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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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den Kopf ein we­nig zu­rück, leg­te mir die Hän­de auf die Schul­tern und ließ sie dann an mei­nem Kör­per ent­lang­glei­ten, bis sie die Brüs­te um­faß­ten.
    „Er­in­nerst du dich an Ve­ne­dig?“ sag­te er weich.
    Ich nick­te. Na­tür­lich er­in­ner­te ich mich an Ve­ne­dig, auch wenn ich nie wie­der dort ge­we­sen war seit je­nem einen Aus­flug mit ihm, vor der Flu­tung. Sei­ne Lip­pen ka­men wie­der her­an, strei­chel­ten mei­ne, und sei­ne Hän­de glit­ten auf mei­nen Rücken und drück­ten mich en­ger an ihn. Dann, ganz sanft, trug er mich zum Bett, zog mir die De­cke über die Schul­tern, schlüpf­te ne­ben mich und nahm mich in die Ar­me. Ich schlief ein, halb da­von über­zeugt zu träu­men.
    Und am Mor­gen war er noch im­mer da, als der Son­nen­schein durch das bun­te Glas der nach Os­ten ge­le­ge­nen Fens­ter si­cker­te und mich weck­te. Ich dreh­te mich um, spür­te sei­nen Arm, sei­nen Rücken, schlug die Au­gen auf, starr­te ihn an und er­in­ner­te mich an den Abend zu­vor. Er er­wach­te, roll­te sich her­um, lä­chel­te mich an und leg­te mir die Hand auf die Brust.
    „Weißt du, was du da tust?“ frag­te ich.
    Er schenk­te mir ein be­stä­ti­gen­des Lä­cheln und lieb­kos­te mich wei­ter, bis ich ei­ne Er­re­gung in mir spür­te, die ich seit lan­ger Zeit ver­lo­ren und ab­ge­stor­ben glaub­te, be­gra­ben un­ter den Schich­ten mei­nes Da­hin­wel­kens. Er­staunt be­rühr­te ich sei­nen Kör­per, fühl­te sei­ne Erek­ti­on, die wei­che Wöl­bung sei­nen Rückens, die straf­fe Be­gier­de sei­ner Hin­ter­ba­cken, als er et­was in die Hö­he kam und in mich ein­drang. Die üb­rig­ge­blie­be­ne Schwä­che und die Äo­nen seit mei­nem letz­ten Ge­schlechts­akt mach­ten mich un­be­hol­fen. Ich konn­te mich sei­nem Rhyth­mus nicht an­pas­sen, aber er be­weg­te sich für uns bei­de, und mein Kör­per rea­gier­te über­ra­schend in­ten­siv. Die Ek­sta­se des Hö­he­punkts glitt durch je­ne Be­rei­che, die erst vor we­ni­gen Stun­den in hef­ti­ger Qual er­glüht wa­ren, und sie schweiß­te al­les wie­der zu­sam­men. Paul war ein sanf­ter Lieb­ha­ber; er nahm sich Zeit, be­weg­te sich lang­sam, schrieb mir mit der Zun­ge mei­nen Na­men ins Ohr. Und als er kam, hielt ich ihn ganz fest und wieg­te ihn auf dem Bett. Die Hef­tig­keit sei­nes Or­gas­mus und sei­ne Schreie stei­ger­ten mei­ne Er­re­gung rasch wie­der und lie­ßen die Ek­sta­se in mich zu­rück­flu­ten. Arg­wöh­nisch selbst im Ent­zücken rät­sel­te ich über das Warum – ob er ein­fach nur mit ir­gend je­man­dem hat­te schla­fen wol­len und in sei­ner Not­la­ge selbst mit mir vor­lieb nahm, oder ob er mit je­man­dem ge­wet­tet hat­te, mit Jen­ny viel­leicht. Aber er blieb auch jetzt über mir und schenk­te mir ein so strah­len­des Lä­cheln, daß mein Miß­trau­en da­hin­schmolz wie Schnee in der Son­ne und ich sein Lä­cheln er­wi­der­te. Nach ei­ner Wei­le lieb­ten wir uns er­neut. Dies­mal war­fen wir die De­cke zu Bo­den, und auf dem Bett schlan­gen sich zwei nack­te und un­be­deck­te Kör­per in­ein­an­der. Und als ich er­neut den Hö­he­punkt er­reich­te, fühl­te ich mich wie­der jung, vom Kopf bis zu den Ze­hen­spit­zen, zum ers­ten­mal seit fünf­zig Jah­ren.
     

15
     
    Vor fünf­zig Jah­ren be­saß ich Ve­ne­dig. Zu­min­dest glaub­te ich das. Die Große For­mung hat­te auch vor den sump­fi­gen Über­bleib­seln die­ser Stadt nicht halt­ge­macht und sie ver­ein­nahmt, aber sie war un­ter den nun wie­der sau­be­ren und kris­tall­kla­ren Was­sern der Adria wie­der auf­ge­baut wor­den. Sil­ber­rei­ne Flu­ten schim­mer­ten über der ur­al­ten Stadt. Wie­der­auf­ge­bau­te Pa­läs­te fun­kel­ten in ih­ren schüt­zen­den Erg­bla­sen. Fi­sche husch­ten über die Pi­az­ze, glit­ten an Kris­tall­fens­tern vor­bei und saus­ten an den Säu­len und Mau­ern der re­stau­rier­ten Rui­nen ent­lang. In Erg­bla­sen gehüll­te Be­su­cher be­weg­ten sich wie in ei­nem Traum ge­fan­gen, da­hin­krie­chen­de Lich­ter. Ve­ne­dig. Paul und ich ver­lie­ßen die Trans­port­röh­re und schlüpf­ten in die Näs­se des Mee­res, tief hin­ein in das Gold und Blau und Schar­lach­rot, in die

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