Vertrauen
gemacht.“ (Mt 9,22) Jesus selbst gibt den Menschen, denen er das Vertrauen zuspricht, den Grund für solches Vertrauen. Weil er da ist, brauchen sie keine Angst zu haben. Er vermittelt durch seine Gegenwart den Menschen Vertrauen. Er stärkt ihnen gleichsam den Rücken. Seine Ausstrahlung vertreibt die Angst und bringt die Menschen mit dem Vertrauen in Berührung, das in ihnen ist.
Im Johannesevangelium benutzt Jesus dieses Wort an einer wichtigen Stelle: „In der Welt habt ihr Angst. Aber seidgetrost, ich habe die Welt überwunden.“ (Joh 16,33) Das Johannesevangelium scheint sich hier auf Mysterienkulte zu beziehen, in denen den Mysten auch dieses „tharseite“ zugerufen wurde. In den Mysterienkulten feierte man das Schicksal eines Gottes, der – ähnlich wie Jesus Christus, der Sohn Gottes – von den Mächten des Bösen besiegt wird, aber letztlich doch Sieger bleibt. Weil Gott gerettet wurde, deshalb haben die Mysten an seinem Sieg über alle Not teil. Wir Christen haben teil am Sieg Jesu über die Welt. Die Maßstäbe dieser Welt haben keine Macht mehr über uns. Deshalb können wir getrost sein. Es gibt nichts, was unser Sein in Christus letztlich gefährden könnte. Selbst die Wellen, die uns in die Tiefe mitreißen möchten, können uns das Vertrauen nicht nehmen. Denn inmitten der Bedrängnisse dieser Welt steht Christus neben uns als der, der uns wie Petrus an die Hand nimmt und uns zuruft: „Hab Vertrauen. Hab Mut. Sei getrost. Ich bin bei dir.“
Fürchte dich nicht!
D ie Angst wird uns begleiten, bis wir uns im Tod Gott hingeben. Aber sie wird uns nicht mehr im Griff haben. Mitten in unserer Angst dürfen wir immer wieder das tröstende und ermutigende und befreiende Wort Jesu hören: „Fürchte dich nicht!“ Ein Exeget hat nachgezählt, dass dieses Wort „Fürchte dich nicht!“ 365 mal in der Bibel vorkommt. Das ist für mich ein schönes Bild: Über jedem Tag steht das Versprechen Gottes, uns die Angst zu nehmen. Aber die Bibel rechnet auch damit, dass uns jeden Tag die Angst überfallen oder aus den Tiefen unseres Unbewussten aufsteigen kann. Es ist also ein tägliches Thema: die Angst anzuschauen und sie zugleich im Blick auf Jesus Christus und im Vertrauen auf das ermutigende Wort Gottes zu verwandeln.
Was uns Vertrauen schenkt
U nsere Angst hängt zutiefst mit unserer Beziehung zur Welt zusammen. Wir haben Angst, die Welt zu verlieren, und damit das, was wir mit Welt verbinden: Besitz und Erfolg, Zuwendung und Bestätigung, Gesundheit und Kraft. Und wir haben Angst vor der eigenen Endlichkeit, die mit unserem Sein in der Welt verbunden ist. Wir spüren, dass die Welt unsere unendliche Sehnsucht nicht zu erfüllen vermag. Sie bietet uns Geborgenheit und Halt, verspricht uns Belohnung für unsere Leistung, Anerkennung für das, was wir sind. Und zugleich erfahren wir, dass die Welt nicht hält, was sie verspricht. Alles, was wir mit der Welt verbinden, ist brüchig: unser Körper ist verwundbar, der Besitz ist vergänglich. Wir können ihn nicht mitnehmen in den Tod. So sagt es uns schon der skeptische Prediger im Buch Kohelet. Am Ende all seiner Bemühungen um Erfolg und Vergnügen, um Besitz und Sicherheit muss er bekennen: „Das Ergebnis: Das ist alles Windhauch und Luftgespinst.“ (Koh 1,11)
Im Johannesevangelium verbindet Jesus die Angst mit unserem In-der-Welt-Sein. Johannes Schneider übersetzt diesen Vers: „In der Welt habt ihr Angst, aber seid getrost: Ich habe die Welt überwunden.“ (Jo 16,33) Johannes bezieht sich in diesem Wort offensichtlich auf die Daseinserfahrung der Gnosis, die sich danach sehnte, der Welt zu entfliehen und in der Erleuchtung, eine Beruhigung der Grundangst zu finden, die mit ihrem In-der-Welt-Sein eng verbunden war.
Im Johannesevangelium wird uns ein Jesus vor Augen geführt, der keine Angst hat. Er ruht in Gott. Er hat in Gottalle menschliche Angst überwunden. Jesus geht auch durch die Passion als einer, der souverän über allen menschlichen Bedrohungen steht. Er hat seine Mitte in Gott gefunden. Daher kann ihn auch ein Pilatus nicht aus seiner Mitte stoßen. Und selbst die Henker können ihm nichts anhaben. Sie können nur seinen Leib töten. Aber er wird den grausamen Tod, dem sie ihm antun, nur als ein Gehen zum Vater verstehen. Jesus hat in sich die Angst überwunden. Und so lädt er uns ein, im Glauben unsere Angst zu überwinden. Indem ich auf Jesus schaue, kann ich anders mit meiner Angst umgehen: Wenn ich Angst habe, soll ich mich
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