Versunkene Inseln
bedeutungsschwangerer Stimme diverse Mißdeutungen geschildert worden waren. Ich hoffte, daß Greville und nicht ausgerechnet Tobias sie eingeweiht hatte. Greville hätte seine Version in der ernsten und übergenauen Weise dargelegt, an der er soviel Gefallen fand, seit er zum „Wissenschaftler“ geworden war. Tobias aber hätte die Geschichte breitgetreten und durchtränkt mit all dem faszinierten Entsetzen eines Kindes, das vom schwarzen Mann spricht. Nun, es spielte keine Rolle; ich rechnete nicht damit, daß Paul und Jenny mich und meine Durchspülungen als nicht ganz so erschreckendes Mysterium betrachteten, wie das bei anderen der Fall war. Doch Pauls Blick störte mich, die unverhohlene Taxierung, jene Dinge in seinen Augen, die ich nicht sehen und an die ich nicht erinnert werden wollte. Ich rückte meinen Sessel zur Seite, so daß er nur noch einen Teil meines Gesichts beobachten konnte.
„Was haltet ihr von der Ilium?“ fragte ich.
Ihre Antworten waren typisch: Sie sei herrlich, atemberaubend, phantastisch, großartig.
„Und die Möglichkeiten!“ fuhr Jenny fort. „Die Kraftfelder, die mir Benito erklärte. Er meinte, die brächten die Ilium letztendlich in den Weltraum.“
„Das werden sie ganz bestimmt“, erwiderte ich. Ich würde das nicht mehr erleben, aber ich glaubte nicht, daß ihnen diese Bemerkung gefallen hätte. „Hat euch Greville einen 1-A-Vortrag über die Totale Bedeutung gehalten?“
Jenny lächelte. „Ja, wir sind umfassend belehrt worden.“
„Man versenkt das ganze Schiff und kratzt einfach das zusammen, was man auf dem Meeresgrund findet“, sagte Paul.
„Ich fürchte, ganz so einfach ist das nicht. Denk daran, daß die Inseln während der Großen Formung versanken. Und ganz abgesehen von den dadurch verursachten Schäden: Dort unten haben sich alle möglichen Arten von Dingen angehäuft. Wasser ist nicht gerade das beste Konservierungsmittel, und darüber hinaus liegen viele Sachen verborgen im Schlick oder zwischen Pflanzen. Die Dinge liegen nicht einfach herum und warten darauf, eingesammelt zu werden. Man muß sie suchen, sie aufspüren und freilegen. Man muß wissen, wo man sich Zeit nehmen sollte und was man getrost gleich liegenlassen kann. Außerdem ist es nicht ganz ungefährlich unter Wasser.“
„Aber Greville hat uns doch die Erganzüge gezeigt“, sagte Paul. „Er meinte, mit ihnen sei man so sicher, als stünde man an Deck.“
„Das stimmt“, gab ich säuerlich zurück. „Es ist, als stecke man die ganze Zeit in einem undurchdringlichen Panzer. Sicher, man kann eine Menge sehen, und man ist geschützt. Aber man ist auch zur Passivität verurteilt, man kann nichts berühren, und es gibt oft Gelegenheiten, bei denen sie sich als untauglich erweisen. Darum haben sie Servos, die die Tast- und Freilegungsarbeiten erledigen.“
„Was ist daran nicht in Ordnung?“
„Zuerst einmal: Etwas mit eigenen Augen zu sehen ist weitaus besser, als nur ein vom Servo übertragenes Bild zu betrachten. Und da die Servos solche Stellen aufsuchen können, die Erganzügen verwehrt sind, ist man ganz auf die Bildschirme angewiesen – und Bildschirme sind einfach nicht ausreichend, eine elektronische Abtastung kann nicht Wichtiges von Unwichtigem unterscheiden.“
„Aber man kann die Erfassung doch sicher fokussieren“, sagte Paul, und seine Hände zeichneten eine entsprechende Regieanweisung in die Luft.
„Natürlich, und damit wären wir beim zweiten Problem. Es dauert seine Zeit, bis man das Bild erfaßt hat und eine Anweisung an den Servo rückübermittelt. Zugegeben, die Zeitspanne ist nur kurz. Doch sie ist unendlich lang, verglichen mit der Zeit, die ein Tastimpuls
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