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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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ich so ziemlich alle Kundenwünsche erfüllen.« Sie war eine erstklassige Assistentin – ein Fluch, der sie für den Rest ihres Lebens verfolgen würde.
    »Du kommunizierst mit deinen Klienten per E-Mail?«
    »Hauptsächlich.« Eine böse Erinnerung stieg in ihr auf, und es begann, in ihren Schläfen zu pochen. Sie massierte den Schmerz fort. »Manchmal auch per Konferenzschaltung.« Skype und vergleichbare Videokonferenzprogramme mied sie allerdings, um zu vermeiden, dass ihre Kunden sie sehen und möglicherweise wiedererkennen konnten.
    Reese überlegte kurz. »Du erhältst also niemals physische Sendungen wie Pakete oder dergleichen?« Sie konnte ihm ansehen, wie es in seinem Kopf arbeitete, wie er zu ergründen versuchte, nach welchen Methoden sie arbeitete und weshalb. »Briefe? Oder irgendwelche Waren oder Artikel zur Prüfung?«
    »Das kommt nur sehr selten vor, denn in der Regel habe ich mit der Produktentwicklung nichts zu tun. Aber wenn mein Klient mir unbedingt etwas schicken möchte, gibt es für diese Zwecke ein Postfach, das ich zweimal wöchentlich überprüfe.« Dafür fuhr sie extra in die übernächste Stadt, damit niemand das Postfach zurückverfolgen konnte. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, aber durchaus machbar, wenn man nur vorsichtig genug war.
    Und Alice war sehr, sehr vorsichtig.
    »Verstehe.« Er legte die Hand auf den übergroßen Flachbildschirm. »Wie wirst du bezahlt?«
    Seine unablässigen Fragen beunruhigten sie. Obwohl sie Reese vertraute und seine Gesellschaft genoss – ja, sich geradezu danach verzehrte –, kehrte die Nervosität mit aller Kraft zurück. Sie umfasste die Armlehnen des Bürostuhls und spürte, wie sich in ihr instinktiv Widerwille gegen ihn und das Eindringen in ihre Privatsphäre regte. »Mein Gehalt wird online überwiesen.«
    »Wie praktisch.«
    Klang das tatsächlich vorwurfsvoll? »Allerdings.«
    Er vermied es, sie anzusehen, umrundete stattdessen ihren Schreibtisch, taxierte aufmerksam ihre Aktenordner, ja, sogar die Büroklammern. »Triffst du dich jemals persönlich mit deinen Kunden?«
    »Nein«, antwortete sie etwas zu hastig.
    Reese nickte verständnisvoll, als könne er ihre Zurückhaltung gegenüber Fremden, ihr Bedürfnis nach Isolation, nachvollziehen.
    Alice wappnete sich innerlich für die persönlicheren Fragen, die nun unweigerlich folgen würden. Er würde darauf bestehen, alles zu erfahren. Und sie war nicht bereit dafür. Obwohl sie panische Angst überkam, blieb sie äußerlich gefasst.
    Jegliche Gefühlsregungen zu verbergen hatte sie während der Gefangenschaft gelernt. Reaktionen erregten Aufmerksamkeit und zogen manchmal Bestrafungen nach sich. Es war besser, unsichtbar zu bleiben und so unauffällig wie möglich seinen Job zu erledigen.
    Still und effizient.
    Blind für die unmenschliche Grausamkeit.
    Feige.
    Reese hatte den Raum einmal durchschritten und blieb vor ihr stehen. »Alice.«
    Verzweiflung packte sie. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als die Vergangenheit ungeschehen machen zu können, ihn nicht zu verlieren, die Konfrontation für immer aufzuschieben.
    Er betrachtete sie beunruhigt. »Es ist schon spät.«
    Schlafenszeit. Die Zeit, in der ihre Gedanken endlos um Erinnerungen zu kreisen begannen, die sie viel lieber begraben hätte. »Ja.«
    »Pst. Keine Panik.«
    Er wusste von ihrer Furcht?
    Reese berührte ihre Wange und streichelte mit zwei Fingern ihren Kiefer. »Ich habe keine große Lust, mich noch eine Nacht auf dein Sofa zu quetschen.«
    Verstanden. Er wollte nicht mehr bei ihr bleiben. Ihr Herz geriet einen Augenblick ins Stolpern. Sie erhob sich und suchte verzweifelt nach den richtigen Worten, um ihn davon zu überzeugen, nicht zu gehen.
    Cash schlängelte sich zwischen ihnen hindurch und rannte nach draußen, wahrscheinlich zu eben jener Couch.
    Sie sahen einander an. Ihre Stimme bebte genau wie ihr Körper. »Ich … ich möchte nicht, dass du gehst.«
    Er hielt ihrem Blick unbewegt stand. »Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen.«
    Ihre Angst verpuffte augenblicklich. »Nicht?«
    »Was du immer denkst.« Er schüttelte den Kopf und lächelte wieder sein schiefes, schelmisches Lächeln. »Schatz, ich möchte in deinem Bett schlafen.«
    In ihrem Bett …? Unter derselben Decke. Sein großer, warmer Körper
direkt neben ihr
. Eine behagliche Vorstellung und so verführerisch.
    »Vorerst möchte ich wirklich nur bei dir schlafen. Kein Sex. Aber ich fände es schön, dir heute Nacht nah sein zu

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