Versunkene Inseln
gelegenen Klippe steht. Der Strandhafer dahinter erfüllt die Luft mit den herben und hellen Duftlichtern seiner Lebensauren, die Fettpflanzen singen vielstimmige Lieder, und Vögel fliegen, hüpfen, brüten, sterben. Ich bewundere auch dies, springe davon und tauche ins Meer hinab. Ich gleite in einen kleinen Raum in einer überfluteten Stadt, sehe meinen Körper, der friedlich auf einer schwarzen Liege ruht. Ich schalte die Geräte nach und nach ab. Dann hebe ich meinen Körper an, schwebe mit ihm durch den Korridor, die Treppe hinab, durch die anderen Zimmer und lasse ihn sanft von den zärtlichen Strömungen des Pazifik davontreiben.
Und schließlich ins schwimmende Spielzeugland der Ilium, die durch die Grenzenlosigkeit des Meeres gleitet.
Das Schiff schimmert matt im Schein des Mondes, und ich nehme seine Schönheit in mich auf, während ich hindurchschwebe, suche, finde. Harkness hat sich in den Schlaf geweint und geschrien. Jetzt liegt er schnarchend und erschöpft in den Armen seines Liebsten, und Hart starrt an die im Dunklen liegende Decke über ihm und versucht zu begreifen. Ganz ruhig, Hart. Frieden. Ich verstehe es auch nicht. Li hantiert in der Kombüse, umgeben von Käsebergen, und er verringert das Durcheinander, indem er Kuchentabletts aufeinandertürmt. Es ist ein einsames Universum, Li. Füll deinen Magen mit soviel Trost, wie du magst. Lonnie liegt in Pauls Armen und schläft, so sehr von Sedativen betäubt, daß sie nicht an der Qual von Alpträumen leidet. Ihr Geist ist ein weicher Schwamm, der durch Aufsaugen überlebt, indem er absorbiert, um sich wieder neu zu formen. Und Paul liegt verwirrt und benommen neben ihr, die Gedanken durchzogen mit vagen, lüsternen Bildern von Australien. Aber das Verlangen seines Unterbewußtseins ist ihm verschlossen, und er weiß nicht, wonach er sich sehnt. Schlaf, Paul.
Greville hockt regungslos neben der stummen und keinen Muskel rührenden Gestalt von Jenny. Er fühlt sich verantwortlich, ist besorgt, erschrocken. Leidet. Ich bin überrascht von Grevilles nächtlichen Gedanken, hier, wo er keine Rolle spielen muß, wo er kein Image zu wahren hat. Und Jenny? Ein Geist, der sich völlig eingekapselt hat, durch und durch apathisch, furchtbar wach. Ich taste mich in ihr Bewußtsein hinein, in die Welt ihrer sonderbaren Gedanken, die zudem so sehr meinen eigenen ähneln. Und ich entdecke kleine Lücken, Möglichkeiten, um Trost zu spenden, Gelegenheiten, um Hilfe zu bringen. Schwierig, schwierig – ich berühre sie, vernehme das ganz schwache Echo einer Antwort, und meine Welt erzittert unter dem Ansturm von Kraft und Entschlossenheit.
Jenseits der Wolkendecke liegt die unendliche Weite des Alls, das stille und pulsierende Zentrum des Universums, Freude und Licht und Frieden. Ich streichele es kurz, dann kehre ich zurück und beuge mich über Jennys Geist. Hier wartet Arbeit auf mich.
Nachwort
Wie schon an anderer Stelle dargelegt wurde (zum Beispiel im Science Fiction Almanach 1981, Moewig-SF 3506, der dem Thema „Frauen und Science Fiction“ gewidmet war), hat sich insbesondere seit den frühen siebziger Jahren einiges in der Science Fiction bewegt. Mehr Frauen als früher lesen Science Fiction, und mehr Frauen als früher schreiben Science Fiction. Das hat dann letztlich auch kumulative Wirkung: Weil mehr Frauen Science Fiction schreiben und sich meistens weniger als ihre männlichen Kollegen um menschliche Probleme herumdrücken, sich auch nicht vor Emotionen scheuen, finden weitere Frauen als Leser Interesse an der bislang als zu sehr auf eine Männerwelt fixiert empfundenen SF.
Was nun neue weibliche SF-Autoren angeht, so könnte hier eine Aufzählung von zwanzig oder mehr Namen folgen, und jeder dieser Namen stünde für bewiesenes oder vielversprechendes Talent. Drei weibliche Autoren sind jedoch in den letzten Jahren besonders in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt: Vonda N. McIntyre, Joan D. Vinge und – mit einem kleinen Abstand vielleicht – Marta Randall. Obwohl sie qualitativ den Vorgenannten kaum nachsteht und für ihre bisherigen Arbeiten ausgezeichnete Kritiken bekam, ist es Marta Randall allerdings bislang noch nicht gelungen, wie Vonda N. McIntyre oder Joan D. Vinge einmal einen ganz großen Erfolg zu landen und dafür einen der begehrten Preise wie Nebula oder Hugo zu erringen. Aber ich zweifle nicht daran, daß dies nur eine Frage der Zeit ist.
Marta Randall ist eine Nachwuchsautorin, Jahrgang 1947, die mit einigen
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