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Versunkene Inseln

Versunkene Inseln

Titel: Versunkene Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marta Randall
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Monument? Aber wofür? Und welchem Monument, das etwas auf sich hielt, mangelte es schon an einer Inschrift? Die Sondierung zeigte zwei Ebenen mit Zimmern im Innern an – Gänge, Türen, Decken, Böden. Also offenbar rein funktional, aber funktional wofür?
    Seltsam, seltsam. Ich glitt vor den Eingang und spürte, wie Aufregung in mir aufflackerte. Die Blätter der Wasserpflanzen tanzten synchron zu den flinken Bewegungen der Fische. Ich blickte auf die schiefe Tür, und Schwärze schien mir aus dem Haus entgegenzufließen und mir zuzuwinken. Ich zügelte das Verlangen, mich Hals über Kopf in den so schrecklich dunklen und verlockenden Zugang des Gebäudes hineinzustürzen, und wies den Servo an, die Scheinwerfer einzuschalten und vor mir hineinzuschwimmen.
    „Tia, was haben Sie entdeckt?“ verlangte Greville zu wissen, und seine Stimme war ein düsteres, beharrliches Jaulen an meinem Ohr. Offenbar war die Plünderung des Safes im Hauptbüro beendet, und während die anderen Taucher nach weiterer Beute Ausschau hielten, hatte er einen Augenblick Zeit gefunden, um sich an mich zu erinnern. Ich seufzte, erhöhte die Lautstärke wieder und schaltete den Sender ein.
    „Das ist schwer zu sagen“, entgegnete ich. „Es ist ein Gebäude, aber ich kann nicht feststellen, welchem Zweck es gedient hat. Um ein Wohnhaus handelt es sich ganz gewiß nicht. Solide Konstruktion, keine sichtbaren Beschädigungen, keine Fenster, offenstehende Tür. Etwa fünfzehn Meter hoch, genauso lang und nicht ganz so breit. Ich werde jetzt hineinschwimmen.“
    „Hören Sie, Tia, das könnte ziemlich gefährlich sein“, warnte Grevilles affektierte Stimme. „Warten Sie, bis wir Ihnen ein paar zusätzliche Servos geschickt haben, in Ordnung?“
    „Warum? Ich habe hier bereits einen, und die Sondierung zeigt eine überraschend geringe statische Belastung des Hauses.“
    „Warten Sie wenigstens, bis Tobias und die anderen mit dem Hotel fertig sind und zu Ihnen stoßen; dann können Sie zusammen hinein.“
    „Nein, die Ergkapseln sind zu groß für den Eingang. Kommen Sie, Greville, lassen Sie mich einfach weitermachen, ja?“
    „Dann lassen Sie wenigstens den Servo draußen, damit er die Verbindung zwischen uns hält.“
    „Ja, ja, in Ordnung“, brummte ich und blickte auf den Gürtelschirm hinab, bevor ich den Roboter zurückrief. Der Monitor zeigte überhaupt kein Bild.
    Ich glitt auf den Eingang zu und hielt mich kurz am Türrahmen fest. Kaum war ich im Innern des Gebäudes, da sah ich den Servo vor mir, und der Bildschirm flackerte auf. Er war noch immer auf die Abtasterfassung justiert, und ich schaltete auf Visuellübertragung um. Die roten Netzwaben verschwanden und wurden ersetzt von einer schlichten Realansicht des überfluteten und dunklen Vorraums. Ich schwamm wieder hinaus, und das Bild auf meinem Schirm verblaßte.
    „Greville, die Wände scheinen alle Signale bis auf die einer Sichtweite-Kommunikation zu blockieren“, sagte ich. „Ich werde SW-Relais hinterlassen müssen, wenn ich mir die einzelnen Räume ansehe, die Verbindung kann also ein bißchen schwierig werden.“
    Noch bevor er einen Einwand dagegen erheben konnte, tauchte ich erneut ins Haus und ließ mir Zeit damit, den Servo anzuweisen, vor der Tür Stellung zu beziehen. Dann schaltete ich meine Scheinwerfer ein, entsicherte den Stunner im Halfter und schwamm tiefer ins Gebäude hinein.
    Entlang den Wänden verrotteten die Reste von Sesseln und Sofas, und die Bezüge der Kissen waren von sich sanft wiegenden Pflanzen ersetzt worden. Auf einem moosüberzogenen und rostenden Metalltisch auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes ruhten komplizierte, altertümliche Kommunikationsgeräte und die Überbleibsel von Schreibutensilien. In der einen Schublade, die ich öffnen konnte, fand ich die Reste von aufgequollenem Papier. Kleine Tische, korrodierte Lampen, aufgelöste Zeitschriften. Keine Hinweistafeln, nichts, was auf den Zweck des Gebäudes hingewiesen hätte.
    Unmittelbar rechts neben dem Schreibtisch hing eine Tür an einer Angel. Ich zerrte daran. Sie schwebte zu Boden, und als sie niedersank, scheuchte sie einen Schwärm kleiner, dahinhuschender Fische auf. Ich nahm meinen Hauptscheinwerfer vom Tisch herunter und glitt in den nächsten Raum, eine große Halle mit vielen, zu weiteren Zimmern führenden Türen. Metallstühle waren an den Wänden aufgestellt, einer fein säuberlich neben dem anderen. Eine breite Treppe führte hinauf, und daneben sah ich

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