Vertrau mir! - Thriller
ich übertrage das auf den amerikanischen Schauplatz.«
»Sie verkaufen sich sicher gut«, log Luke.
»Verdammt, nein. Sie werden sich auch nie verkaufen. Eines
Tages wird man sie als große Kunst anerkennen - aber nicht solange unsere kranke Kultur besteht.«
»Wie zahlst du deine Rechnungen?«
»Mein Dad baut Häuser. Tausende«, antwortete Chris mit einem spöttischen Grinsen. »Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für eine Verschwendung in diesen modernen Vorstadthäusern herrscht. Alles muss extravagant sein. Da steckt Geld drin, von dem die halbe Welt satt werden könnte.« Er schüttelte den Kopf.
»Na ja, die Leute brauchen eben Häuser«, meinte Luke.
Chris’ finstere Miene hellte sich auf. »Man sollte große Wohnhäuser bauen. Viel zweckmäßiger, viel umweltfreundlicher. Die Städte gehören niedergebrannt, Mann, und lauter Wohnhäuser hochgezogen. Weniger Verschwendung von Ressourcen.«
»Das klingt ein bisschen düster«, sagte Luke. »Du wärst ein guter Architekt in der Sowjetunion gewesen.« Er ging an den Bildern vorbei, und als er sich umdrehte, stand Chris direkt vor ihm, ein teuflisches Lächeln im Gesicht.
»Ich helf dir - und du lachst über mich?«, zischte Chris.
»Nein. Gar nicht. Es tut mir leid.« Er hatte einen Fehler gemacht. Chris hatte nicht diesen sturen, entschlossenen Blick, wie er ihn bei Snow und Mouser gesehen hatte. Das Licht in seinen Augen war ganz anders. Er musste Chris dazu bringen, ihm zu erzählen, was er wusste, aber sehr behutsam. »Es hat mich wirklich überrascht, dass du mir vertraut hast und das Geld geschickt hast. Immerhin kennst du mich nicht.«
»Ich kenne das, was du geschrieben hast. Für mich ist das das Gleiche.« Chris zündete sich eine Zigarette an und hielt das Päckchen Luke hin, der den Kopf schüttelte. Sein Zorn schien von einem Moment auf den anderen verflogen. »Also. Welche Informationen hast du über die Sache in Ripley?«
»Es war eine Bombe.«
»Das ist nichts Neues. Und weiter?« Er lächelte. »Ich wette, du weißt, wer die Bombe gelegt hat.«
»Ja«, log Luke. »Die Regierung.« Das musste doch eine Geschichte ganz nach Chris’ Geschmack sein.
»Ah. Und du lieferst mir sicher auch Beweise - nach allem, was ich für dich getan habe?«
»Ich glaube, dass ich Beweise finden kann. Mit der richtigen Unterstützung.«
»Unterstützung.«
»Ich muss wissen, ob du zu einer … Gruppe gehörst, die mir helfen kann.«
»Eine Gruppe.«
»Die Night Road.«
»Du willst wissen, ob ich zur Night Road gehöre.« Er machte zu Lukes Überraschung ein Gesicht, als würde er gleich loslachen.
»Ja.«
»Das ist wirklich eine gute Lüge«, sagte Chris. »Besser als ich’s erwartet habe.«
»Ich lüge nicht. Ich …«
»Ich will rein.«
»Wo rein?«
»In die Gruppe, zu der du gehörst. Nennt ihr euch die Night Road? Der Name gefällt mir. Erinnert mich an den Leuchtenden Pfad, die peruanische Terrorgruppe. Die gibt es schon ziemlich lang.«
Luke blinzelte. Er hatte wieder einen Fehler gemacht. »Ich gehöre zu gar keiner Gruppe. Ich dachte, dass deine Gruppe mir helfen könnte.«
»Spar dir deine Lügen. Du weißt genau, was ich meine. Die Gruppe, die dein Stiefvater zusammenstellt.«
Luke verschränkte die Arme. »Du kennst ihn?« Oh Gott, was war, wenn er Henry verraten hatte, dass Luke hierherkommen würde?
»Ja.« Chris blies eine Rauchwolke aus. »Ich hab mit den Online-Gruppen angefangen, weil niemand mehr an etwas glaubt, so wie ich es tu. Keiner in meiner Familie, keiner von den Leuten, mit denen ich befreundet sein wollte …« Er hielt einen Moment inne und verbesserte sich: »Keiner von meinen Freunden. Aber man gehört zu niemandem auf dieser Welt. Die Leute in den Internetforen, das sind doch nur Schwätzer, die ihrem Zorn ein bisschen Luft machen.« Er zeigte auf das Bild von den Fäusten, die mit Flammenlinien verbunden waren. »So sollten Online-Gemeinschaften sein, Feuer und Tat, damit diese dreckige Welt niedergebrannt wird und wir, die wahren Leute, neu anfangen können - aber so ist es leider nicht.« Er sah Luke in die Augen, mit einem Blick, der Luke das Blut in den Adern gefrieren ließ. Dieser Typ, das begriff er jetzt, war nicht bloß zornig, er war absolut wahnsinnig. »Die neue Gruppe, zu der du gehörst - ihr wollt mich anscheinend nicht dabeihaben. Aber so geht das nicht.« Wieder trat ein Lächeln auf seine blutleeren Lippen.
»Ich hab dir doch gesagt, dass ich zu keiner Gruppe gehöre.« Er
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