Versunkene Inseln
Bettpfannen-Reiniger ins Zimmer, ganz versessen darauf, mit ihren Tests und Prüfungen und Untersuchungen und Debatten zu beginnen. Oh, wie sie mich liebten, diese wißbegierigen Truppen! Sie verschlangen mich mit den Augen, prüften meinen Urin und frohlockten bei der Analyse meiner Exkremente. Sie alle sind Geriatriespezialisten, und ich bin der einzige zur Verfügung stehende Patient. Sie folgen mir über die ganze Welt, durch die ganze Galaxis. Sie schwenken ihre Spritzen und Sammelflaschen in der verzweifelten Hoffnung, ich könnte ihnen einen Teil von mir zur Verfügung stellen. Und das mache ich natürlich: Sie erhalten mich am Leben, sie sorgen dafür, daß die verrottende Maschinerie meines Körpers so lange wie möglich funktioniert. Und bezahlen mich für dieses Privileg, so wie sie es mir vor vielen Jahrzehnten versprachen, unter der heißen Sonne von Südafrika. Im allgemeinen erheitert mich die Ironie, daß sie mir genügend Geld geben, um die gefährlichen Dinge zu unternehmen, die sie so beklagten. Aber natürlich treibe ich den Scherz nicht zu weit. Schließlich sind wir ganz und gar aufeinander angewiesen: Ohne mich sind sie nichts – und ich nichts ohne sie.
Nach einer Weile lösten sie die Verbindungen, durch die ich an die Überwachungssysteme angeschlossen war. Dann strömten sie wieder aus dem Zimmer hinaus, und jeder von ihnen hütete einen kostbaren Informationsfetzen: ein paar Hautschuppen, einen Krug mit Urin, eine kleine Phiole mit Schweiß. Ich sah zu, wie sie mit diesen winzigen Bruchstücken meines Selbst hinausrauschten, und wieder stieg Ärger in mir empor. Während ich mich ganz dem aufquellenden Zorn hingab, der mich nun zu erfüllen begann, trieb Dr. Hoskins die letzten Nachzügler aus dem Raum, schloß die Tür und ließ sich auf dem unteren Teil des Bettes nieder.
„Nun, wie fühlen Sie sich?“
Ich zuckte mit den Achseln und lehnte meinen Rücken an die kühlen Ergpolster des Bettes. Ich mochte Hoskins fast. Für gewöhnlich hielten es meine Ärzte zwischen fünf und sieben Jahren aus, bevor sie die Gerontologie aufgaben, oder, was noch wahrscheinlicher war, die Medizin überhaupt (was aber nicht meine Schuld ist, wie ich hier rasch hinzufügen muß). Doch Hoskins wandelte bereits seit fast elf Jahren in meinem Kielwasser, und wenn sie mir in dieser Zeit nicht sympathisch geworden war, dann hatte ich doch zumindest gelernt, sie zu tolerieren und zu schätzen.
„Wie üblich“, sagte ich. „Alles generalüberholt, Kolben und Getriebe geschmiert, der Motor wieder zu Höchstdrehzahlen bereit. Wie hat es geklappt?“
„Bestens. Die Nieren halten noch ein Jahr, doch die Leber werde ich im Auge behalten müssen. Die Drüsen arbeiten einwandfrei. In dieser Beziehung sollten Sie für, äh, zwei, drei weitere Jahre oder so keine Beschwerden haben. Ihre Lungen sind gespült worden.“
„Ja, das habe ich bemerkt.“
Sie runzelte die Stirn, und ihr weiches, rundliches Gesicht sah mich nachdenklich an. „Ich wünschte, Sie erzählten uns, wie Sie das fertigbringen … dieses Hineintasten in den eigenen Körper.“
Oh, wie sehr diese Frage sie doch alle beschäftigte! In den letzten fünf und vierzig Jahren hatte ich sie immer wieder gehört, in mehr oder weniger subtilen Variationen, und ich hatte längst aufgehört, mich darüber zu ärgern. Aber die Antwort, wie auch der mysteriöse Schmerz in meinem Rücken, war etwas, das ich ganz für mich behielt. Sollten sie doch spekulieren und theoretisieren und postulieren – zumindest diese Dinge gehörten ganz mir.
„Ich habe es Ihnen doch schon erklärt“, log ich. „Es steht alles in den alten Büchern über Meditation, die Zuwendung zum inneren Kosmos. Es
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