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Vertraue nicht dem Feind

Vertraue nicht dem Feind

Titel: Vertraue nicht dem Feind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lori Foster
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bevorzugt, wenn es so geblieben wäre.
    Er legte die Hand an ihr Kinn und wartete, bis sie die Augen wieder aufschlug. »Alice, schließ mich nicht mehr aus.«
    Sie nickte. Wo sollte sie nur anfangen? Sie hatte Angst. So furchtbare Angst. »Ich will nicht, dass sich alles verändert«, bekannte sie schließlich.
    »Zwischen uns?«
    »Ja.« Wie konnte er sie noch mögen, wenn er erst einmal die Wahrheit kannte?
    »Früher oder später musst du mich einweihen.«
    »Das ist mir klar.« Furcht schnürte ihr die Kehle zu, nahm ihr den Atem und versetzte ihren Magen in Aufruhr. »Vermutlich schon seit dem Tag, an dem wir uns kennenlernten.«
    »Machen wir also reinen Tisch und stellen uns gemeinsam den Konsequenzen. Je länger du zögerst, desto schwieriger wird es.«
    Sie wusste, dass er recht hatte. Alice zwang sich zur Ruhe, wie sie es schon so oft getan hatte. Ihre Muskeln entspannten sich, und ihr Gesicht wurde ausdruckslos.
    Ihre Gefühle blieben verborgen.
    Ebenso wie ihre Angst.
    Alles verschwand, bis sie fast das Gefühl hatte, nicht mehr zu existieren. So wurde es erträglicher …
    »
Nein
.« Reese funkelte sie wütend an, nahm ihr Gesicht in die Hände und küsste sie mit wilder Entschlossenheit. »Mach das nicht, verflucht noch mal. Nicht mit mir.«
    Sein Ausbruch verblüffte sie und brachte sie völlig aus dem Konzept.
    Reeses Miene war gequält. Er hielt ihre Schultern noch fester und legte die Stirn an ihre. »Nein, Alice, nicht mit mir«, wiederholte er noch einmal mit belegter Stimme.
    Reese konnte ihren Herzschlag spüren. Er brachte es nicht fertig, sie loszulassen.
    Er würde nicht zulassen, dass sie ihre wahren Gefühle noch länger versteckte. Nicht vor ihm. Wie oft war sie wohl während ihrer einjährigen Gefangenschaft gezwungen gewesen, das zu tun? Wie oft hatte sie sich in sich selbst zurückgezogen, um unsichtbar zu werden? Um zu überleben?
    Wie oft hatte diese Taktik versagt?
    Herrgott, schon allein die Vorstellung brachte ihn schier um den Verstand. Und Alice hatte all das tatsächlich durchgemacht.
    Er küsste sie wieder, diesmal sanfter, und genoss das Gefühl ihrer Lippen an seinem Mund. Sie war hier und jetzt bei ihm, das konnte ihnen niemand mehr nehmen. »Alice, ich muss alles wissen.«
    Sie nickte, und zu seiner Verblüffung küsste sie ihn beruhigend auf Stirn und Kinn, als wäre sie es, die ihm Trost spenden musste.
    Alice schmiegte den Kopf an seine Schulter. »Er hat mich direkt nach der Arbeit verschleppen lassen.«
    Ihre Stimme klang so hohl, dass Reese eine Gänsehaut bekam. Er strich ihr das ungekämmte Haar aus der Stirn. »Kannst du mir sagen, wer dafür verantwortlich war?«
    »Seine Name war Murray Coburn. Er ist tot.«
    Manchmal ist es besser, wenn sie tot sind.
In diesem Fall musste Reese ihr zustimmen.
    »Nachts wurde ich eingesperrt.« Sie atmete einmal, zweimal. »Ich bin nicht sicher, wo er die Frauen gefangen hielt – die Frauen, die er verkauft hat. Mich hielt er in seinem Haus fest. Und wo er hinging, musste auch ich hingehen. Immer.«
    Für ein Jahr, ein ganzes, gottverdammtes Jahr. Reeses Augen brannten, und seine Muskeln zuckten in dem übermächtigen Verlangen, Rache zu üben und den Mann mit bloßen Händen zu töten.
    »Anfangs war ich überzeugt, dass er mich umbringen würde«, wisperte Alice. »Aber nachdem eine Weile lang nichts geschah, wusste ich irgendwann nicht mehr, was er stattdessen mit mir vorhatte. Dann eröffnete er mir, dass ich seine Sekretärin sein müsste. Er hatte Erkundigungen über meine Vorgeschichte und meine bisherigen Anstellungen eingeholt und daraus gefolgert, dass ich genau die gewissenhafte, sorgfältige Assistentin abgeben würde, die er für seine Geschäfte benötigte. Er räumte ein, dass er nicht einfach eine beliebige Sekretärin einstellen konnte, weil er jemanden an seiner Seite wissen musste, dem er vertrauen konnte. Er sagte«, sie schluckte schwer, »dass mir die Gewissheit, dass ich sterben würde, wenn ich meinen Job nicht ordentlich erledige, Ansporn genug sein müsste.«
    Eine nahezu unvorstellbare Situation, aber Reese glaubte ihr jedes Wort. »Du hast getan, was du tun musstest.«
    »Tut mir leid, Reese, aber du weißt nicht, wie es gewesen ist.
Was
ich tun musste …«
    Reese streichelte ihr tröstend den Rücken. Sie sollte sich endlich alles von der Seele reden, damit sie gemeinsam damit fertigwerden konnten.
    »Du weißt schon, dass er ein Menschenhändler war?«
    »Ja, du hast mir davon erzählt.« Reese

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