Versunkene Gräber - Roman
dahin?«
»Ein Schatz.« Ich konnte Vaasenburg ansehen, was er von der Geschichte hielt. »Was soll das sein?«
»Etwas, das im Krieg zur Seite geschafft wurde. Offenbar heute noch interessant genug, um ein paar Träume zu verwirklichen. Doch Schwerdtfeger ist ins offene Messer gelaufen. Schon beim ersten Besuch ging einiges schief. Er geriet sich mit den Zielińskis in die Haare. Dazu kam, dass der alte Hagen misstrauisch wurde. Etwas lief hinter seinem Rücken. Ich weiß nicht, was, aber Krystyna Nowak hat wohl keine andere Möglichkeit gesehen, als den alten Mann zu töten.«
»Wie?«
»Ich nehme an, sie hat ihm den Mund zugehalten oder ein Kissen verwendet. Anschließend ließ sie es wie eine Komplikation beim Schlucken aussehen. Doch dann lief die Sache aus dem Ruder. Nach dem Tod des alten Hagen sah Schwerdtfeger wieder in die Röhre. Er erzählte dem Anwalt der Familie Camerer von den Briefen. Und siehe da: Er bekam Geld. Sinter ist gewieft. Er versuchte, die Zielińskis einzuschüchtern, um Schwerdtfeger einen Zugang zu Janekpolana zu ermöglichen. Daher stellte er ihm in Aussicht, dass er mit der Unterstützung der Familie Camerer rechnen könnte, wenn Schwerdtfeger die Briefe besorgen würde.«
»Waren Sie dabei? Oder wissen Sie das vom Hörensagen? Oder ist das die Art von Spekulation, mit der ich nichts zu tun haben möchte?«
»John Camerer hat mir den Kontakt zu Krystyna Nowak und die Erpressung bestätigt. Doch Frau Nowak hatte einen letzten Brief behalten. Den wichtigsten. Den, in dem drinstand, wo der Schatz versteckt ist. So konnte Schwerdtfeger auch bei seinem zweiten Besuch in Janekpolana nicht finden, was alle so verzweifelt suchten. Kommen Sie bis hierhin mit?«
»Sie sind ein begnadeter Erzähler, Herr Vernau. Ich kann Ihnen folgen. Aber ob sich das alles wirklich so abgespielt hat?«
»Tatsache ist, dass Horst Schwerdtfeger während seiner Suche erschlagen wurde. Frau Hoffmann war dabei.«
Marie-Luise schluckte und sah zu Boden. Vaasenburg wartete, was sie zu sagen hätte. Er hatte ihr immer mehr getraut als mir.
»Mich hat jemand über den Friedhof gejagt. Ich konnte in letzter Sekunde entkommen. Es war wohl Marek Zieliński, den irgendetwas fast in den Wahnsinn getrieben hat. Marek hat gestanden, Schwerdtfeger erschlagen zu haben.«
Vaasenburgs Stirn legte sich in tiefe Falten. Er stützte sich mit den Oberarmen auf die geöffnete Fahrertür und dachte nach. Schließlich, als ich schon damit rechnete, wieder eine Abfuhr von ihm zu bekommen, seufzte er.
»Ich habe die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft von Zielona Góra gelesen. Sie kamen gestern Nachmittag. Marek Zieliński ist ein verwirrter alter Mann. Er scheint in Schwerdtfeger den alten Besitzer des Gutes wiedererkannt zu haben und ist in dieser Nacht wohl auf alles los, was sich ihm in den Weg gestellt hat. Der Fall Schwerdtfeger ist für die polnische Polizei geklärt. Zieliński wird man für die Tat nicht zur Rechenschaft ziehen können. Am Montag werden wir die Hinterbliebenen darüber informieren, dass der Fall aufgeklärt ist.«
»Was ist mit den beiden anderen Morden?«, fragte ich. »Ich vermute, dass Sabine Camerer dahintersteckt. Sie war die Erste, die die Heimleiterin heute Vormittag angerufen hat.«
»Gehen Sie zur Polizei.«
»Ich rede gerade mit der Polizei«, knirschte ich.
»Außerhalb der Dienstzeit. Die Camerers. Wissen Sie eigentlich, welchen Verdacht Sie da in die Welt setzen?«
Ich schwieg. Vaasenburg sah wütend von mir zu Marie-Luise.
»Was verschweigen Sie mir?«
»Nichts!«
Er knallte die Tür zu und kam auf mich zu. Unwillkürlich wich ich zwei Schritte zurück.
»Sie und Jacek Zieliński, und Sie auch, Frau Hoffmann, stecken doch alle unter einer Decke. Goldgräber, ja? Schatzsucher! Ihre moralische Empörung endet doch dort, wo der eigene Vorteil beginnt! Wenn auch nur ein Funke Wahrheit in alldem steckt, dann würden Sie nichts lieber tun, als den Camerers einen Denkzettel zu verpassen und die kleine Osterüberraschung gleich mit zu kassieren!«
»Und wenn es so wäre? Meinen Sie nicht, Marek hätte eine Wiedergutmachung verdient für das, was ihm angetan wurde?«
»Was hat er anderen angetan?«, fauchte er und nahm Marie-Luise ins Visier. »Sie sind gerade noch mal mit viel Glück davongekommen. Bringen Sie ihn davon ab, noch mehr Porzellan zu zerschlagen. Erstatten Sie Anzeige, sofort. Ich verspreche Ihnen, die Rechtsmedizin wird sich die beiden Toten sehr genau ansehen.
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