Verwandte Seelen
Dexter mit sich fort.
Ich seufzte. „Lass uns zu Conner und Matt gehen. Ich habe keine Lust, alles doppelt zu erzählen!“
Sie hatten die beiden schon in einen der Zelte untergebracht, welches für uns bestimmt war. Conner sah deutlich besser aus. Das Fieber schien gesunken zu sein.
Wir richteten unsere Schlafplätze neben denen von Matt und Conner ein und aßen etwas von dem Essen, das Dexter uns gebracht hatte. Conner machte sich darüber her wie ein ausgehungerter Löwe. Es tat gut, ihn so zu sehen.
Während wir so beieinander saßen, erzählte ich ihnen alles. Die Schwere meiner Verletzung schwächte ich allerdings mehr als ab.
„Der spinnt doch wohl!“, fiel mir Sally ins Wort. „Dieser Jake kann dir doch nicht einfach in die Hand schneiden!“
Ich erzählte einfach weiter, ohne ihren Einwand zu beachten.
Als ich an der Stelle angekommen war, an der ich beschrieb, was Grimmt über mich zu wissen glaubte, brach Matt in schallendes Gelächter aus. „Du – eine halbe Unsterbliche!?“ Er ließ sich auf den Rücken fallen und hielt sich den Bauch.
Sally und ich fielen in sein Lachen ein, nur Conner musterte mich nachdenklich.
Draußen war es in der Zwischenzeit dunkel geworden. Der stürmische Wind blies unbarmherzig gegen unser Zelt. Wir legten uns hin und kuschelten uns aneinander, um uns zu wärmen. Das Zelt war für uns vier gerade groß genug.
Bevor ich in einen tiefen, festen Schlaf fiel, dachte ich an Jake.
Abseits des Lagers stand Grimmt auf einer kleinen Anhöhe. Er beobachtete den Reiter, der ihm im Schein des Mondlichts entgegenritt.
„Wo warst du? Keiner wusste, wo du bist.“
Jake stieg von seinem Pferd und setzte sich neben seinen Freund ins Gras. „Ich musste nachdenken.“
„Über Samantha nehme ich an?“
„Hm . . .“
„Was genau ist da vorhin mit euch beiden passiert?“
Jake zuckte nur mit den Schultern und sah gedankenverloren in die Dunkelheit.
„Jake, würdest du bitte mit mir reden! Ich war schließlich dabei und habe es mit meinen eigenen Augen gesehen.“
Er erhielt keine Antwort.
„Ist sie deine Seelenverwandte?“
„Nein!“ Jake sprang auf.
„Nein?“
„Das ist unmöglich. Sie ist eine Sterbliche! Nur meinesgleichen kann . . .“
„Füreinander bestimmt sein?“ Jetzt stand auch Grimmt auf.
„ . . . sich auf diese Weise aneinander binden.“
„Wenn ich auch bis jetzt nicht an die Seelenverwandtschaft der Unsterblichen geglaubt habe, dann jetzt. Spätestens jetzt, da ich euch beide miteinander erlebt habe. Wenn ihr zwei nicht füreinander bestimmt seid, dann weiß ich auch nicht mehr.“
Jake sah seinen Freund gequält an und schüttelte den Kopf.
„Ich bin nicht auf den Kopf gefallen und schon gar nicht blind, Jake!“
„Lass es gut sein, Grimmt!“ Nachdenklich streichelte er die Mähne seines schwarzen Hengstes, bevor er sich auf dessen Rücken schwang. „Ich reite noch ein Stück.“
„Du hast wohl heute noch nicht lange genug auf deinem Pferd gesessen? Auch wenn du noch die ganze Nacht darüber nachgrübelst, an deiner Situation wird sich dadurch nichts ändern! Samantha wird morgen noch die gleiche Wirkung auf dich haben wie heute - ob du es nun wahrhaben willst oder nicht.“ Grimmt rief ihm seine Worte hinterher.
Jake galoppierte so schnell davon, dass er ihn unmöglich noch verstehen konnte. Er wollte es nicht hören.
Kopfschüttelnd sah Grimmt ihm nach. Wenn Jake tatsächlich glaubte, damit hatte sich die Sache für ihn erledigt, dann irrte er sich gewaltig.
Es war noch früh am Morgen, als wir erwachten. Nach den Geräuschen zu urteilen, schienen schon alle auf den Beinen zu sein.
Conner streckte sich aus und stieß dabei Matt unbeabsichtigt in die Rippen.
„Ah . . . , kannst du nicht aufpassen! Da versucht man die ganze Nacht, sich nicht aus Versehen auf dich drauf zu legen und das ist der Dank. Als wäre es nicht schon schlimm genug, mit euch ein Zelt von der Größe eines Fingerhuts zu teilen. Nein, dann muss man eben auch noch . . .“
„Halt die Klappe, Matt.“ Conner sah uns an und verdrehte die Augen.
„Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Matt!“, sagte ich während ich aus dem Zelt kroch.
Draußen saßen die Männer gruppenweise und frühstückten. Grimmt aß mit Jake und Dexter zusammen. Sie unterhielten sich so angeregt miteinander, dass ich nicht stören wollte – oder vielleicht war ich auch einfach nur zu feige. Jake saß mit dem Rücken zu mir. Wie gern hätte ich sein Gesicht gesehen . .
Weitere Kostenlose Bücher