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Versunkene Gräber - Roman

Versunkene Gräber - Roman

Titel: Versunkene Gräber - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Zutritt zu allen Bereichen der Siedlung Johannishagen bekommt. Damit meint er wohl die beiden Häuser und den Weinberg, um einen Streitwert festsetzen zu können. Schmeiß den Wisch ins Feuer oder putz dir die Hände damit ab.«
    Jacek lehnte sich mit verschränkten Armen an die Spüle. »Damit schafft man sich Freunde.«
    Ich seufzte. »Du weißt ganz genau, dass die überwältigende Mehrheit der Deutschen kein Interesse daran hat, das infrage zu stellen, was vor Jahrzehnten beschlossen und nach der Wende auch noch einmal bekräftigt worden ist.«
    »Weiß ich das?«
    »Ja, Jacek, das tust du.«
    »Ich weiß es vielleicht von dir. Oder von Marie-Luise. Sie hat mir das von ihrer Familie in Küstrin erzählt, und es tut mir wirklich leid für sie. Aber was ist mit all den anderen? Das ist der Grund, weshalb unsere Eltern und Großeltern dem Boden nicht getraut haben, auf dem sie gegangen sind. Warum dieses Thema nie angeschnitten wurde. Weil wir uns von den Deutschen nicht vorhalten lassen müssen, wir hätten ihnen dieses Land gestohlen ! Da! Da hast du es schwarz auf weiß!«
    Wütend wies er auf den Brief. Leute wie Sinter waren dafür verantwortlich, dass ein ganz übler, stinkender Bodensatz immer noch brodelte und stetes Gift auf das zarte Pflänzchen der deutsch-polnischen Freundschaft tröpfelte. Und dass ganz Polen – und Tschechien – im Dreieck gesprungen waren, als das Zentrum gegen Vertreibungen seine Arbeit aufgenommen hatte.
    Ich las mir Sinters Aufschneiderei noch einmal genau durch. »Hier geht es nicht um eine Rückgabe. Hier geht es um den Zugang zu deinem Haus.«
    »Ja und? Man darf sie gar nicht erst reinlassen. Das sagen alle.«
    »Hättest du diesen Brief Marie-Luise oder mir gezeigt, hätten wir dir gleich sagen können, dass das nichts ist als ein Schuss ins Blaue. Es geht nicht um eine Rückgabe oder Enteignung. Die ist rechtlich nicht durchzusetzen.«
    »Das hat es aber gegeben.«
    »In einigen wenigen Einzelfällen. Und auch nur, wenn ihr nicht im Grundbuch …« Ich brach ab.
    »Was?«, fragte Jacek.
    »Ihr steht doch im Grundbuch?«
    Jacek blähte die Nüstern, was ihm sehr gut stand und mich an Captain Jack Sparrow erinnerte, aber das half uns im Moment nicht weiter.
    Ich griff zu meinem Handy und rief Zuzanna an. Glücklicherweise meldete sie sich nach dem dritten Klingeln.
    »Halo?«
    »Was steht im Grundbuch?«
    »Wie? Ach so, ja …«
    Ich hörte, wie im Hintergrund ein Lkw startete und ein kleines Kind lachte.
    »Einen Moment.«
    Dann knirschten Schritte über einen sandigen Boden. Schließlich klappte eine Tür. Es war still.
    »Herr Vernau? Sind Sie noch dran?«
    »Ja. Was haben Sie herausgefunden?«
    »Keine so guten Neuigkeiten. Im Gegenteil. Wäre Jacek Zieliński noch in Untersuchungshaft, könnte die Anklage den Grundbuchauszug als Tatmotiv heranziehen.«
    Ich warf Jacek einen zornigen Blick zu. Solche Dinge waren wichtig, und er hatte sich nicht darum gekümmert.
    »Und jetzt ist es Marek. Frau Makowska, wer ist Eigentümer der Siedlung Janekpolana?«
    »Der polnische Staat. Die Zielińskis haben die osada im Juni neunzehnhundertfünfundvierzig quasi für null gepachtet. Das hat man damals in vielen Fällen so gehandhabt, weil es bis zum Potsdamer Abkommen keine sichere Rechtslage gab.«
    »Und danach?«
    »Die meisten haben spätestens nach dem gescheiterten Versuch der Preußischen Treuhand ihren Besitz umschreiben lassen. Das war vor ein paar Jahren hier ein großes Thema.«
    »Das heißt, würde der frühere Eigentümer auf Rückgabe klagen, er hätte eine reelle Chance?«
    »Ich bin in dieser Sachlage der falsche Ansprechpartner. Ich glaube nicht. Aber es hat Fälle gegeben, wo Klagen aufgrund dieser Rechtslage stattgegeben wurde. Ich …« Sie verstummte.
    »Was hatten Sie vor?«, fragte ich.
    »Ich wollte den Auszug so lange nicht erwähnen, bis die Anklage von alleine darauf gekommen wäre.«
    Oder besser gesagt: keine schlafenden Hunde wecken. Jacek hatte mit Zuzanna einen richtig guten Griff gemacht, das erwies sich bei jedem unserer Gespräche aufs Neue.
    »Danke.«
    »Aber … ich bin zu spät gekommen. Vor mir war schon jemand im Grundbuchamt.«
    »Sinter?«, fragte ich überrascht.
    »Nein. Staatsanwalt Marian Sobczak aus Zielona Góra. Ein guter Mann, sagen die Leute.«
    »Und was sagen Sie?«
    »Ein guter Mann«, wiederholte Zuzanna. »Was gibt es Neues?«
    »Sinter hat Schwerdtfeger nach Janekpolana ins Haus der Zielińskis geschickt. Ich habe ein

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