Versunkene Gräber - Roman
Schreiben seiner Kanzlei in Krakau vorliegen, in dem er Jacek Zieliński mit einem Gerichtsverfahren droht. Dies ist meiner Meinung nach nur ein Vorwand, um Schwerdtfeger den Zutritt zum Haus zu ermöglichen. Zieliński hat abgelehnt. Damit haben wir den Grund, warum das Mordopfer sich vor seinem Tod nachts hier und auf dem Friedhof herumgetrieben hat. Wir wissen aber nicht, was er gesucht hat. Schwerdtfeger und Marek Zieliński sind sich vor einiger Zeit schon einmal begegnet. Der alte Herr hat sich ziemlich aufgeregt.«
»Das ist leider häufiger so. Die meisten Eigentümer haben nichts dagegen, wenn Heimattouristen vorbeikommen. Oft entstehen daraus auch sehr berührende Begegnungen. Aber es schallt immer so aus dem Wald heraus, wie man hineinruft. Sagen Sie nicht so?«
»Ja. So sagen wir. Trotzdem erscheint es mir als Motiv zu dünn.«
Sie dachte einen Moment nach. »Mir auch.«
»Krystyna Nowak kam aus Cigacice«, fiel mir noch ein.
»Ach, das ist ja ganz in der Nähe.«
»Eben. Jacek kannte sie. Wahrscheinlich kannte sie auch Janekpolana und die Geschichte dieses Hauses. Es gibt einen vagen Hinweis darauf, dass Marek als Kind etwas Schlimmes geschehen ist.«
Jacek stieß sich vom Waschbecken ab und kam auf mich zu. »Moment. Mit wem redest du?«
»Mit deiner Anwältin. Die sich übrigens auch sehr um deinen Vater sorgt.«
»Okay. Gut. Aber lass diese alten Sachen raus, ja?«
»Diese alten Sachen sind der Schlüssel zu dem, was passiert ist und euch nacheinander in den Knast bringt. Wenn du es nicht weißt, müssen wir es auf andere Weise herausfinden.«
Grummelnd wandte er sich ab und ließ kaltes Wasser über fettverkrustete Pfannen laufen.
»Ich bin wieder dran«, sagte ich zu Zuzanna.
»Sie meinen, Krystyna könnte etwas über die Vergangenheit gewusst haben?«
»Das ist durchaus möglich.«
»Ich werde mich darum kümmern. Aber nicht heute. Ich bin gerade erst bei meiner Familie angekommen.«
»Natürlich. Danke, dass Sie uns unterstützen.«
»Kein Problem. Ich werde am Wochenende rausfahren und auch kurz bei Jacek vorbeikommen. Irgendwie müssen wir seinem Vater helfen.«
»Glauben Sie, er hat es getan?«
»Ich fürchte, ja. Seine Aussagen sind wirr. Wir müssen ihn zum Reden bringen. Ich glaube, das würde ihm helfen.«
Nicht nur ihm, dachte ich, nachdem ich aufgelegt hatte und auf Jaceks breiten Rücken starrte.
»Was hältst du eigentlich von ihr?«, fragte er, ohne mich anzusehen.
»Sie ist genau die richtige Anwältin für deinen Vater.«
»Das meine ich nicht.« Er zog eine fast leere Flasche Spülmittel unter einem Stapel dreckiger Töpfe hervor und verdünnte den Rest mit Wasser. »Ich meine, was du meinst, also so als Frau.« Er schüttelte die Flasche wie einen Cocktailshaker und sah mich erwartungsvoll an.
»Also …«
Jacek hatte mich in dieser Hinsicht nie um Rat gefragt. Ich ahnte, dass er etwas von mir hören wollte, das nichts mit ihrer Fachkompetenz zu tun hatte. Aber auf keinen Fall etwas Anzügliches. Ich hatte mir über Zuzanna als »Frau« bisher wenig Gedanken gemacht. »Sie ist sehr hübsch.«
»Ja? Findest du? Sie ist mager. Sie müsste mehr essen.«
Er drehte sich wieder um und schüttete das Gemisch über dem Geschirr aus. Dann suchte er eine Spülbürste.
»Ich glaube, du solltest dir weniger Gedanken um Zuzannas Figur als um eure Zukunft machen. Du hast dich noch einmal mit Schwerdtfeger getroffen. Sinter hat Horst Schwerdtfeger überwacht. Es gibt ein Foto von euch in Zielona Góra.«
Wütend warf er die Bürste ins Becken.
»Verdammt!«, rief ich. »Sag mir endlich, was du weißt! Alles! Ich will jede Einzelheit wissen, hörst du?«
Langsam drehte er sich zu mir um. »Jemand von diesem Scheißbüro in Kraków hat angerufen und Druck gemacht. Ich sagte, sie können mich mal. Ich schaff mir eine Knarre an, wenn das so weitergeht. Da wurden sie katzenfreundlich und meinten, Schwerdtfeger könnte sich ein Joint Venture vorstellen.«
»Horst Schwerdtfeger?«, fragte ich verblüfft. »Ein Joint Venture?«
»Ja. Sie haben uns Geld angeboten. Ich hab der Sache nicht getraut, aber … mir steht das Wasser bis zum Hals. Ich kann den Wein nicht verkaufen, weil die Rechtslage mit der Steuer kompliziert und teuer ist. Ich hab mir das alles einfacher vorgestellt.«
»Aha.«
»Also haben wir uns getroffen. Er hatte eine Frau dabei. Angeblich seine Schwester. Maria hieß sie. Die hatte ein Auge auf ihn, damit ich ihn nicht über den Tisch ziehe. Über die
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