Verwandte Seelen
Dass du nur AUS VERSEHEN meine Hand zerschnitten hast. Das konnte ich ja nicht ahnen. Vielleicht sollte Grimmt dir noch ein paar Tipps im Umgang mit scharfen Gegenständen geben.“ Meine Stimme triefte vor Sarkasmus und die Worte sprudelten nur so aus mir heraus.
Jake wich einen Schritt von mir zurück. Wenn Blicke töten könnten . . .
Dexter räusperte sich. Er machte sich schleunigst aus dem Staub, während sein Lachen ihm nachhallte.
Grimmt stand grinsend da und hielt sich eine Hand vor den Mund. Schließlich hielt er es nicht mehr aus und prustete los. „Entschuldige, Jake!“ Er lachte hemmungslos.
Jake murmelte etwas in sich hinein und wandte sich zum Gehen.
Ich wollte aber nicht, dass er ging . . . Ich wollte nicht, dass er sauer auf mich war . . .
„Kannst du mir helfen . . . ? Bitte!“, brachte ich schüchtern hervor.
Er hielt inne, aber sein Gesichtsausdruck war skeptisch.
Ich stand auf. Unsicher hielt ich ihm meine verletzte Hand entgegen.
Grimmt hatte sich beruhigt, zumindest machte er den Eindruck. Aus sicherer Entfernung beobachtete er uns.
Schließlich seufzte Jake. Er trat näher und zog sein Messer hervor.
Bevor ich in Panik ausbrechen konnte, schnitt er sich leicht in den Finger. Ein kleiner Tropfen silberner Flüssigkeit kam zum Vorschein – sein Blut. Er ergriff meine Hand, die ich ihm noch immer entgegen streckte. Meine Haut glühte unter seiner Berührung. Vorsichtig strich er mit seinem blutenden Finger über meine Wunde.
Ich sah, wie der silberne Tropfen zwischen meiner klaffenden Haut verschwand.
Und dann . . . !?
Es fühlte sich an, als hätte ich meine Hand ins Feuer gehalten. Ich schreckte zurück . . . oder war es Jake?
Er wich vor mir zurück, sichtlich bemüht genügend Abstand zwischen uns zu bringen. Seine tiefblauen Augen schienen in meinen zu versinken, fast als versuchte er in mich hineinzusehen.
Nachdenklich zog er seine Augenbrauen zusammen und öffnete leicht die Lippen. Er wollte etwas sagen, überlegte es sich dann aber anders. Seine Hände hatte er neben seinem Körper zu Fäusten geballt, wobei er einen inneren Kampf auszufechten schien.
Überwältigt machte ich einen Schritt auf ihn zu.
Doch er schüttelte nur verwirrt den Kopf und wandte sich von mir ab.
Er ließ mich allein. Ich war verloren . . .
Von meiner Hand strahlte eine unbeschreibliche Hitze aus, die sich immer weiter durch meinen Körper ausbreitete und schließlich ganz von mir Besitz nahm. Zitternd ließ ich mich zu Boden sinken.
Grimmt stand immer noch in sicherer Entfernung. Er bewegte sich nicht. Er sagte kein Wort.
. . . Es waren einige Minuten vergangen, als Dexter zurückkam. Er schaute uns beide abwechselnd an. „Ist was passiert?“
Grimmt räusperte sich und kraulte sich nachdenklich seinen Bart, anstatt zu antworten.
Ich saß auf dem Boden. Die Knie so weit es ging an meinen Körper gezogen, wiegte ich langsam vor mich hin. Meine Hand hatte aufgehört zu bluten und tat überhaupt nicht mehr weh. Trotzdem fühlte ich mich schlecht . . . irgendwie erschöpft. Die Hitze in meinem Körper hatte etwas nachgelassen.
„Na, wenn ihr nicht darüber reden wollt“, zuckte Dexter mit den Schultern, „kümmere ich mich jetzt um deine Hand.“ Er kramte aus seiner Gürteltasche allerlei Utensilien hervor und breitete sie auf einem Tuch vor uns aus. „Säubern brauchen wir deine Wunde eigentlich nicht mehr“, sprach er während er seine Hände in Jod tränkte. „Das hat Jake ja schon erledigt. Aber was soll’s, doppelt hält besser.“
„Ich könnte dir in der Zwischenzeit eine Geschichte erzählen, um dich abzulenken“, mischte sich Grimmt ein und setzte sich zu uns.
Dankbar nickte ich ihm zu.
„Kennst du die Legenden der Unsterblichen?“, fragte er, ohne auf Antwort zu warten. „Dougals Clan ist der Ursprung aller. Ich weiß von keinem älteren Unsterblichen, als ihm. Wir Menschen sterben und neues Leben wird geboren. Bei ihnen verhält sich das etwas anders. Sie sterben nicht an den Folgen einer Krankheit oder des Alterns. Mit ungefähr dreißig Menschenjahren hören sie auf zu altern, woraufhin sie ewig weiterleben. Es gibt nur zwei Möglichkeiten, ihr Dasein zu beenden.“
„Erstens . . . können sie sich gegenseitig enthaupten. Du weißt, dass wir mit Hilfe der Betäubungskapseln auch dazu in der Lage sind, aber einige Zeit und Anstrengung dafür brauchen. Für sie reicht ein gut gezielter, kräftiger Schlag aus. Natürlich gibt es ein Gesetz, das die
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