Vertrauen
Schattenseiten von Gottes Licht erleuchtet wurden. Sie waren weder fehlerlos, noch in jedem Fall psychisch völlig gesund. Wie wir litten auch die Heiligen an ihren Fehlern und Schwächen. Aber sie haben ja gesagt zu ihrem Sosein und haben es in den Dienst Gottes gestellt. Sie spürten, dass alles, was von ihnen an Heilung ausging, nicht ihr Verdienst war, sondern allein das Werk Gottes. So sind Heilige Zeichen der Hoffnung, dass auch unser Leben gelingen und unsere Sehnsucht erfüllt wird.
Wir alle tragen einen Namen. In der katholischen Tradition suchen Eltern für ihre Kinder Namen von Heiligen aus, die zu ihren Namenspatronen werden. Wenn ich die Geschichte des oder der Heiligen meditiere, dessen/deren Name ich trage, lerne ich mich selbst besser kennen. Ich entdecke Seiten an mir, die ich bisher übersehen habe. Ich gewinne Vertrauen, dass ich mehr Möglichkeiten habe, als ich mir bisher zugestanden habe. Ich komme mit meinem wahren Wesen in Berührung. Heilige sind Bilder, durch die wir das eigene Bild klarer erkennen. Sie geben uns Mut, uns bedingungslos anzunehmen, nicht nur mit unseren Schattenseiten, sondern gerade auch mit unseren Lichtseiten, mit den Fähigkeiten und Möglichkeiten, die in uns stecken. Sie inspirieren uns dazu, unserer Sehnsucht zu trauen – und ihr zu folgen.
4
ZUVERSICHTLICH LEBEN –
IN ALLER ANGST
Angst oder Vertrauen?
I n jedem von uns ist Angst und Vertrauen. Es gibt keinen Menschen, der nur Angst hat oder nur Vertrauen. Doch oft sind wir auf die Angst fixiert. Die Angst hat ihre Berechtigung. Wenn wir keine Angst hätten, hätten wir kein Maß. Die Angst weist uns auf reale Gefahren hin und mobilisiert in uns Kräfte, uns gegen die Gefahr zu schützen. Und die Angst lädt uns immer wieder ein, unsere eigenen Grenzen zu akzeptieren. Doch es gibt auch Ängste, die uns lähmen. Wir können sie nicht einfach unterdrücken. Besser ist es, mit ihnen zu sprechen. Dann werden wir merken, wo die Angst uns auf falsche Grundannahmen aufmerksam macht. Vielleicht zeigt uns die Angst, dass wir zu hohe Idealbilder von uns aufgebaut haben, die wir aber nie verwirklichen können. Oder sie verweist uns auf die Grundannahme, dass wir keine Fehler machen dürfen, weil wir sonst von den Menschen abgelehnt werden, oder dass wir uns nicht blamieren dürfen, weil wir sonst nichts wert sind. Andere Ängste verweisen uns auf das Wesen unseres Menschseins. Die Angst vor Krankheit und Tod können wir nicht ausrotten. Sie führt uns zu unserem wahren Selbst, das die Krankheit und den Tod überdauert.
Neben diesen persönlichen Ängsten gibt es die Angst um die Zukunft unserer Welt, die Angst vor Krieg und Terror, vor der Macht der organisierten Kriminalität, vor der zunehmenden Überalterung der Gesellschaft und vor wachsender Umweltzerstörung. Diese Ängste sind alle berechtigt. Sie wollen in uns Kräfte mobilisieren, gegen diese negativenTendenzen in unserer Welt anzugehen und für das Gute zu kämpfen. Aber in diesem Kampf dürfen wir uns nie nur von der Angst treiben lassen. Letztlich braucht es das Vertrauen, dass das Gute stärker ist als das Böse, dass die Welt trotz der destruktiven Möglichkeiten der menschlichen Macht, trotz aller Gefährdung in der Hand Gottes ist. Angst allein ist ein schlechter Ratgeber. Angst kann Kräfte mobilisieren, aber es braucht das Vertrauen, um sie in die richtigen Bahnen zu lenken. Und es braucht Vertrauen und Hoffnung, um sich selbst und die Menschheit nicht aufzugeben, sondern an eine gute Zukunft zu glauben, weil die Zukunft in Gottes Hand ist.
Es gibt Menschen, die andern gegenüber vertrauensselig sind und oft missbraucht werden. Vertrauen braucht immer auch ein realistisches Einschätzen der anderen Person oder der Situation. Aber Vertrauen als Grundhaltung ist die Voraussetzung, dass mein Leben gelingt. Dieses Vertrauen kann ich mir nicht einfach befehlen. Es ist mir hoffentlich als Urvertrauen geschenkt worden durch meine Eltern und durch meine Lebenserfahrung gewachsen und gestärkt worden. Ich kann daran arbeiten, das Vertrauen und die Zuversicht in mir zu stärken. Und wenn meine Lebensgeschichte mir vielleicht einen Mangel an Vertrauen beschert hat, kann der Glaube, dass Gott mich trägt, diesen Mangel ausgleichen oder beheben und mein Vertrauen stärken.
Wer öffnet?
D ie Angst ist die Schwester der Sorge. Wir machen uns viele Sorgen, weil wir Angst haben, es könnte etwas eintreten, was uns überfordert. Ein chinesisches Sprichwort spricht davon,
Weitere Kostenlose Bücher