Vertraute Gefahr
still, sonst kippen wir noch beide um.« Shanes Stimme klang rauer als normal. Sie spürte seinen schnellen Atem in ihrem Haar und verharrte stocksteif. »Alles in Ordnung?«
Autumn nickte stumm. Eine Mischung aus Schreck, Verlegenheit und einem Anflug von Erregung hatte ihr die Stimme geraubt. Und jede Fähigkeit, sich von selbst aus dieser Situation zu befreien. Shane schien das zu bemerken, denn er schob seine Hände unter ihre Achseln und zog sie an sich hoch. Nach einem kurzen Blick in ihr sicher schamrotes Gesicht schob er sie vorsichtig von sich, stützte sie aber weiterhin.
»Kannst du dein Knie belasten?«
Autumn verlagerte vorsichtig ihr Gewicht. Das Knie hielt. Trotzdem schlotterten ihre Beine vor Aufregung. Langsam ließ sie sich auf einen Stuhl sinken. »Ja, danke. Es war nur der Schreck.« Sie konnte seinen Blick auf sich spüren, sah jedoch nicht auf.
Schließlich richtete Shane sich auf. »Ich glaube, es ist besser, ich gebe dir das Geschirr und du verteilst es nur noch. Dann brauchst du dein Knie nicht mehr zu belasten.«
Autumn bemühte sich um Gelassenheit. Wenn er in der Lage war, über die Geschehnisse hinwegzusehen, konnte sie das auch. »Gute Idee. Ich hoffe, ich habe dir nicht wehgetan.«
Ein selbstironisches Lächeln überzog sein Gesicht. »Nein, nicht wirklich.« Bevor sie darauf reagieren konnte, wandte er sich ab und holte die Teller aus dem Schrank.
10
Nach den ausgezeichneten Steaks wollte Autumn sich in ihre Hütte zurückziehen, doch Shane überredete sie, noch eine Weile zu bleiben. Ihre Befangenheit war während des Essens zurückgegangen, doch sie fühlte sich immer noch unsicher in seiner Gegenwart. Schließlich zog sie sich in den Schaukelstuhl zurück, während Shane sich im Sessel niederließ.
Prüfend blickte er sie an. »Entspann dich ruhig, ich werde dir sicher nichts tun.« Wenn es möglich gewesen wäre, verspannte sie sich daraufhin noch mehr. Er erhob sich aus dem Sessel, kniete sich vor sie und ergriff ihre Hände. »Bitte!« Sein flehender Blick erweichte sie schließlich. Shane hatte nun wirklich alles getan, um ihr einen schönen Abend zu bereiten. Noch nicht einmal ihr Missgeschick hatte er erwähnt.
Sie entzog ihm ihre Hände und setzte eine strenge Miene auf. »Hast du diesen Blick vor dem Spiegel geübt? Wirklich beeindruckend.«
Ein erleichtertes Grinsen überzog sein Gesicht. »Ja, er hat schon immer gewirkt.«
Lachend versetzte sie ihm einen Stoß. Da er ihn nicht erwartet hatte, kippte er nach hinten um. Erstaunt saß er auf dem Boden. »He, du hättest mich wenigstens festhalten können. Ich habe dich vorhin schließlich auch gerettet.«
»Tut mir leid.« Ihr Gesichtsausdruck sagte etwas anderes. Es tat ihr gut, seit so langer Zeit mal wieder bei einem harmlosen Geplänkel mitzumachen.
Auch Shane schien großen Spaß daran zu haben, wie sie an seinem breiten Grinsen erkennen konnte. »Wer’s glaubt, wird selig. Zur Strafe musst du mir etwas über dich erzählen.«
Autumn wurde unruhig. »Was willst du wissen?« Es gab einige Sachen, die sie ihm garantiert nicht erzählen würde. Niemandem. Schon gar keinem Mann, den sie erst seit etwas über einer Woche kannte.
Shane spürte offensichtlich ihre Vorsicht und fing mit einem unverfänglichen Thema an. »Was hast du als Bibliothekarin gemacht?«
Das war ein Thema, über das sie stundenlang reden konnte, besonders nachdem Shane immer neue Fragen dazu stellte. Schließlich brach sie ab, als ihre Stimme immer heiserer wurde.
Shane erhob sich und brachte ihr eine Cola.
»Danke.« Leicht verlegen lächelte sie ihn an. »Tut mir leid, bei diesem Thema kann ich mich immer wieder ereifern. Das ist für dich bestimmt nicht sonderlich interessant.«
»So ein Unsinn, ich habe schließlich danach gefragt.« Er lehnte sich vor. »Und was hat dich dazu gebracht, das alles aufzugeben und bei uns Ranger zu werden?«
Bei der Frage versteifte sie sich. »Ich wollte aus der Enge im Osten heraus. Außerdem liebe ich die Landschaft hier. Es ist alles so weit und gigantisch. Irgendwie mag ich auch die Trockenheit.« Sie beschloss, den Spieß herumzudrehen. »Und warum bist du Ranger geworden?«
»Nun, ich komme aus dem Westen, liebe ebenfalls die Landschaft und vor allem meine Freiheit. Außerdem gibt es im Park viele gute Motive für meine Fotos.«
Autumn blickte auf die Fotos an den Wänden. »Das stimmt. Warst du in den anderen Parks auch angestellt?«
»In manchen schon. Aber meist habe ich nur
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