Vertraute Gefahr
entbehrlichen Ranger dabei, weite Gebiete des Parks nach einer Spur von Autumn oder Robert Pears abzusuchen. Doch bisher hatte sich noch nichts ergeben. Wie auch, bei der Größe des Parks und den unzähligen Möglichkeiten, einfach in der Welt der Bögen und Steinrippen zu verschwinden. Gerade diese Weitläufigkeit der Natur, die er sonst so liebte, wandte sich nun gegen ihn und seinen Wunsch, Autumn unverletzt zu retten. Entschlossen nahm Shane sein Mobiltelefon vom Beifahrersitz und drückte auf die Kurzwahltaste mit Clints Rufnummer.
Bereits nach dem zweiten Klingelton ertönte die raue Stimme seines Bruders. »Hunter.«
Plötzlich schnürte ein dicker Kloß Shanes Hals zu. Er brachte keinen Ton heraus.
»Hallo?« Clint klang ungeduldig.
Shane räusperte sich. »Clint, hier ist Shane.«
Clint schien sofort zu spüren, dass etwas nicht stimmte. »Was ist passiert?« Er klang besorgt.
»Er hat Autumn. Clint, sie ist einfach verschwunden.« Zu Shanes Entsetzen traten Tränen in seine Augen. Hastig drängte er sie zurück, er durfte seiner Verzweiflung nicht nachgeben, sondern musste für Autumn stark sein.
»Verdammt. Bist du sicher?«
Shane nickte. »Ja. Ich bin heute Vormittag zum Dienst gegangen und als ich sie zwischendurch anrufen wollte, ging sie nicht an ihr Handy. Nachdem ich sie nicht erreichen konnte, bin ich zur Hütte gefahren. Sie war offen, auf dem Boden lag ein Korb mit Lebensmitteln und auf dem Tisch ihr Handy, obwohl sie es sonst überallhin mitnimmt. Und auf dem Boden befand sich ein Fleck. Der Sheriff meinte, es sei wahrscheinlich Blut, er lässt es gerade überprüfen.« Shane schluckte. »Ich habe bei sämtlichen Rangern nachgefragt, aber niemand hat sie gesehen.«
»Hat die Polizei eine Ahnung, wo man sie finden könnte?«
»Nein. Der Park ist zu groß, mit Millionen guter Verstecke. Es sind auch schon etliche Polizisten und Ranger unterwegs und suchen sie. Aber trotzdem, selbst wenn wir sie irgendwann finden, kann es bereits zu spät sein. Ich muss immer daran denken, was er dem Detective angetan hat, und der war bewaffnet und wesentlich stärker.« Eine Überlegung, bei der ihm übel wurde.
»Beruhige dich. Du kannst ihr nur helfen, wenn du ruhig bleibst. Ich werde mir ein Flugzeug besorgen und ein paar Ausrüstungsgegenstände, und dann komme ich sofort zu dir. Halte ein Auto am Flugplatz für mich bereit.«
Shane wurde ruhiger, nachdem er wusste, dass sein Bruder kommen würde. »Danke, Clint.«
Clint räusperte sich. »Kein Problem.«
Clint blickte einen Moment vor sich hin, dann trieb er seinem Pferd die Hacken in die Flanken und jagte zum Haus zurück. Er musste zugeben, dass er sich nicht mehr so lebendig gefühlt hatte, seit er vor drei Jahren seinen Dienst bei der Navy quittiert hatte. Seitdem vermisste er seinen Job als SEAL, die ständige Gefahr, das Gefühl, etwas Wichtiges zu leisten. Jetzt brauchte ihn sein Bruder und er hatte nicht die Absicht zu versagen. Diesmal nicht.
Am Haus angekommen, drückte er die Zügel einem Rancharbeiter in die Hand und lief die Treppe hinauf in sein Büro, das er sich mit seinem Vater teilte. Glücklicherweise waren seine Eltern gerade weggefahren, so konnte er in Ruhe seine Vorbereitungen treffen und musste sie nicht beunruhigen.
Innerhalb kürzester Zeit hatte er ein vollgetanktes und startbereites Flugzeug organisiert, das in einer halben Stunde starten würde. Jetzt musste er nur noch ein Telefonat erledigen. Ohne zu zögern wählte er die Nummer aus dem Gedächtnis. Eine gewisse Unruhe überkam ihn, als er auf das Freizeichen wartete. Er hatte diese Nummer seit über drei Jahren nicht mehr gewählt und er wusste nicht, wie man auf seinen Anruf reagieren würde.
»NavSpecWarCom.«
»Lieutenant Matt Colter, SEAL Team 11, bitte.«
»Einen Moment, bitte.« Clint hoffte bloß, dass er durchkommen würde. Die Nummer war zwar im Prinzip geheim, aber manchmal riefen doch Fremde an, die dann abgewimmelt wurden.
»Es gibt hier keinen Lieutenant Colter, nur einen Captain. Darf ich fragen, wer Sie sind?«
»Clint Hunter, Navy SEAL Captain im Ruhestand. Hören Sie, es ist wirklich dringend. Verbinden Sie mich bitte.«
»Ja, Sir.«
Clint seufzte erleichtert auf. »Danke.«
Es erfolgten mehrere Knackgeräusche, dann ein erneutes Freizeichen.
»Colter.«
Clint sah sofort das Gesicht seines alten Freundes vor sich. Heftige Wehmut überkam ihn. Unwillkürlich benutzte er die alten Spitznamen. »Hey Mad, East hier. Wie ich gerade hörte,
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