Vertrau mir! - Thriller
wissen wollten.
Snow ließ sich höchstens fünf Sekunden lang täuschen, als er zu ihrem Auto ging. »Du bist verletzt.« Sie schob ihn zum Haus zurück und setzte ihn auf den Rand der Badewanne. Sie öffnete seinen Reißverschluss und zog ihm die Hose herunter - er ließ es geschehen -, dann holte sie den Verbandskasten aus dem Auto. Es verblüffte ihn, wie fachmännisch sie die Wunde versorgte, wie sie sie zuerst desinfizierte und dann sogar nähte.
»Ich hab so was schon früh gelernt«, sagte sie. »Das musste ich.«
»Genauso wie du von deinem Daddy das Bombenbauen gelernt hast?«
»Ja.«
»Das muss ein intensives Sommercamp gewesen sein, in das er dich da geschickt hat.«
»Typisches Sommercamp eben«, sagte sie.
»Hart wahrscheinlich.«
»Ich war ein Child of the Lamb«, erklärte sie.
Er schwieg, aus Respekt für ihre Vergangenheit. Die Children of the Lamb waren eine religiöse Gruppe gewesen, die abgeschieden auf einem Grundstück in Wyoming gelebt hatte. Der Moloch hatte seine Armee geschickt, um sie herauszutreiben; es waren Lügen verbreitet worden, wonach sie dort Waffen lagern würden, Steuern hinterzogen hätten und Kinder auf dem Altar vergewaltigten - lauter Horrorgeschichten, die als Vorwand dienten. Nach einer zweiwöchigen Belagerung stürmte der Moloch das Gelände und tötete dreißig Leute; nur etwa zehn überlebten den Angriff. Das war jetzt zehn Jahre her.
»Ich verstehe«, sagte er leise. Mit Respekt.
»Ich war eines der vier Kinder, die die Belagerung überlebten«, sagte sie. »Ich war fünfzehn.«
Es erklärte ihre Brandnarben. »Deine Eltern?«
»Tot. Verbrannt. Daddy hat mich aus dem Fenster geschoben. Seine Haare haben gebrannt. Ich lief weg, aber die Agenten haben mich erwischt und zu Boden geworfen. Ich hab gesehen, wie der Tempel verbrannte. Wie meine Leute mit dem Rauch zu Gott emporgestiegen sind.« Sie konzentrierte sich auf seinen Verband.
»Das tut mir leid«, sagte er.
»Mir nicht«, erwiderte Snow und sah zu ihm auf. »Es hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin, und ich mag mich so wie ich bin.«
Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Wir werden den Moloch gemeinsam schlagen. Wir werden Luke finden. Hellfire wird kommen.«
»Ja«, sagte sie.
Er griff nach seinem Telefon, rief Henry an, redete, hörte
zu. Er beendete das Gespräch. Snow saß schweigend auf dem Fliesenboden, blickte ihn an und sah den glühenden Zorn in seinen Augen. »Dein Exfreund Bridger wollte reden. Er hat irgendeiner Gruppe namens Quicksilver von Hellfire erzählt. Zumindest den Namen. Die Einzelheiten wollte er dann für Geld verraten. Wir müssen jetzt schnell sein. Wie viel weiß der Dreckskerl?«
»Das tut mir leid«, sagte sie. »Ich habe Bridger kein Wort erzählt. Vielleicht hat er gehört, wie ich es am Telefon erwähnt habe, als ich mit Henry über die vielen Bomben sprach, die dafür notwendig sind. Direkt gesagt habe ich es ihm nie. Ich kann aber nicht garantieren, dass er mich nicht vielleicht ausspioniert hat.«
»Weiß er, wo die Bomben sind? Kennt er unsere Ziele?«
Sie antwortete nicht gleich, und er sah, wie sie gründlich nachdachte. Er vertraute ihr mittlerweile völlig. Statt nach ihrem Hals zu greifen und sie zu erwürgen, berührte er ganz sachte ihr Haar mit den Fingerspitzen. »Nein. Er weiß nicht, wo sie aufbewahrt sind. Die Ziele kennt er genauso wenig. Darüber habe ich nie gesprochen und auch nichts aufgeschrieben, was er hätte finden können.« Sie sprach mit einer solchen Ruhe, dass jede Lüge ausgeschlossen war. Doch sie senkte den Kopf. Wenn er sie töten hätte wollen, dann hätte er es tun können, und ihm wurde klar, dass sie ihr Schicksal wie ein Soldat ertragen würde. Er spürte eine Regung in seiner Brust. Er zog seine Hände von ihrem Kopf zurück und faltete sie in seinem Schoß.
»Okay«, sagte er. Seine Stimme war heiser. »Wo wird sich Bridger verstecken?«
»Seine Familie kommt aus Alabama. Es könnte sein, dass er dorthin geht. Vielleicht bleibt er auch in Houston. Er ist nicht besonders schlau.«
»Wir lassen die Night Road nach ihm suchen. Wir werden ihn finden, dann sagt er uns, wer diese Arschlöcher von Quicksilver sind.«
Sie blickte zu ihm auf. »Warum hasst du die Regierung?«
»Ich tu’s einfach.«
»Ich hab dir meinen Grund genannt. Nenn mir deinen.« Sie beugte sich zu ihm vor, so dass ihre Gesichter höchstens zwei Zentimeter auseinander waren. »Bitte, Mouser.«
Einen Moment lang waren die Worte, die
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