Vertrauen
oft ich eine Rolle spiele. Ich bin nicht ich selber. Ich passe mich an. Ich spüre sofort, was der andere von mir erwartet. Und ich spiele die Rolle, die diesenErwartungen entspricht. Immer wieder zu sagen „Ich bin ich selber“ befreit mich mehr und mehr von meinen Rollen und Masken. Und auf einmal entsteht eine große innere Freiheit. Ich muss mich nicht beweisen. Ich bin einfach ich selber. Ich kann dieses „selber“ nicht genau definieren. Aber ich spüre, dass da etwas in mir ist, was mir von andern nicht streitig gemacht werden kann, was niemand zu zerstören vermag.
Ein Weg, ein gutes Selbstvertrauen zu gewinnen ohne sich ständig beweisen zu müssen, ist die Meditation dieses Jesuswortes „Ich bin ich selber“. Für das Lukasevangelium besteht das Geheimnis der Auferstehung darin, dass Jesus ganz er selber geworden ist. Wir haben jetzt schon teil an der Auferstehung Jesu. So dürfen wir mit dem Auferstandenen immer wieder sagen: „Ich bin ich selber“. Das lässt uns wirklich aufstehen aus dem Grab unserer Angst, nicht gut genug zu sein. Es richtet uns auf und schenkt uns eine tiefe innere Freiheit. Ich muss mich nicht beweisen, nicht unter Druck setzen. Ich bin einfach. Das ist keine Resignation. Vielmehr ist in dieser Gewissheit „Ich bin ich selber“ eine Ahnung von dem Geheimnis, das mich ausmacht, und von meiner Einmaligkeit und Einzigartigkeit, die ich von Gott her habe. Wenn ich mir dieses Wort vorsage, höre ich auch auf, mich mit anderen zu vergleichen. Ich muss nicht besser sein als die andern, nicht besser formulieren können, nicht selbstsicherer sein. Es genügt, einfach „ich selber zu sein“.
Steh zu deinen Schwächen
C. G. Jung spricht davon, dass zum Selbstvertrauen gehört, sich mit den eigenen Schattenseiten auszusöhnen. Das verlangt Demut und Humor. Wer nur seine Stärke dokumentiert, der lebt immer in der Angst, dass ihm seine Maske vom Gesicht gerissen werden könnte. Wer jedoch gelassen auch zu seinen Fehlern steht und sich mit seinen Schattenseiten anfreundet, der kann gelassen mit den Menschen umgehen. Er hat keine Angst, dass die andern seine Schwächen entdecken könnten. Er steht ja zu ihnen. Er posaunt sie nicht hinaus. Wer jedem sofort seine Schwächen erzählt, der muss etwas anderes verbergen. Er offenbart seine harmlosen Schwächen, um seine wirklichen verstecken zu können. Wer ausgesöhnt ist, der geht gelassen zu den Menschen. Er mutet sich selbst den andern zu, so wie er ist. Er macht sich nicht kleiner als er ist. Aber er hat auch keine Angst, dass die andern etwas entdecken könnten, was er unter allen Umständen verbergen möchte. Weil er zu sich und seinen Schattenseiten steht, kann er sich auf die Menschen einlassen, ohne ständig um sich und seine vermeintliche Stärke zu kreisen. Er ist einfach präsent. Er ist offen für die Menschen. Er muss sich nicht besser darstellen als er ist. Er gibt sich so, wie er ist. Das schafft Beziehung. Und das macht ihn sympathisch.
Das Ego kreist um sich selbst. Das Selbst ist die innere Mitte des Menschen. Zum Selbst gehören die Stärken und die Schwächen, das Menschliche und das Göttliche. Wenn der Mensch den Weg vom Ego zum Selbst geht, wird er immer gelassener, authentischer und freier.
Entdecke deine Stärken
V iele Menschen fühlen sich unsicher. Sie trauen sich nicht, in einer Gruppe zu sprechen. Sie haben Angst, sie könnten sich dabei blamieren. Oder die andern würden viel klarer sagen, was sie ausdrücken möchten. Sie haben Hemmungen, sich vor andern zu zeigen. Sie fühlen sich unter Menschen unwohl. Sie denken ständig darüber nach, was die andern wohl über sie denken. Sie sind nicht einfach bei sich, sondern fühlen sich überall beobachtet und beurteilt. Wenn ich mit ihnen darüber spreche, so entdecken wir den Grund für dieses mangelnde Selbstvertrauen in den Botschaften, die diese Menschen als Kind gehört haben: „Du bist zu langsam. Du bist nicht richtig. Du bist dumm. Die andern sind viel gescheiter. Wie schaust du heute wieder aus. So kannst du doch nicht unter die Leute gehen.“ Solche Botschaften verunsichern. Und viele verinnerlichen solche Worte dann. Sie beurteilen sich selbst negativ. Sie beobachten sich selbst, sie kreisen in Gedanken ständig um sich und ihre Fehler und glauben deshalb, dass alle andern sie beobachten und sich über sie Gedanken machen.
Den Mangel an Selbstvertrauen kann man nicht durch ein Gespräch aufheben. Aber trotzdem sind wir ihm nicht einfach
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