Vertrauen
ausgeliefert. Der erste Weg, mehr Selbstvertrauen zu erlangen, besteht darin, sich selbst zu spüren und aufzuhören, sich mit andern zu vergleichen. Ich muss mir verbieten, darüber nachzudenken, was andere von mir denken könnten. Wenn aber trotzdem solche Gedanken in mir auftauchen –ich kann sie ja kaum hindern, dass sie kommen –, dann ärgere ich mich nicht darüber, sondern nehme sie als Einladung, mir zu sagen: „Das ist ihr Problem, was sie von mir denken. Wenn sie Lust haben, dürfen sie ruhig über mich nachdenken. Aber das sind ihre Gedanken. Die gehen mich nichts an.“ Das ist nicht immer so einfach. Denn die Gedanken kommen einfach immer wieder. Wenn ich diese Gedanken nur mit eigenen Gedanken abwehre, bleibt es ein ständiger Kampf. Hilfreicher ist es, sich in seinem Leib zu spüren. Wenn solche Gedanken kommen, versuche ich mich zu spüren, bei mir zu sein. Eine Hilfe kann sein, sich selbst zu berühren, entweder die beiden Hände ineinander zu legen, oder die Hand aufs Herz zu legen. Dann genieße ich es, bei mir zu sein. Ich spüre mich. Und ich erlaube mir, dass ich sein darf, wie ich bin. Ich muss gar nicht sicher sein. Ich muss jetzt gar nichts Intelligentes von mir geben. Ich spüre mich. Wenn ich Lust habe, dann sage ich etwas. Wenn mir nichts kommt, dann sitze ich einfach da und bin bei mir. Das genügt.
Ich kann meine vermeintliche Schwäche in einem andern Licht sehen. Wenn ich sie mir erlaube, dann wird sie mich nicht mehr im Griff haben.
Das klingt so einfach. Aber es verlangt zuerst ein schmerzliches Abschiednehmen von einem unrealistischen Selbstbild. Dann wächst das Selbstvertrauen. Ich erlaube mir, zu sein, wie ich bin. Das ist die Voraussetzung, dass ich wachsen und sicherer werden kann. Wenn ich betrauere, dass ich nicht so bin, wie ich in der Vorstellung gerne sein möchte, dann komme ich an meine wirklichen Möglichkeiten und Fähigkeiten. Dann entdecke ich meine ureigensten Stärken.
Steh zu dir selber
W er wenig Selbstvertrauen hat, kann nicht gut zu sich selber stehen. So ist ein Weg, Selbstvertrauen zu gewinnen, neues Stehvermögen zu erlangen. Das geht über Stehübungen. Ich kann mir vorstellen, dass ich wie ein Baum dastehe und meine Wurzeln tief in die Erde eingrabe, damit ich tief verwurzelt fest stehen kann. Die Vorstellung vom Baum gibt mir Mut, zu mir zu stehen. Und ich kann es körperlich einüben. Der zweite Punkt, der beim Stehen wichtig ist, ist die eigene Mitte. Die Japaner sprechen von Hara und meinen damit den Unterbauch. Da ist unser Zentrum. Wenn wir gut in der Mitte sind, kann uns nichts so leicht umwerfen. Und der dritte Punkt, auf den es ankommt, ist der Scheitel. Ich kann mir vorstellen, dass ich mit dem Scheitel die Raumdecke berühre. Oder ich kann mir das Bild des Baumes nochmals vor Augen halten. Ich entfalte meine Krone nach oben, so wie ein Baum seine Krone in den Himmel wachsen lässt. Wenn ich so eine Zeit lang stehe, bekomme ich mehr Selbstvertrauen. Wenn ich besser zu mir stehen und für mich einstehen kann, dann wird mich eine Kritik nicht mehr so erschüttern. Ich muss nicht wie ein Betonpfeiler unbeweglich stehen. Ich stehe wie ein Baum, der sich im Wind wiegt. Ich bin tief verwurzelt. Die Stürme des Lebens werden mich nicht so leicht entwurzeln. So kann ich auch mit Kritik leben. Der Baum steht nicht perfekt. Er bewegt sich, wenn der Wind um ihn weht. Er gibt etwas nach. Aber er lässt sich nicht so leicht entwurzeln. Je mehr ich im bewussten Stehen lerne, zu mir zu stehen und für mich einzustehen und etwasdurchzustehen, desto stärker wird das Selbstvertrauen wachsen. Ich erfahre mehr Vertrauen. Ich muss es nicht machen. Es wächst von alleine.
Trau dem Geist in dir
J esus weist uns einen Weg, die Angst zu überwinden und Vertrauen ins Leben zu gewinnen. Es ist einmal der Aufruf an uns, uns keine Sorgen zu machen und uns den Kopf nicht darüber zu zerbrechen, wie und was wir reden sollen. „Denn es wird euch in jener Stunde eingegeben, was ihr sagen sollt. Nicht ihr werdet dann reden, sondern der Geist eures Vaters wird durch euch reden.“ (Mt 10,19 f) Wir sollen nicht auf die Zuhörer und ihr eventuelles Urteil fixiert sein, sondern aus dem Inneren heraus sprechen. Von den Menschen sollen wir uns ab- und unserem Herzen zuwenden. Dort, in unserem Herzen, spüren wir, was wir sagen sollen. Unser Kopf dagegen versetzt uns in Unruhe und so machen wir uns ständig Gedanken, was die andern über uns denken könnten. Wenn wir mit
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