Vertrau mir! - Thriller
gleichzeitig. Bloß wie?
Dann sah er die einfache Lösung. Seine Kehle wurde trocken.
Er hatte die Wahl. Er konnte eine der Bomben hier und jetzt hochgehen lassen - und damit nicht nur sich selbst töten, sondern auch die Führung der Night Road; und natürlich seinen Vater und Aubrey, falls sie hier waren. Der Plan wäre vereitelt. Aber es gab noch eine andere Möglichkeit.
Er hörte, wie die Eingangstür auf- und zuging. Sein Entschluss stand fest. Er hatte nicht viel Zeit.
Verdammt, was soll’s, dachte er. In ein paar Minuten würde er sowieso tot sein.
Eine Minute später hörte er eine Stimme. »Hallo, Luke.«
Henry Shawcross trat in den Lagerraum, die Pistole auf seinen Stiefsohn gerichtet, der vor einem offenen Aktenschrank kniete und Unterlagen durchsah.
Luke stand auf.
»Sie wissen nicht, dass du da bist, stimmt’s?«, sagte Henry leise.
»Nein.«
»Du hast den Wächter draußen getötet.«
»Nein, nur zusammengeschlagen. Er liegt draußen in einem Wagen.«
»Du bist eben netter als ich.«
»Du hast dich befreit. Und bist hierhergekommen.«
»Der Typ, den du getötet hast, hatte den Schlüssel für die Handschellen in der Hosentasche. Deine dramatische Geste ist nach hinten losgegangen.«
Luke schloss die Augen. Ein dummer Fehler, für den er einen hohen Preis bezahlen würde.
»Ich bin schnell von Paris weggekommen, gleich nach dir. Ich hab ein Travport-Flugzeug direkt hierherfliegen lassen.« Ein Lächeln huschte über Henrys Lippen. »Ich hab gewusst, dass du hier sein wirst. Und wieder den Idioten spielst, der die Welt retten will. Was hast du gesucht?«
»Hinweise, wo Eric das Geld versteckt hat.«
»Das Geld. Warum ist dir das so wichtig?«
»Ich brauche es. Um mich zu verstecken.« Luke sah Henry direkt in die Augen. Henry sollte wenigstens einen Moment lang glauben, dass Luke auch nur an sich selbst dachte, wie er. Immerhin hatte er ja gehofft, Luke könnte ihm ähnlicher werden. »Was nun?«
Henry zuckte die Achseln. »Keine schwere Entscheidung. Alles, was in meinem Leben gut war, ist weg, Luke. Auch du hast mich im Stich gelassen.«
»Du hast dein Leben schon selbst zerstört. Nicht ich.«
»Nein. Warren hat mein Leben zerstört. Es war schwer genug, mit einem Toten zu konkurrieren. Noch viel schwerer ist es, wenn er von den Toten aufersteht.«
Luke sagte nichts. Henry sah sich im Raum um, wie um sich zu vergewissern, dass alles in Ordnung war, dann ging sein Blick zu Luke zurück. »Du bist bewaffnet.«
»Ja.«
»Dreh dich um. Hände auf den Schrank.«
Luke gehorchte. Henry durchsuchte ihn und nahm ihm die Pistole ab.
»Sie sind oben«, sagte Luke. Er hatte eine Idee. Vielleicht konnte er Henry täuschen. »Dad ist auch oben, glaube ich.«
»Dann gehen wir mal rauf, damit ihr euer Wiedersehen feiern könnt«, sagte Henry mit hasserfüllter Stimme.
Sie stiegen die Treppe hinauf, Luke zuerst, mit Henrys Pistole im Rücken. Luke fühlte sich, als würde er zum Galgen geführt.
Im ersten Stock standen importierte Möbel, und Mouser und sechs Männer saßen auf billigen Sesseln um einen Gartentisch. Mouser sah Luke und Henry hereinkommen. Und er erhob sich.
»Was. Zum. Teufel«, sagte er.
Über ihm standen mehrere Uhren, und Luke betrachtete sie kurz. Sie zeigten jede eine andere Uhrzeit. Er blickte am Tisch vorbei. Sein Vater und Aubrey waren an Stühle gefesselt. Aubrey hatte ein blaues Auge. Auch sein Vater war geschlagen worden; unter der Nase und dem Mund klebte eingetrocknetes Blut. Sie sahen ihn beide an.
»Was zum Teufel tust du hier?«, fragte Mouser.
»Ich bin hier, um die Sitzung zu leiten«, sagte Henry mit ruhiger Stimme.
Das Licht über dem Tisch war gedämpft, und Luke dachte an die zutiefst unzufriedenen Persönlichkeiten, mit denen er sich im Psychologiestudium beschäftigt hatte, als es darum ging, ihren inneren Antrieb zu verstehen: die radikalen Figuren der französischen Revolution, die die alte Ordnung stürzen wollten und dabei den Tod von Tausenden Unschuldigen in Kauf nahmen; John Wilkes Booth, der den Mann ermordete, der den Lauf der Geschichte maßgeblich beeinflusste, indem er die Vereinigten Staaten durch einen blutigen Bürgerkrieg zusammenhielt; die Bolschewiki, die ihre »gerechtere Welt« auf den Leichen von Millionen aufbauten.
»Du hast gesagt, er ist tot.« Mouser starrte Luke finster an.
»Das war gelogen«, erwiderte Henry. »Du hast hier nicht das Kommando. Ich bin der Chef.«
»Nicht mehr.« Mouser hob eine Pistole
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