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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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das oft so aus, dass wir das Kind fallen lassen, es vergessen oder dass es uns geraubt wird. Wir möchten gerne ganz wir selbst sein. Aber zugleich haben wir Angst, dass wir uns an die Verhältnisse anpassen und unser wahres Bild verleugnen. Das Kind in uns ist genauso schwach wie das Kind Mariens, das Josef schützen soll. Er schützt es, indem er in ein anderes Gebiet zieht, in das Gebiet von Galiläa. Dort fühlt er sich und sein Kind geschützt. Diese Geschichte zeigt uns, wenn wir sie auf der psychologischen Ebene deuten: Wir brauchen für unser inneres Kind einen Schutzraum, damit es heranwachsen und so stark werden kann, dass es sich von den äußeren Umständen nicht mehr beeinträchtigen lässt.
Petrus – Wie Vertrauen wachsen kann
    L ukas erzählt von der Berufung der ersten Jünger und berichtet, wie Jesus zwei Boote am Ufer liegen sieht, in das Boot des Simon steigt und ihn auffordert, hinauszufahren und die Netze zum Fang auszuwerfen. Obwohl die Fischer die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen haben, ist Simon dazu bereit. Sie fangen so viele Fische, dass Simon seine Gefährten bitten muss, ihm mit ihrem Boot zu Hilfe zu kommen. „Als Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sagte: Herr, geh weg von mir; ich bin ein Sünder.“ (Lk 5,8) Er hat Angst vor diesem Mann. Er spürt das Geheimnis Jesu und zugleich sein eigenes Ungenügen, seine Durchschnittlichkeit, seine Schwächen, als einer, der es daher nicht wert ist, diesem heiligen Mann nahe zu sein. Doch Jesus antwortete ihm: „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ (Lk 5,10)
    Die Reaktion des Petrus ist paradox: Er geht in die Knie und macht sich klein. Und zugleich fordert er Jesus auf, wegzugehen. Auf der einen Seite ist er von ihm fasziniert. Auf der andern Seite traut er sich nicht, seine Faszination ernst zu nehmen und ihr zu folgen. Vor diesem Jesus erkennt er schmerzlich, wie klein und unbedeutend er ist. Vielleicht hat er von Kindheit an mitbekommen, dass er nichts taugt. Vielleicht wurde er immer wieder erniedrigt. Oder aber es war einfach die Erfahrung dieses Jesus, die ihn in die Knie zwingt und ihn erkennen lässt, dass er ein Sünder ist. „Sünder“ meint hier nicht, dass sich Petrus an all seine Sünden erinnert oder daran, wie oft er die Gebote Gottes übertreten hat.Sünder ist der, der das Ziel seines Daseins verfehlt. Und Petrus hat den Eindruck: Im Vergleich zu Jesus hat er aus seinem Leben nichts gemacht. Und weil er sich vor ihm klein und unbedeutend fühlt, möchte er nichts mit ihm zu tun haben, trotz seiner Faszination und der stillen Sehnsucht, doch bei diesem Menschen bleiben zu dürfen.
    Jesus heilt diese Angst des Petrus nicht nur durch die Zusage „Fürchte dich nicht!“, sondern auch indem er ihm einen Auftrag vermittelt und ihm eine Verheißung zuspricht: „Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Jesus traut Petrus etwas zu. Er verlangt nicht zuerst ein Reifezeugnis oder eine Bestätigung seiner Fähigkeiten. Er glaubt an diesen Menschen, der um seine Durchschnittlichkeit weiß, und nimmt ihn in seinen Dienst auf. Hier ist es der Glaube Jesu, der die Angst des Petrus überwindet. In unserem eigenen Leben erfahren wir es immer wieder: Es ist es auch für uns eine Hilfe, wenn ein Mensch an uns glaubt. Das kann uns von der Angst befreien, wir könnten den Erwartungen der anderen nicht genügen. Wenn jemand Angst hat, eine gestellte Aufgabe nicht erfüllen zu können, dann braucht er einen Menschen, der an ihn glaubt. Der Glaube des andern hat die Kraft unsere Angst aufzulösen. Weil der andere an uns glaubt, beginnen auch wir langsam an uns zu glauben. Wir wagen es, uns so einzubringen, wie wir sind. Es ist ein aktiver Glaube, den Jesus in seiner Zusage ausdrückt, Petrus werde Menschen fangen. Wenn uns jemand eine Aufgabe zutraut, dann hören wir auf, um uns selbst zu kreisen, uns zu bewerten und zu beurteilen. Wir packen einfach an. Und dabei vergessen wir uns selbst. Wir sind ganz bei der Aufgabe und wachsen mit ihr.
    Doch dies ist kein einseitiges oder automatisches Geschehen. Der Glaube des andern wird uns nicht helfen, wenn wir nicht auch selbst an uns glauben. Von Petrus kann ich lernen, darauf zu vertrauen, dass Jesus mich so beruft, wie ich bin: in meiner Durchschnittlichkeit, mit meinen Fähigkeiten und mit meinen Schwächen. Er nimmt mich so an, wie ich bin, und traut mir zu, dass ich in seinem Dienst für andere zum Segen werde. So kann es eine Hilfe sein, die

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