde der Familie sein. In dem Mann, der für eine matte Begrüßung aufstand, vermutete sie Krystynas Gatten.
    »Nowak«, sagte er. Alles an ihm war traurig. Die hängenden Schultern, das längliche Gesicht, der Schnauzbart, der dünn über den Mundwinkeln nach unten hing.
    »Zuzanna Makowska. Mein Beileid.«
    Die anderen, die auf dem Sofa und in den Sesseln saßen, murmelten etwas.
    »Es tut mir leid, wenn ich störe.« Sie blieb im Raum stehen – einem typischen Wohnzimmer, das von bescheidenem Auskommen und dem Streben nach Harmonie geprägt war – und wartete ab, ob man ihr einen Platz anbieten würde. Das Mädchen drängelte sich zurück aufs Sofa und knuffte einen Teenager zur Seite. Der junge Mann, schmächtig, zudem noch von Akne geplagt, rutschte widerwillig nach rechts.
    »Setzen Sie sich doch. Ich bin Lenka, und das ist mein Bruder Tom. Mein Vater Michal, mein Großvater Zygfryd. Freunde von meiner Mutter.«
    Zuzanna zwängte sich zwischen die Armlehne und Tom. Sie nickte Zygfryd zu, einem rüstigen Mann mit schlohweißem Haarkranz, dessen gesunde Gesichtsfarbe nicht über den Schicksalsschlag hinwegtäuschen konnte, der ihn und seine Familie ereilt hatte. Versammelt hatten sich noch vier weitere Gäste. Zwei Frauen, die eine mit extrem rot gefärbten, dünnen Haaren und grobknochigen Händen, die andere weicher, füllig, mit einem runden Gesicht und einem wie zum Lachen gemachten Mund, den der Schmerz verschlossen hatte. Die Männer neben ihnen schienen ihre Ehegatten zu sein. Fischer, nahm sie an. Oder Schiffer, wenn die Touristen kommen. Kräftige Schultern hatten beide, von Wind und Wetter gegerbte, herbe Gesichter. Der Mann der Rothaarigen legte seinen Arm um ihre Schulter, der andere zündete sich eine Zigarette an, stieß den Rauch aus und starrte dabei auf den Boden.
    Offenbar war sie mitten in ein Familien- und Freundestreffen geplatzt. Sie fühlte sich unwohl, vor allem, weil sie als Einzige die Tote nicht gekannt hatte und auch noch gewisse Absichten verfolgte.
    »Ja.« Sie wusste

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