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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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dass die Angst an die Tür unserer Seele klopft: „Die Angst klopft an die Tür. Das Vertrauen öffnet. Niemand steht draußen.“ Die meisten werden die Sorge an die Tür schicken, um zu öffnen. Das Klopfen der Angst verdrängt in uns allzu oft das Vertrauen. Es traut sich nicht an die Tür. Das Sprichwort will uns einladen, das Vertrauen, das trotz aller Angst auch in uns ist, öffnen zu lassen. Keiner von uns hat nur Angst, keiner hat nur Vertrauen. Wir haben immer beides. Es ist unsere Entscheidung, wen wir zum Türöffner machen. Wenn das Vertrauen öffnet, werden wir die befreiende Erfahrung machen können, dass niemand draußen steht. Es war nur die Angst unserer Seele, aber niemand in der realen Welt, der da an unsere Tür geklopft hat.
Trotz aller Brüchigkeit
    O b wir Vertrauen haben oder nicht, wir geraten in unserem Leben immer wieder auch in Krisen. Das Vertrauen schützt uns nicht vor der Krise. Aber in der Krise käme es darauf an, am Vertrauen festzuhalten. Die Krise nimmt mir den Halt, an dem ich mich bisher festgehalten habe. Vielleicht war der Halt ein Mensch, an dem ich mich festgehalten habe. Oder es war meine Gesundheit, meine Intelligenz, meine Fähigkeit, Probleme zu lösen und das Leben zu meistern. Dieser Halt wird durch die Krise brüchig. Und die Frage ist, ob ich selbst daran zerbreche, oder ob ich durch die Brüchigkeit meines Lebens einen Grund in mir finde, der mir Festigkeit verleiht. Das Vertrauen gibt mir einen festen Grund. Dabei hat das Vertrauen verschiedene Dimensionen. Da ist das Vertrauen, das ich von Natur aus in mir habe, das Vertrauen, dass sich Probleme lösen und Krisen vorüber gehen. Oder es ist das Vertrauen, dass ich bisher immer durch gekommen bin, auch wenn es manchmal schwer war. Oder ich vertraue darauf, dass ich nicht allein gelassen werde, dass Menschen mir beistehen. Oder ich werde durch die Krise auf Gott geworfen. Ich vertraue, dass Gott mich in der Krise hält, dass Gott der tiefere Grund ist, auf dem ich stehen kann, auch wenn alles Äußere wegbricht.

    Wir setzen Vertrauen oft als Gegensatz zur Angst. Doch es gibt auch ein Vertrauen in der Angst. Die Krise macht mir Angst. Ich weiß nicht mehr, ob ich die Krise bewältigen kann, ob es einen Weg heraus gibt. Das Vertrauen vertreibt nichteinfach die Angst. Die Angst wird immer wieder in mir auftauchen. Aber ich vertraue darauf, dass die Angst nicht die einzige Emotion ist, die in mir ist, sondern dass unterhalb der Angst auch in mir noch eine Quelle des Vertrauens fließt. Die Angst lädt mich dann ein, das, was mir Angst macht, anzuschauen und zugleich tiefer zu gehen, in den Grund der Seele vorzustoßen, in dem auch Vertrauen in mir bereit liegt. Der Glaube ist der Weg zu diesem Vertrauen. Die Mönche haben einen konkreten Weg vorgeschlagen, um mitten in der Angst mit dem eigenen Vertrauen in Berührung zu kommen. Sie raten, in die Angst das Wort aus Psalm 118 hinein zu sprechen: „Der Herr ist mit mir. Ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun!“ Dabei geht es nicht darum, die Angst zu vertreiben, sondern mitten in der Angst mit dem Vertrauen in Berührung zu kommen, das auch in mir wohnt. Das Wort der Bibel lässt das Vertrauen, das in mir ist, aber oft nicht wirkt, stark werden, so dass es mehr und mehr die Seele und das Herz durchdringt und mir das Gefühl gibt: Ja, ich bin nicht allein. Ich darf mitten in meiner Angst vertrauen.
In aller Bedrängnis
    D ie Jünger Jesu fahren auf dem See. Auf einmal geraten sie in einen Gegenwind und das Boot wird hin und her geworfen. Jesus kommt ihnen auf dem See entgegen. Sie meinen, es sei ein Gespenst, und sie schreien auf vor Angst. Da sagt Jesus zu ihnen: „Habt Vertrauen. Ich bin es. Fürchtet euch nicht.“ (Mt 14,27) Im Griechischen steht hier ein eigenartiges Wort: „Tharseite“ Es hat die Bedeutung von: „guten Mutes sein, getrost sein, Vertrauen haben, mutig herangehen“. Platon spricht von „Vertrauen haben“ angesichts des Todes. Im Gespräch mit Sokrates, der den Schierlingsbecher trinken soll, kreist das Gespräch darum, dass der, der an die Unsterblichkeit der Seele glaubt, keine Angst vor dem Tod hat, sondern getrost dem Tod entgegen gehen kann. Im Neuen Testament wird dieses Wort oft Jesus in den Mund gelegt. Jesus fordert den Gelähmten auf: „Sei getrost (hab Vertrauen), mein Kind, deine Sünden sind dir vergeben.“ (Mt,92) Der blutflüssigen Frau sagt er: „Sei getrost, meine Tochter. Dein Glaube hat dich gesund

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