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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Herrn geraten die Jünger sofort wieder in Angst, als eine Wolke sie überschattete (Lk 9,34). Doch aus dieser Wolke ertönt die Zusage Gottes: „Das ist mein auserwählter Sohn, auf ihn sollt ihr hören.“ (Lk 9,35).
    Das ist die Verheißung dieser Geschichte: In der Nacht geschieht die Verwandlung. Dort, wo es am dunkelsten ist, leuchtet Gottes Licht am hellsten. Trotz dieses Wissens werden wir immer wieder in Angst geraten, wenn eine Wolke uns überschattet, die Wolke einer Krankheit, die Wolke einer Bedrohung durch den Verlust der Arbeit oder durch schwierige Umstände. Dann bleibt uns wie den Jüngern nichts anderes übrig, als auf die Stimme Gottes zu hören. Sie verkündet, dass mitten in der Nacht und auch, wenn Wolken die Aussicht zu nehmen scheinen, Jesus unter uns ist. Wenn wir auf ihn hören mitten in der Angst, wenn wir an sein Kommen glauben mitten in der Nacht, dann wird auch für uns die Dunkelheit zum Licht und die Not zur Erlösung. Mitten in der Angst und in der Bedrängnis sollen wir aufschauen. Dann – so glaubt es Lukas – werden wir Jesus erkennen, der gerade in diesem Augenblick zu uns kommt. Er ist der, der immer zu uns kommt und uns Rettung verheißt. Wenn er kommt, dann geschieht Erlösung. Dann lösen sich die Fesseln unserer Angst und unser Herz weitet sich.
Entscheidung zur Hoffnung
    D as Neue Testament spricht nur selten von der Sehnsucht, aber sehr oft von der Hoffnung. Die Sehnsucht treibt den Menschen. Die Hoffnung – so sagt die theologische Tradition – ist eine von Gott geschenkte Tugend, eine Kraft, zu der uns Gott befähigt. Sie gestaltet diese Welt, weil sie glaubt, dass Gott für diese Welt eine Zukunft bereitet hat. Sie vertraut darauf, dass es einen Sinn hat, sich für die Menschen einzusetzen. Sie ist voller Zuversicht, dass Gott für die Menschen eine gute Zukunft bereit hält. Aber zugleich weiß die Hoffnung, dass unsere innerweltlichen Absichten ins Leere gehen, wenn sie nicht vom Vertrauen in ein größeres Wirken getragen sind.
    Die Hoffnung gleicht der Sehnsucht. Und doch ist sie noch etwas anderes. Die Hoffnung ist geprägt von dem Vertrauen in die Zukunft, von dem Vertrauen, dass die Zukunft in Gottes Hand liegt und dass er unsere tiefsten Sehnsüchte erfüllt. Und die Hoffnung beinhaltet das geduldige Ausharren, bis Gott seine Verheißungen an uns Wirklichkeit werden lässt. Die Sehnsucht ist einfach da, ob ich will oder nicht. Für die Hoffnung muss ich mich bewusst entscheiden. Sie ist eine Tugend, die ich pflegen muss. Gegenüber der pessimistischen Grundhaltung, die meint, die Welt steuere dem Verderben entgegen, vertraut die Hoffnung darauf, dass Gott die Welt und den Menschen zur Vollendung führt, auch wenn diese Vollendung über das Scheitern und Zerbrechen menschlicher Vorstellungen führt. Das Kreuz steht für die Hoffnung, dass selbst im Untergang neues Leben aufleuchtet.
Im Leben und im Sterben
    J eder wird irgendwann mit der Angst vor dem eigenen Tod konfrontiert. Es hat keinen Zweck, diese menschliche Urangst zu verdrängen. Wir müssen lernen, mit ihr umgehen. Das gelingt uns, indem wir uns fragen, ob mit dem Tod tatsächlich alles vorbei, ob der Tod das letzte Wort ist oder nur ein Durchgang zu neuem Leben.
    Der Tod konfrontiert mit der eigenen Wahrheit. Und die Konfrontation mit der Endgültigkeit des Todes provoziert die Angst vor der Wahrheit des eigenen Lebens.

    Im Matthäus- und Markusevangelium spricht der Auferstehungsengel die Frauen mit dem Wort an: „Fürchtet euch nicht!“ Im Matthäusevangelium richtet der Engel diese Worte an die erschrockenen Frauen. Als sie vom Grab weggehen, um den Jüngern die Frohe Botschaft von der Auferstehung zu künden, begegnet ihnen der Auferstandene selbst. Sie werfen sich vor ihm nieder und umfassen seine Füße. Da sagte Jesus zu ihnen: „Fürchtet euch nicht: Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.“ (Mt 28,10) Auferstehung heißt für Matthäus Überwindung unserer Todesangst. Im Grab, an der Stätte des Todes selbst, steht ein Engel, der uns auffordert, alle Furcht fallen zu lassen. Und das erste Wort des Auferstandenen an die Frauen soll ihre Angst überwinden.
    Auch im Markusevangelium spricht der Engel die Frauen mit dem ermutigenden Wort an: „Erschreckt nicht!“ Doch offensichtlich löst das nicht die Angst der Frauen. Sieverlassen das Grab und fliehen: „Denn Schrecken und Entsetzen hatte sie gepackt. Und sie sagten niemand

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