Vertraue mir (German Edition)
hinten in ihre rechte Schulter eingedrungen, hatte aber das Schulterblatt nicht verletzt. Auch dieser Schütze musste ein Profi sein, oder er hatte wirklich Pech gehabt, falls er die Frau hätte töten wollen.
Der Mann kam nicht vollständig aus der Verwunderung heraus. Jemand - eine Frau, die er nie zuvor gesehen hatte - wollte ihn töten! Und eine weitere unbekannte Person hatte ihm das Leben gerettet.
Was sollte das alles bedeuten?
Da er wohl zunächst ahnungslos bleiben würde, beschloss er die Wunde der Frau zu versorgen. Vielleicht hätte sie ja später einige Antworten für ihn.
Er legte sie flach auf den Boden, bäuchlings auf eine Matratze und machte sich daran die Kugel zu entfernen.
Diese war nicht sehr tief eingedrungen, sonst hätte er sicherlich Schwierigkeiten bekommen, da seine medizinischen Kenntnisse nicht sehr komplex waren. Aber seine Hauptausbildung in der Army hatte im Sanitätskorps stattgefunden und er wusste sich zu helfen. Als er schließlich die Wunde verbunden und die Patientin fest in Decken gewickelt hatte, begann er erneut nachzudenken.
Da sein Handy keine Verbindung herstellen konnte, setzte er sich ans Funkgerät und bat darum, dass ein Arzt der Rocky Mountain Rangers ihm weitere Ratschläge geben sollte.
Dem Arzt erzählte er nichts von dem Attentat auf seine eigene Person, sondern nur, dass jemand vor seinem Haus angeschossen worden war.
Es wurde ihm angeraten, ein Antibiotikum gegen eine Infektion zu geben, welches in den meisten abgelegenen Haushalten zur Grundausstattung einer Hausapotheke gehörte. Leider könne man ihm keinen Hubschrauber zur Abholung der Patientin anbieten, da für die nächsten Stunden eine Sturmwarnung herausgegeben worden war. Er solle den Arzt auf dem Laufenden halten, denn ein Abtransport der Kranken mit einer Schlittenbahre durch einen solchen Sturm hindurch sei keinesfalls anzuraten.
Er lehnte sich zurück und lauschte dem aufkommenden Tosen des Windes. Wie still war es doch noch eben gewesen. Und wie friedlich!
Er schaltete den Fernseher ein - die Wettervorhersage für die nächsten Tage war katastrophal. Er musste wohl oder übel damit rechnen, mit seiner Attentäterin einige Zeit hier oben zu verbringen.
Am besten schlief er jetzt, denn wenn sie wieder wach war, würde Schlafen zu gefährlich sein.
Aber es dauerte zwei Tage, bis die Frau zu sich kam. Sie fieberte nicht, sie schlief sich ganz einfach aus.
Sie schlug die Augen auf und war überrascht, dass sie sich so schwach fühlte.
Dann erst registrierte sie langsam ihre Umgebung. Über ihr erhob sich ein hoher Dachstuhl aus dunklen Balken, zwei Meter entfernt brannte ein gemütliches Feuer. Davor stand eine Gestalt. Sie kniff die Augen zusammen, konnte aber keine Verbindung zu irgendeinem Bekannten herstellen.
Sie versuchte zu sprechen, aber es war mehr ein Krächzen, das aus ihrer Kehle kam. Die Gestalt fuhr herum und ging schnell auf sie zu.
Sie erkannte einen Mann von circa vierzig Jahren, das sandfarbene Haar war modisch kurz geschnitten und er hatte auffallend dunkelbraune Augen. Die Stirn über diesen geheimnisvollen Augen war stark gerunzelt, als wäre der Mann verärgert. War sie der Grund für seinen Ärger? Warum?
Sie hob instinktiv abwehrend den schmerzenden rechten Arm und schrie auf.
Sie sah den Mann mit Tränen in den Augen an und fragte flüsternd mit zunehmend kräftig werdender Stimme:
„Wer sind Sie und wo bin ich denn hier?“
Er lachte kurz höhnisch auf. Ein Laut, der ihr Angst machte.
„Jetzt bin ich erst mal dran mit Fragen stellen, denken Sie nicht, Lady? Wer sind Sie?“ Sie sah ihn fragend an, ihr Arm pochte immer noch.
Sie öffnete ihren Mund, um ihm mit fester Stimme zu antworten, aber in ihrem Kopf lief alles durcheinander. Sie brachte keine Antwort hervor.
Er musterte sie ungeduldig. „Na, was ist nun?“
„Ich heiße..., mein Name ist...“ Sie erstarrte. War das möglich?
Sie wusste es nicht. O Gott, sie wusste es einfach nicht und dieser Mann sah nicht so aus, als hätte er für ihr Verhalten Verständnis.
„Nun?“ Der Ton war mehr als aggressiv.
Sie schluckte und schüttelte den Kopf. Der Schock über ihren Gedächtnisverlust war größer als die Angst vor dem wütenden Mann.
„Es tut mir leid, ich weiß, es hört sich dumm an,...aber es fällt mir momentan einfach nicht ein. Bin ich gestürzt? Habe ich mich am Kopf verletzt?“
Schmerz spürte sie jedoch nur in der Schulter. Ängstlich wartete sie auf seine Reaktion. Statt
Weitere Kostenlose Bücher