Vertraute Gefahr
was du anhast, ist völlig ausreichend. Wir sind doch unter uns.«
Genau deshalb wollte sie sich am liebsten in Schutzkleidung hüllen, aber sie bezweifelte, dass Shane das verstehen würde. »Darf ich wenigstens noch das Licht ausmachen?«
Widerstrebend ließ er sie los.
Sie suchte unter dem Bett nach ihren Schuhen, versetzte dem Geweih einen letzten Tritt und war in weniger als zwei Minuten wieder an der Tür. Shane hatte sich in der Zwischenzeit nicht einen Zentimeter bewegt.
Sie hatte gehofft, sich auf dem Weg noch ein wenig beruhigen zu können, aber wenn Shane neben ihr ging und sie auch noch berührte, würde das nie klappen. »Warum bist du denn noch hier? Ich hätte den Weg schon gefunden.«
Shane sah sie an, als wüsste er, was in ihrem Kopf vor sich ging. »Man muss eine Verabredung immer an der Tür abholen.«
»Wieder so eine Benimmregel?«
»Ja. Gefällt sie dir nicht?«
Sein Lächeln fesselte sie und sie spürte, wie sie ein bisschen mehr seiner Anziehungskraft verfiel. »Doch schon. Aber es ist ja keine richtige Verabredung.«
Erstaunt blickte er sie an. »Nein? Wie würdest du es denn bezeichnen?«
»Als Überfall?«
»Ich hätte dich vorher angerufen, wenn du ein Telefon hättest. Vielleicht solltest du dir ein Handy anschaffen, damit ich mich anmelden kann, wenn ich mal wieder eine spontane Idee habe.«
Unwillkürlich zuckte Autumn zusammen. Robert hatte sie damals gezwungen, immer ein Handy dabeizuhaben, damit er sie auch überall erreichen konnte. Gleichzeitig hatte er jeden ihrer Anrufe kontrolliert. Mehr als einmal hatte er ihr vorgeworfen, heimlich mit anderen Männern zu telefonieren oder sich sogar zu treffen. Aber das war nicht Shanes Fehler. Entschuldigend berührte sie seinen Arm. »Du hast mich einfach überrascht.«
Shane öffnete die Tür seiner Hütte und ließ sie zuerst eintreten. Neugierig sah Autumn sich um. Die Hütte hatte den gleichen Grundriss wie ihre. Während ihre jedoch kalt und ungemütlich wirkte, strahlte Shanes Behaglichkeit aus. Auf dem Dielenfußboden lag ein großer Navajo-Teppich mit Kokopelli-Muster, anstelle der Holzbank hatte er eine Sitzecke um den Tisch aufgebaut. In einer Ecke stand ein bequem aussehender Schaukelstuhl, ihm gegenüber ein dick gepolsterter Sessel. Die Küchenzeile bestand aus einem Elektroherd mit zwei Platten, einer Mikrowelle und allerlei anderen nützlichen Küchengeräten. Eine Pfanne stand bereits auf dem Herd, daneben ein Teller mit zwei riesigen Steaks. Auf der Arbeitsplatte wartete ein großer Salatkopf auf seine Verarbeitung, daneben stand eine Schale mit Dressing. Während sie sich einmal um die Achse drehte, entdeckte Autumn die Bilder an den Wänden. Die meisten waren Landschaftsfotos aus verschiedenen Nationalparks: Grand Canyon, Death Valley und Yellowstone erkannte sie auf Anhieb. Einige Aufnahmen waren dagegen Porträts. Sie nahm an, dass es sich um Familienfotos handelte, da sich die Personen darauf ähnlich sahen.
Nachdem Autumn sie eine Weile studiert hatte, bemerkte sie, dass Shane dicht hinter ihr stand. Bevor sie sich unwohl fühlen konnte, hob er eine Hand und zeigte auf ein Gruppenfoto. Acht lachende Personen saßen an einem großen Gartentisch, um sie herum Bäume, Blumen und ein rauchender Grill. »Meine Familie beim Barbecue. Die beiden älteren Semester sind mein Vater George und meine Mutter Angela. Links daneben sitzt mein ältester Bruder Clint, meine jüngste Schwester Chloe, mein jüngerer Bruder Jay, die Zwillinge Leigh und Shannon.« Auch Shane selbst war auf dem Foto zu sehen. Er hatte seinen Arm um Chloes Schultern geschlungen, die lachend zu ihm aufblickte.
Autumn stiegen Tränen in die Augen, während sie jedes Detail des Bildes in sich aufsog. Sie beneidete ihn um dieses herrliche Familienleben, das sie selbst nie kennengelernt hatte.
Shane sah sie von der Seite an. »Was ist?«
Sie räusperte sich, um ihrer Stimme Festigkeit zu geben. Trotzdem klang sie belegt, als Autumn ihm antwortete. »Es ist wunderschön.«
Als er sie verständnislos ansah, wurde sie genauer. »Das Bild. Wer hat es gemacht?«
»Ich. Mit dem Selbstauslöser.« Er blickte wieder auf das Bild. »Es hat noch niemand gesagt, dass es schön ist. Wie kommst du darauf?«
»Es zeigt nicht einfach nur Personen, sondern auch ihre Gefühle füreinander.« Sie seufzte. »Ich hätte gerne eine Familie wie deine.«
Shane lächelte schief. »Ich teile sie gern mit dir.«
Etwas zittrig versuchte Autumn zu lächeln. »Sie
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