Vertrau mir! - Thriller
sich: Ich wette, sie haben dich gehänselt wegen deines Gebisses. Er trug eine schwarze Lederjacke und ein schwarzes T-Shirt mit einer grellroten Faust. »Du hast es geschafft!«
»Hm, ja.« Luke hatte nicht erwartet, dass er am Busbahnhof erscheinen würde - aber andererseits war es wenig verwunderlich. Der Mann hatte schließlich sein Ticket bezahlt, er wusste, wann der Bus ankam, und Luke hatte ihm brisante Informationen versprochen.
»Freut mich, dass dir mein Geld geholfen hat.«
»Ich zahl’s dir zurück, sobald ich kann.«
»Dein Gesicht ist überall in den Nachrichten, Luke. Du darfst dich nicht hier draußen blicken lassen. Gehen wir.«
Er weiß, dass ich Luke Dantry bin. Luke wollte sich nicht verstecken - er wollte Eric und Aubrey finden. Sein Widerwille war ihm wohl anzusehen, denn Chris sah ihn mit einem harten Lächeln an und sagte: »Ich kann natürlich auch laut schreien, dass ich dich gefunden hab. Die Bullen wären in zwei Sekunden da.«
»Nicht nötig«, sagte Luke.
»Gut, dass du das auch so siehst. Gehen wir. Ich habe ein Kunstatelier drüben in Wicker Park. Dort können wir reden.«
»Wicker Park.« Er hatte davon gehört. »Ziemlich hip, oder?« Wenn dieser Typ an einer solchen Nobeladresse wohnte und es sich leisten konnte, einem Online-Freund Geld zu schicken, dann musste er ein erfolgreicher Künstler sein. Warum verschwendete er seine Zeit damit, Hassparolen im Internet zu verbreiten? Was machte ihn so wütend?
»Wicker ist nicht mehr das Wahre«, antwortete Chris. »Immer mehr Business zieht da hin.«
Nachdem ihm kaum etwas anderes übrigblieb, folgte ihm Luke zu seinem Wagen. Ein blankpolierter neuer Porsche. Sie fuhren vom Busbahnhof weg in Richtung Norden, an der Innenstadt vorbei. Luke ließ sich tief in den Sitz sinken und fragte sich, ob Chris von all den Extremisten, mit denen er Kontakt aufgenommen hatte, der Einzige war, der ein so teures Auto fuhr.
Der Barbesitzer in Texarkana saß vor seiner nächsten Abendschicht bei einer Zigarette und einem Kaffee, als er zu seiner Frau sagte: »Dieser junge Mann im Fernsehen. Der den Penner unten in Houston erschossen hat.«
»Wer?« Sie verfolgte die Nachrichten kaum; sie fand sie deprimierend, und der jüngste Chloranschlag in Ripley hatte sie in ihrem Pessimismus nur bestärkt.
Er erzählte ihr von dem Fernsehbericht und dass einer seiner Gäste vom Vortag genau wie dieser junge Mann ausgesehen habe. »Er hat drinnen eine Sonnenbrille aufgehabt. Drinnen. Schon komisch, wenn man nicht gerade blind ist.«
»Vielleicht war er blind.«
»Es lässt mir keine Ruhe, ich sollte die Polizei anrufen«, meinte der Mann.
»Also, ich glaube nicht, dass du einen flüchtigen Verbrecher gesehen hast«, erwiderte seine Frau. Ihr praktisches
Denken war eine Wohltat für ihre Ehe. »Ich meine, es gibt so viele Bars auf der Welt - und er soll ausgerechnet in diese kommen. Während sie gerade im Fernsehen über ihn berichten. Bitte.«
»Irgendwo muss er ja sein, wenn das Fernsehen sein Fahndungsbild zeigt. Es geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Er hatte einen Rucksack. Er war am späten Nachmittag da - da kommen immer die Busse an.«
»Ein Verbrecher, der mit dem Bus flüchtet. Hauen die nicht mit einem gestohlenen Auto ab?«
»Ja, im Film. Ruft man jetzt eigentlich die Polizei an oder das FBI?«
»Das FBI«, antwortete sie. »Falls er’s wirklich war, dann hat er den Bundesstaat schon wieder verlassen. Niemand kommt nach Texarkana, um hierzubleiben.« Sie zündete sich noch eine Zigarette an und beobachtete ihn, wie er vor dem Telefon stand, so als wüsste er am Wahltag nicht, wem er seine Stimme geben sollte. Um des Familienfriedens willen beschloss sie, ihm einen kleinen Anstoß zu geben. »Wenn du Recht hast und sie ihn fangen, dann bist du diese Woche in CNN. Ich fürchte nur, dann wirst du unerträglich sein«, fügte sie lächelnd hinzu. Sie liebte ihn sehr.
Die Vorstellung gefiel dem Barbesitzer, doch er grunzte nur, ehe er zum Hörer griff und das Telefonbuch aufschlug. »Ich ruf zuerst die Cops an. Aus Respekt. Die Cops kommen in die Bar, aber einen FBI-Agenten hab ich hier noch nie gesehen.«
Die Frau zuckte die Achseln und las weiter in dem Aufsatz über Alice im Wunderland, den ihre Tochter für den Englischunterricht geschrieben hatte. Sie hörte kaum hin, als ihr Mann seinen lächerlichen Verdacht schilderte.
16
Chris arbeitete fast mitten im Herzen von Wicker Park, nahe der Stadtbahn-Haltestelle in der Damen
Weitere Kostenlose Bücher