Vertraute Gefahr
Kräfte zu dir schicken …«
Shane unterbrach ihn. »So lange kann ich nicht warten. Ich werde den Spuren sofort folgen, vielleicht kann ich damit noch das Schlimmste verhindern. Er hat schon fünf Stunden Vorsprung …«
Bob seufzte. »In Ordnung. Ich könnte dich sowieso nicht aufhalten. Aber ich schicke die Männer trotzdem hinterher. Hinterlass bitte deutliche Markierungen, damit sie dich auch finden.«
»Okay. Sag meinem Bruder, wo ich bin, sobald er eintrifft, ja?«
»Mach ich. Viel Glück.«
»Danke.« Shane steckte das Telefon zurück in die Tasche, lief zum Jeep und zog seinen Rucksack heraus. Er überprüfte schnell, ob sich Trinkflasche, Powerriegel und Verbandskasten noch darin befanden, schlang ihn sich über die Schulter und lief zu den Spuren zurück. Mit großen Schritten rannte er über die weite Ebene, sprang über kleine Büsche und Felsen. Er blieb nur von Zeit zu Zeit kurz stehen, um zu überprüfen, ob er noch auf dem richtigen Weg war.
Die Blutspur war nicht breit, aber sie nahm kein Ende, und das machte ihm immer größere Sorgen. Wie viel Blut konnte Autum verlieren, bevor sie dadurch so geschwächt war, dass sie zusammenbrach? Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Die Hitze war unerträglich. Widerwillig setzte er seinen Rucksack ab und trank einen Schluck Wasser. Sein gesamter Körper war schweißnass, sein Herz pochte heftig in seiner Brust, seine gerade erst verheilte Rippe schmerzte, aber er achtete gar nicht darauf. Zu sehr war er in Gedanken mit Autumn beschäftigt und wie es ihr wohl gehen mochte. Sowie er genug getrunken hatte, machte er sich noch schneller als zuvor wieder auf den Weg.
In Rekordzeit erreichte er die glatten Sandsteinfelsen, aus denen die Rippen und Bögen der Gegend bestanden. Hier musste er seine Geschwindigkeit etwas drosseln, denn selbst mit seinen Wanderstiefeln fand er darauf kaum Halt. Und ein gebrochenes Bein konnte er nicht gebrauchen. Außerdem gab es auf dem harten Untergrund keine Fußabdrücke mehr, denen er folgen konnte. Nur noch diese verdammten Blutstropfen. Bald war nur noch alle paar Meter ein Tropfen zu sehen, was Hoffnung in ihm aufkeimen ließ. Vielleicht hatte die Wunde endlich aufgehört zu bluten. Bevor er erleichtert ausatmen konnte, sah er etwas entfernt einen großen dunklen Fleck. Er sprintete die letzten Meter und kam schlitternd zum Stehen. Hier fanden sich gleich mehrere Tropfen an einer Stelle, so als wären die beiden stehen geblieben und dann …
Sein Handy läutete. Mit zitternden Fingern fischte er es aus seiner Tasche. »Ja.«
»Hier ist Clint. Ich bin gerade gelandet. Ich sammele jetzt meine Ausrüstung ein und bin dann gleich bei dir. Wie sieht es aus?«
Shane versagte fast die Stimme. »Ich habe das Auto auf dem Parkplatz zum Delicate Arch gefunden. Und eine Haarspange, die wahrscheinlich Autumn gehört. Im Sand sind Fußspuren und … Blut.« Er schluckte kräftig. »Clint, den ganzen Weg über sind Blutstropfen im Sand. Ich bin jetzt auf den Felsen angekommen und die Spur geht immer noch weiter.«
Clint fluchte. »Sind die Tropfen noch feucht?«
Zögernd berührte Shane den bräunlichen Fleck. »Nein, sie sind bereits getrocknet. Sagt aber nicht unbedingt etwas aus, in diesem Klima trocknet alles in Rekordzeit.«
»Zumindest weißt du jetzt, dass du mit ziemlicher Sicherheit in der nächsten halben Stunde nicht über sie stolperst. Mir wäre wesentlich wohler, wenn du auf mich warten würdest.« Shane wehrte sofort ab. »Ja, ich weiß. Das kannst du nicht. Ich komme, so schnell ich kann. Ich werde dein Funksignal verfolgen, mit dem GPS kann ich das metergenau. Hast du eine Waffe?«
Shane hatte eine Pistole aus Bobs Waffenschrank genommen, bevor er aufgebrochen war. Jetzt zahlte es sich aus, dass ihr Vater ihnen als Jugendliche beigebracht hatte, auf Blechdosen zu schießen. Und wenn er damit Autumns Leben retten konnte, dann würde er ohne zu zögern abdrücken …
»Ja.«
»Gut. Bis gleich. Sei vorsichtig.«
»Beeil dich.« Shane verstaute das Handy und lief weiter.
31
Clint strebte mit Riesenschritten auf den Nationalpark-Van zu, der mit laufendem Motor neben einem großen Paket auf dem Rollfeld stand. Eine Rangerin kniete daneben und bemühte sich, den Fallschirm vom Paket zu lösen.
»Warten Sie, ich mache das.«
Sie blickte zu ihm hoch. »Sind Sie Clint?« Als er nickte, stand sie auf und streckte ihm ihre Hand hin. »Ich bin Janet. Haben Sie etwas Neues von Shane gehört?«
Clint
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