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Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz

Titel: Vertrauen statt Dominanz - Wendt, M: Vertrauen statt Dominanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlitt Wendt
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verpackt wird, ist tatsächlich gewaltfrei. Auch Pferde, die scheinbar frei, also ohne Zügel, Gerte und Sporen vorgeführt werden, sind häufig mittels negativer, druckbasierter Trainingsmethoden trainiert. Sie „funktionieren“ sehr gut, da sie darauf konditioniert sind, ihre Übungen auszuführen, befürchten aber häufig eine Strafe.
    Bei Shows kann das Ausdrucksverhalten von der Aufregung des Pferdes überlagert sein. Am besten ist es, den Trainer und seine Vorgehensweise zu Hause in gewohnter Umgebung zu beobachten.
    Im Folgenden möchte ich auf einige gängige Begriffe der Anhänger der Dominanztheorie eingehen und klären, was sich jeweils hinter ihnen verbirgt.
Dominanztraining
    Schon das Wort Dominanztraining an sich verwendet den verhaltensbiologischen Begriff der Dominanz falsch. Es ist nicht möglich, einen dominanten Part durch Training herzustellen. Es existieren keine generell dominanten Tiere in einer Pferdeherde. Der Begriff „dominant“ bezieht sich nur auf die Unterschiede im Verhalten zweier Individuen innerhalb eines bestimmten Kontextes. Es handelt sich bei dem, was tatsächlich praktiziert wird, um eine Weichspüler-Bezeichnung für ein auf Druck basierendes Ausbildungsprogramm. Ergebnis des Dominanztrainings ist aus verhaltensbiologischer Sicht nicht, dass eine Führungsposition erreicht wird, sondern die erlernte Hilflosigkeit des Pferdes, bei der das Pferd die Eigeninitiative völlig aufgibt, nichts mehr ausprobiert und nur noch passiv die Handlungsweisen der Trainer erduldet.
Alles „natural"
    Es zeigt sich ein allgemeiner Trend, alles im Pferdetraining unter dem Begriff „natural“ zusammenzufassen, um eine Anlehnung an die Natur des Pferdes zu bekräftigen. Da jedoch der Mensch auch bei den sogenannten „natürlichen“ Methoden auf Hilfsmittel zurückgreift, kann von einer ganz natürlichen Art der Kommunikation nicht die Rede sein. Würden diese Methoden tatsächlich natürlichen Kommunikationsmechanismen folgen, so bräuchte der Mensch keine Stricke, Sticks oder Round Pens als „Argumentationsverstärker“.
    Sämtliche beschönigenden Bezeichnungen wie Touchieren, Kontakt oder Zupfen sollen unter dem Deckmantel der Rangordnungsbildung Druckmaßnahmen rechtfertigen. Es wäre ehrlicher, die Anwendungen nüchtern beim Namen zu nennen: Ein Touchieren ist und bleibt ein Schlag, ein Wegtreiben im Round Pen könnte man als Scheuchen bezeichnen. Der Ton macht die Musik. Ohne die Beschönigungen wirken die tatsächlichen Handlungen der Trainer vieler Methoden schon nicht mehr ganz so harmonisch.
Stichwort Körpersprache
    Zum Thema Körpersprache werden ganze Bücher geschrieben. Häufig wird auch hier die verhaltensbiologische Einteilung untergraben, eigene Definitionen werden teilweise frei erfunden. Pferde können untereinander sehr subtile Veränderungen der Körpersprache wahrnehmen, daher könnten sie theoretisch auch lernen, die Körpersprache des Menschen zu interpretieren. Allerdings wird dieser Prozess schon in der Sozialisierungsphase abgeschlossen und kann später nicht einfach wiederholt werden. Den Pferden bleibt die Körpersprache des Menschen zumindest fremd. Dennoch werden sie sicher natürliche Reaktionen auf deutliche menschliche Körpersprache zeigen: Das Pferd kann vor uns flüchten, weil es Angst vor unserer bedrohlichen Ausstrahlung hat, es ist allerdings nicht so, wie die Dominanztrainer behaupten, dass sie ihren Pferden mittels Körpersprache bestimmte Übungen verständlich machen. Die Pferde reagieren nur mit Bewegung auf Druck und mit Stehenbleiben auf das Nachlassen des Drucks. Dominanztrainierte Pferde werden nicht rückwärtsgerichtet, weil sie die Übung „Rückwärtsrichten“ verstanden haben, sondern sie reagieren nur auf eine empfundene Bedrohung durch den Menschen. Sie werden nie gern einzelne Lektionen bewusst vorführen, sondern nur als Marionetten reagieren.
     

    Mit Druckmethoden ausgebildete Pferde zeigen oft schon bei geringen Anforderungen ein Angstgesicht.
     
    Außerdem funktionieren auch in Bezug auf die Körpersprache des Menschen die simplen Mechanismen des Lernens. Es sind meist nur negativ konditionierte Reaktionen, die das Pferd lernt, indem der Trainer seinen „bösen Blick“ erst durch ein Schlenkern mit dem Seil, durch Laufschritte in Richtung Pferd und im Falle des Nichtreagierens auch durch einen Schlag mit dem Seil unterstreicht. Das Pferd lernt, dass auf ein Kommando eine weitere unangenehme Handlung folgt, wenn es nicht

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