Vertrau mir! - Thriller
seines Stiefvaters, sich zu stellen, noch verstärkt wurde.
Der Besitzer des Lokals ließ zwei weitere Geschichten in den Nachrichten laufen, und als immer mehr Gäste in die Bar strömten, schaltete er auf ESPN um, wo das Spiel der Dallas Mavericks gesendet wurde.
Luke hinterließ einen Dollar Trinkgeld und ging einen knappen Kilometer, bis er zu einer größeren Tankstelle mit
einem Mini-Markt kam. Er kaufte eine Nagelschere und ging auf die Toilette, sperrte sich in eine Kabine und las die Beschreibung des Haarfärbemittels. Er trat hinaus zum Spiegel und trug die Farbe rasch und ein bisschen schlampig auf. Dann kehrte er zurück in die Kabine, setzte sich hin und wartete, während draußen einige Kunden kamen und gingen. Nach einer halben Stunde spülte er sich rasch im Waschbecken die Schmiere aus dem Haar und trocknete sich mit einem Papiertuch ab. Dann nahm er die Schere und schnitt seine Haare so kurz wie möglich. Schließlich setzte er noch seine Baseballkappe auf.
Er rief mit seinem Prepaid-Handy Chris an, der jedoch den Hörer nicht abnahm. Er fühlte sich angespannt und unruhig. Schließlich ging er zum Busbahnhof zurück und achtete darauf, den Mitreisenden den Rücken zuzukehren.
Er hörte den Aufruf für den Bus nach Little Rock, Memphis und Chicago. Er stieg ein - der Bus war voller, als er erwartet hatte. Nicht gut, aber es war nicht schwer, in einem Bus anonym zu bleiben, vor allem nachts. Luke wählte einen Platz ganz hinten und ließ die Sonnenbrille auf und die Mütze tief ins Gesicht gezogen. Er nickte immer wieder kurz ein, und während die Reise weiterging, mit Stopps und kurzen Aufenthalten in Little Rock und Memphis und einigen kleineren Städten dazwischen, blieb er für sich und zeigte kein Interesse, mit irgendjemandem zu plaudern.
Wenn er nicht schlief, dachte er an Henry. Eigentlich kannte er diesen Mann kaum, der nach dem Tod seines Vaters mitgeholfen hatte, ihn aufzuziehen. Den Mann, der mit Glück den Unfall überlebt hatte, in dem seine Mutter ums Leben gekommen war. Die Erkenntnis jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Henry war ein Fels in seinem Leben gewesen, wenn Luke sich schwach gefühlt hatte, und
entschlossen, wenn Luke die Dinge zu sehr treiben ließ. Er war derjenige, der immer an Luke geglaubt hatte; nachdem er so spät im Leben noch geheiratet hatte, schien er überrascht und dankbar zu sein, dass ihm das Schicksal in Luke einen engen Freund und Sohn geschenkt hatte.
War dies alles - die Unterstützung, die Freundlichkeit, die Aufmunterung - nichts als eine grausame berechnende Lüge gewesen? War dieser Henry ein Monster?
Ich werde die Wahrheit über dich ans Licht bringen, dachte Luke. Die ganze hässliche Wahrheit. Egal, was ich dafür tun muss.
Am nächsten Tag kam er um drei Uhr nachmittags in Chicago an; der Aufenthalt in Memphis hatte länger als geplant gedauert. Luke fühlte sich erschöpft und schmutzig. Auf dem Busbahnhof in der Nähe der Innenstadt von Chicago herrschte ein unerwartet großer Andrang, Luke sah junge Mütter, Soldaten, ältere Paare. Er konnte sich unter die Menge mischen und sich erst einmal orientieren. Dann musste er das Problem lösen, wie er Eric finden sollte. Vielleicht konnte er von ChicagoChris irgendetwas Brauchbares erfahren.
Seine Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Er würde sich hier mit jemandem treffen, von dem er wusste, dass er gefährlich war, vielleicht sogar ein potenzieller Mörder, vielleicht ein Angehöriger der Night Road. Er begab sich möglicherweise in die Höhle des Löwen. Es konnte eine Falle sein. Fast verspürte er den Drang, wie ein Boxer in Kampfposition zu gehen und zu tänzeln, um die Müdigkeit zu vertreiben und sich zu zwingen, scharf nachzudenken.
Luke nahm einen der Ausgänge an der Harrison Street; er schlängelte sich zwischen all den ankommenden und abfahrenden Leuten hindurch, als sich plötzlich eine Hand um seinen
Arm schloss. Er riss sich los und wäre beinah gestürzt. Der Mann, der ihn festhielt, war jung, hatte einen kahlrasierten Kopf und einen durchdringenden Blick hinter seiner klobigen Brille.
»Du bist Lookout.« Er führte Luke in das helle Tageslicht der Straße hinaus. ChicagoChris war kleiner als Luke und runzelte die Stirn wie in ständiger Sorge oder Wut. Die blassen Lippen und die hellbraunen Augen ließen sein Gesicht seltsam unfertig aussehen. Seine Zähne ähnelten einer Sammlung einzelner Fliesen in seinem angespannten Lächeln, und Luke dachte
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