Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
zugelassen, dass ein Unbekannter in
einem unser leerstehenden Zimmer übernachtet? Das ist doch nicht wieder eine
ihrer Geistergeschichten?«, vergewisserte sich Ms. Bingham.
Die sechs Männer nickten gleichzeitig. Ich bemerkte, wie sie sich aus
den Augenwinkeln ansahen. Etwas stimmte nicht an ihrer Geschichte.
»Und niemand von Ihnen ist nachschauen gegangen, auch nicht später?«,
fragte Ms. Bingham weiter.
Die Männer schüttelten unisono den Kopf. Es war nun offensichtlich, dass
sie sich abgesprochen hatten.
»Waren Sie alle in der Lobby, als der Anruf hereinkam?«, fragte meine
Chefin nun.
Pathee antwortete: »Wir waren alle ab Schichtbeginn bis circa zwei Uhr
gemeinsam in der Lobby und haben die Abrechnungen überprüft. Außerdem gab es
noch elf Ankünfte, die mussten ja auch abgefertigt werden. Erst als wir fertig
waren, sind wir unsere Runden abgelaufen. Das muss so gegen halb drei gewesen
sein.«
Mir kam das Gespräch mit den Tanakas wieder in den Sinn. Das Ehepaar war
nur wenige Minuten vor der Beschwerde aus Zimmer 2315 in der Hotellobby
gewesen. Frau Tanaka hatte die Beschreibungen von fünf Mitarbeitern notiert,
die sich zu diesem Zeitpunkt in der Lobby aufhielten. Einer hatte also gefehlt,
doch wer?
Ms. Bingham berührte unmerklich meine Schulter und sagte dann laut: »Juliet,
könnten Sie uns einen Moment allein lassen?« Dabei sah sie mich mit eindringlichem
Blick an und schielte dann demonstrativ zu den Überwachungskameras an die Zimmerdecke.
Ich verstand und verließ augenblicklich das Büro.
Draußen begab ich mich zu unserer Sicherheitszentrale. Angestellte
hatten in diesem Teil des Hotels eigentlich nichts zu suchen, denn hier wurden
die Überwachungsvideos und Daten über alle Mitarbeiter, Lieferanten und
Fremdfirmen aufbewahrt. Zu meiner Verblüffung war es inzwischen dunkel und
meine Armbanduhr zeigte bereits acht Uhr abends an.
Der diensthabende Manager betrachtete mich von oben bis unten, winkte
mir dann aber, mitzukommen. »Ms. Bingham schickt Sie also zu uns? Geht es um
den Todesfall?«
Natürlich war man hier bestens informiert. »Wir haben gerade ein Meeting
mit der Nachtschicht, aber irgendetwas verheimlichen die uns. Der Tote befand
sich in Zimmer 2316 und die Gäste im Zimmer nebenan haben sich nachts über
laute Geräusche beschwert. Aber niemand hat das überprüft. Außerdem waren sie
da laut Mr. Pathee zu sechst in der Hotellobby, aber ein paar Minuten vorher
waren andere Gäste am Empfang und haben nur fünf Männer dort gesehen.«
»Vielleicht war ja einer von ihnen auf der Toilette?«, wandte der Mann
nachdenklich ein während wir einen schmalen Flur entlanggingen.
»Die Art, wie sie ihre Geschichte vortragen, wirkt so abgesprochen. So,
als ob sie uns irgendetwas nicht sagen wollen. Deshalb möchte Ms. Bingham gern
die Aufnahmen der Kameras. Geht das?«
Der Mann nickte nur. »Wir bewahren hier sämtliche Aufnahmen dreißig Tage
lang auf, danach wird ein Teil archiviert und der Rest überspielt. Wenn Sie uns
eine ungefähre Zeitspanne nennen, können wir einen Blick darauf werfen.« Er
öffnete mir die Tür zu einem großen Raum.
Die Professionalität und hochmoderne Technik beeindruckten mich. Von
hier aus hätte man vermutlich auch ein Raumschiff starten können, so viele
Bildschirme blinkten und übertrugen die Geschehnisse aus dem gesamten Hotel.
Zwei weitere Wachleute saßen davor und beobachteten die Monitore.
»Um 23.55 Uhr kam ein Ehepaar namens Tanaka mit zwei Prostituierten in
die Lobby. Die waren etwas schwierig und haben längere Zeit mit der
Nachtschicht und Security diskutiert. Keine Ahnung wie lange, aber Mrs. Tanaka
hatte genug Zeit, Notizen auf einen Bierdeckel zu schreiben und behauptet, es
wären nur fünf Mitarbeiter in der Lobby gewesen. Um 00:02 Uhr ging der Anruf
aus dem Zimmer 2315 ein. Mr. Pathee behauptet, da hätten sie gerade zu sechst
die Buchhaltung gemacht.«
Ich sah zu, wie der Mann alles notierte. Dann legte er den Stift
beiseite. »Gut, das reicht schon, damit können wir etwas anfangen. Sagen Sie
Ms. Bingham, dass wir ihr die Ergebnisse in ein paar Stunden zuschicken. Wie
lange es genau dauert, wissen wir nicht, aber es sollte nicht allzu viel Zeit
in Anspruch nehmen.«
Ich ging zu Ms. Binghams Büro und gab ihr ein Handzeichen, dass alles
geklappt hatte. Dann winkte ich ihr zum Abschied zu und ließ mich danach von
Mr. Burton direkt nach Hause bringen.
Eigentlich fühlte ich mich so müde und abgespannt, dass ich
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