Vertrauen
immer fragen, ob ich an der Welt hänge, ob ich mich von der Welt und ihren Maßstäben bestimmen lasse. Der Weg, von der Angst frei zu werden, ist: von der Bindung an die Welt frei zu werden.
Die personale Begegnung mit einem Menschen, der mich bedingungslos annimmt, der mich nicht bewertet und beurteilt, sondern mich so gelten lässt, wie ich bin, ist dabei der Ort, an dem ich etwas vom absoluten Personsein Gottes ahne, welcher der letzte Grund meines Daseins ist, der mir in der Tiefe meine Angst um mich selbst nimmt. In der Person Jesu Christi leuchtet das Du Gottes für uns in einmaliger Weise auf. Jesus hat den Menschen ein absolutes Vertrauen in Gottes Güte vermittelt, das ihre tief sitzende Angst zu beruhigen vermochte. Er hat dabei archetypische Bilder und Symbole gebraucht, die in die Tiefe des menschlichen Unbewussten reichen und dort den Ursprung der Angst berühren und erhellen.
Jesus, so sagt es uns das Johannesevangelium, hat die Welt überwunden. Er hat sich nicht von den Maßstäben dieser Welt leiten lassen. Und er hat auf Gott, seinen Vater, vertraut.Das hat ihn von der Macht der Welt befreit. Er hat die Welt durchschaut, die Versprechungen der Welt als leer entlarvt und den Grund seines irdischen Daseins in seinem göttlichen Vater gesehen. Im Glauben haben wir an dieser Angstüberwindung Jesu teil. Da übersteigen wir die Welt. Wir sind zwar noch nach wie vor in der Welt. Aber wir sind nicht mehr von der Welt. Weil unser tiefster Grund in Gott verborgen liegt hat die Welt keine Macht über uns. Sie kann uns keine Angst mehr machen. Im Glauben sehen wir die Welt mit anderen Augen. Da schauen wir auf den Grund, auf das Wesen der Dinge. Und in allem sehen wir letztlich Gott. Daher sind wir in der Welt, aber nicht von ihr beherrscht. Wenn alles von Gott durchdrungen ist, dann verliert die Welt das Beängstigende. Dann begegnen wir in der Welt Gott. So besteht die Überwindung der Angst nach dem Johannesevangelium einmal in der Freiheit gegenüber der Welt und zum andern in der Verwandlung der Welt durch den Glauben. Im Glauben sehen wir, dass Gott selbst durch Jesus Christus in diese Welt gekommen ist. Und als von Gott erfüllte wird diese Welt uns zur Heimat. Doch die tiefste Heimat mitten in der Welt ist das Wissen um unser Gegründetsein in Gott. In Gott zu sein, das schenkt uns wahre Freiheit von unserer Angst.
Das Unbekannte in uns
J esus beginnt eine Rede an die Jünger mit den Worten: „Fürchtet euch nicht vor ihnen! Denn nichts ist verhüllt, was nicht enthüllt wird, und nichts ist verborgen, was nicht bekannt wird. Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag, und was man euch ins Ohr flüstert, das verkündet von den Dächern.“ (Mt 10,26 f) Jesus spricht diese Worte in die Situation der Jünger hinein. Wir können sie aber auch auf unsere alltäglichen Ängste beziehen. Dann geht es in diesen Worten um die Angst vor dem Unbekannten in uns . Viele Menschen haben Angst, in sich hinein zu schauen. Sie meinen, sie würden dort nur dem Bösen begegnen.
Jesus gibt als Therapie für diese Angst an: Was in dir verhüllt ist, das wird sowieso enthüllt. Es lohnt sich nicht, es zu verstecken und zu verbergen. Gott wird es mir offenbaren, aber auch andern. Für Gott steht nichts im Dunkeln. So sagt es schon der Psalm 139: „Würde ich sagen: Finsternis soll mich bedecken, statt Licht soll Nacht mich umgeben, auch die Finsternis wäre für dich nicht finster, die Nacht würde leuchten wie der Tag, die Finsternis wäre wie Licht. – Denn du hast mein Inneres geschaffen, mich gewoben im Schoß meiner Mutter. Ich danke dir, dass du mich so wunderbar gestaltet hast.“ (Ps 139, 11-14) Dass Gott mein Inneres kennt, ist nicht bedrohlich. Denn er hat es selbst geschaffen, und er hat es wunderbar gestaltet. Für Gott ist das Dunkle in mir also hell. Und es darf so sein, wie es ist. Denn auch das Dunkle in mir ist gut.
Jesus spricht in diesem Dunkeln, das wir am liebsten verdrängen würden, zu uns: „Was ich euch im Dunkeln sage, davon redet am hellen Tag.“ (Mt 10,27) Jesus ist gerade in meiner Dunkelheit bei mir. Die Dunkelheit ist nicht der Ort der Gottesferne, sondern seiner besonderen Nähe. Dort spricht er zu meinem Herzen. Und er erleuchtet alles in mir mit dem Licht seiner Liebe. Er weiß, was in mir ist. Er enthüllt es mir. Daher brauche ich es vor mir selbst und auch vor andern nicht mehr zu verhüllen. Alles, was in mir ist, ist vom Licht Jesu durchdrungen. Daher ist es
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