Vertraute Gefahr
die er aus seinem Rucksack genommen hatte. Er saß seitlich von ihr, sie hoffte, dass er nicht bemerken würde, wenn sie sich bewegte. Sie spannte ihre Arme und Beine an, bereit zum Sprung.
»Das würde ich bleiben lassen. Mein Messer liegt direkt neben mir, und wenn du auch nur in meine Nähe kommen solltest, wirst du dir wünschen, du wärest schon tot.« Roberts Stimme klang ruhig, was die Gänsehaut auf Autumns Armen noch verstärkte. Wie konnte er wissen, was sie vorhatte? Ohne ein Wort ließ sie sich zurücksinken. Sie würde noch etwas warten, irgendwann musste er in seiner Wachsamkeit nachlassen und dann würde sie fliehen.
Robert wünschte sich fast, sie würde versuchen, ihn anzugreifen. Die Vorstellung, sie dafür bestrafen zu können, erregte ihn. Autumns Körper würde sich unter seinem winden, während sie versuchte, sich zu wehren. Doch das würde ihr nie gelingen, sie war völlig chancenlos gegen ihn. Noch einmal würde er es nicht zulassen, dass sie die Möglichkeit zur Flucht erhielt. In New York hatte er nicht damit gerechnet, dass sie in ihrem geschwächten Zustand noch die Kraft aufbringen würde, sich gegen ihn zu wehren. Diesen Fehler würde er nicht noch einmal begehen. Autumn würde nie an ihm vorbeikommen, aber sie konnte es gerne versuchen. Deshalb hatte er sie auch noch nicht gefesselt: Er wollte, dass sie glaubte, eine Chance zu haben. Das würde ihr Entsetzen noch einmal steigern, wenn Robert sich dann endlich mit ihr beschäftigte und sie erkannte, dass ihre Hoffnung vergebens gewesen war.
Es kribbelte in seinen Fingern, sein Messer endlich über ihre Haut gleiten zu lassen, zu beobachten, wie das Blut über ihre helle Haut rann. Doch diesmal würde er sich nicht damit begnügen, ihr Schmerzen zuzufügen. Nein, sie würde dafür bezahlen, sich einen Liebhaber genommen zu haben, obwohl sie zu ihm gehörte. Er hatte sie in New York oft genug gewarnt und versucht, ihr klarzumachen, was passieren würde, wenn sie ihn jemals betrog. Aber sie hatte anscheinend nicht richtig zugehört, sonst hätte sie sich nie auf diesen Ranger eingelassen. Roberts Wut mischte sich mit Erregung, als er sich in allen Einzelheiten ausmalte, wie er ihr die Kleidung vom Körper schneiden und ihr jede Erinnerung an einen anderen Mann nehmen würde. Noch schöner wäre es gewesen, ihren Liebhaber hilflos dabei zusehen zu lassen, wie Robert sich mit Autumn vergnügte. Vielleicht folgte er ja der Spur, die Autumns Blut hinterlassen hatte, und würde noch rechtzeitig zur Party auftauchen.
Ein wenig Zeit würde er Hunter noch geben, aber er würde nicht ewig warten. Spätestens wenn die Sonne untergegangen war, würde er Autumn zeigen, dass es ein Fehler gewesen war, ihm entkommen zu wollen. Und dass sie allein ihm gehörte und er mit ihr machen konnte, was er wollte. Ihr Liebhaber würde für ein wenig Abwechslung sorgen und vor allem Autumn bei der Stange halten, allerdings hatte Robert danach keinerlei Verwendung mehr für ihn. Aber das war dem Ranger dann vermutlich egal – denn er würde längst tot sein.
30
Shane fuhr ziellos durch die Gegend, in der Hoffnung, durch Zufall auf eine Spur von Autumn zu stoßen. Die ganze Aktion war bisher ohne Erfolg geblieben. Über vierzig Menschen suchten nach ihr, doch bisher gab es nicht den kleinsten Anhaltspunkt, wohin Robert sie verschleppt hatte. Resigniert lenkte er den Jeep auf den Parkplatz des Hauptquartiers. Mit gesenktem Kopf ging er auf die Eingangstür zu und stieß dort fast mit Clarissa zusammen.
»Huch. Hallo Shane.« Sie lächelte ihn freudig an.
»Clarissa.«
Ihr Lächeln legte sich, als sie seine Miene sah. »Was ist los? Du siehst ja schrecklich aus.«
Shane blickte sie ungläubig an. »Hast du es nicht gehört? Autumn ist verschwunden. Alle suchen nach ihr, der Park ist für Besucher gesperrt.«
Clarissa blieb der Mund offen stehen. »Nein, ich war unterwegs, heute ist mein freier Tag. Aber warum macht ihr so ein Theater darum? Vielleicht ist sie einfach einkaufen?«
Er schüttelte den Kopf. »Wir denken, dass dieser Robert Pears sie entführt hat.«
Ein erschrockener Ausdruck trat auf Clarissas Gesicht. »Mein Gott! Ich habe sie vorhin gesehen, als ich losgefahren bin. Sie saß mit einem Mann im Auto, aber der sah nicht aus wie dieser Pears. Ich dachte, sie hätte sich vielleicht einen anderen Typen angelacht …«
Clarissa verstummte, als Shane sie heftig an ihren Oberarmen packte und sie schüttelte. »Du hast sie gesehen? Wann?
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