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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Avenue, in einem alten Haus, in dem im Erdgeschoss ein Geschäft untergebracht war, darüber Büros und Wohnungen. Auf einem stilvollen Metallschild waren die Worte BENNINGTON GALL-ERY eingraviert. Nebenan befand sich ein Café, wo die Leute im Freien den sonnigen Tag genossen. Gegenüber war ein Kampfsportstudio der gehobenen Preisklasse eingerichtet, das wie ein japanisches Bad aussah. Hinter dem Haus lenkte Chris den Porsche auf einen reservierten Parkplatz unter einer alten eisernen Feuertreppe. Als sie ins Haus gingen, kam ihnen eine nervös wirkende Frau entgegen. Sie war etwa Mitte vierzig, ganz in Schwarz gekleidet, hatte die schlanke Statur eines Teenagers und ein elfenhaftes Gesicht, das wie eine etwas freundlichere Version von Chris’ steinerner Miene aussah.
    »Hallo, Chris, mein Schatz«, sagte sie. »Ist das ein Freund von dir?« Sie sah Luke mit einem unsicheren Lächeln an, fast so als wollte sie ihn bitten, Chris’ Freund zu sein. Andererseits wusste sie offenbar nicht recht, ob sie irgendeinen Freund von Chris kennenlernen wollte. Ihr Gesicht drückte widersprüchliche Gefühle aus.
    Chris’ Augen verhärteten sich, als er das Wort Schatz hörte. »Ja, er ist ein Freund«, sagte er, »und jetzt scher dich zum Teufel, Mom.«
    Luke erstarrte. Er hatte im Laufe der Jahre genug Streit
mit seiner Mutter gehabt, aber nie wäre es ihm auch nur im Traum eingefallen, diesen Ton anzuschlagen. Das Lächeln von Chris’ Mutter wurde schwächer, ohne jedoch ganz zu schwinden. Chris lächelte seinerseits, so als wolle er sagen: genau, was ich erwartet habe.
    »Es tut mir leid«, sagte Luke. Er wusste selbst nicht, warum er sich entschuldigte, aber er hatte das Gefühl, dass irgendjemand es tun musste. »Ich bin Warren. Freut mich, Sie kennenzulernen.« Auch diesmal stellte er sich mit dem Namen seines Vaters vor.
    »Freut mich auch«, antwortete die Frau und eilte weiter, zu einer Wand, die vielfarbig mit abstrakter Kunst bemalt war. Es warteten keine Kunden. Sie flüchtete einfach vor der rüden Art ihres Sohnes.
    »Alte Nervensäge«, meinte Chris. »Komm, mein Atelier ist oben.«
    »Gehört das Haus deiner Mom?«
    »Jaja«, antwortete Chris mürrisch.
    Luke dachte sich, dass Chris’ Benehmen umso unverständlicher war, als seine Mutter ihm den Raum für sein Atelier zur Verfügung stellte, obwohl sie dafür eine fette Miete hätte kassieren können. Chris kam ihm vor wie ein Highschool-Schüler, der vor einem neuen Freund seine eigene Mutter anschnauzte, um besonders cool zu wirken, und in Wahrheit ein unsicherer Arsch war. Aber Luke sagte nichts.
    Chris hatte fünf Schlösser an der Tür und brauchte eine Minute, bis er jedes aufgeschlossen hatte.
    Fünf Schlösser, dachte Luke. Was treibst du hier drin, dass du fünf Schlösser brauchst?
    Im Atelier, das ihm auch als Wohnung diente - in einer Ecke stand ein ungemachtes Bett -, roch es nach Farbe, nach abgestandenem Kaffee und Hasch sowie nach ungewaschenen
Hemden. Die nackten Ziegelwände und die sauberen Dachfenster waren der beste Anblick hier drin. In diesem großen Raum konnte ein Talent seine Flügel ausbreiten, aber die Bilder, die Chris malte, waren ganz einfach schlecht. Zornig. Rote und schwarze Farbkleckse, eine braune Erde, die über einer halbgeschlossenen roten Hand hing, mit Bleistift gezeichnete Gestalten, offensichtlich Vorstadtbewohner, die vor wütendem Napalmfeuer davonliefen. Grauenhaft, dachte Luke. Ein anderes Bild zeigte Fäuste, die mit spinnwebartigen Linien verbunden waren, an denen Flammen züngelten. Auf einem Bild im Graffiti-Stil prangte ein vulgärer Ausdruck in bunten Regenbogenfarben, in einer Schrift, wie sie gern für Kinderbücher verwendet wurde. Und schließlich noch zwei Teenager mit finsteren Gesichtern, deren Köpfe Feuer spien, als wären es Vulkane. Die beiden Gesichter kamen ihm irgendwie bekannt vor, aber er konnte sich nicht erinnern, wo er sie schon einmal gesehen hatte.
    »Nett.« Luke musste irgendeinen Kommentar zu den Bildern abgeben. Aber was sollte man Positives sagen angesichts dieser Verherrlichung von Tod und Zerstörung? Ob sich dieser Mist verkaufte?
    »Nett? Es soll überhaupt nicht … nett sein.« Chris’ Gesicht rötete sich.
    »Tut mir leid. Ich wollte sagen, sie sind wirklich gelungen, scharfsichtig, zwingend. Du musst verzeihen, ich bin einfach müde.«
    Chris atmete tief ein, so als würde er das Lob mit dem Strohhalm in sich aufsaugen. »Ich bin von der Kriegsfotografie beeinflusst, und

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