Verwandte Seelen
. . Jake . . . Ich brauchte ihn, wollte ihn. Wie sollte ich mein Leben jemals ohne ihn leben. Er war der Sinn . . . Er war alles.
Er hob mich hoch. Gierig schlang ich meine Beine um ihn. Erst ganz zärtlich, wurde er schnell leidenschaftlicher. Seine Lippen fühlten sich unglaublich weich an und waren doch hart und fordernd.
Wir küssten uns hemmungslos, gaben uns völlig dem Anderen hin.
Ich glaube, ich hatte aufgehört zu atmen. Da setzte Jake mich so plötzlich ab, dass ich fast auf dem Boden landete.
Sein Atem ging stoßweise. Völlig verstört wich er immer weiter von mir zurück.
„Jake!“ Ich streckte hilflos eine Hand nach ihm aus. „Habe ich etwas falsch gemacht?“
Er schüttelte so heftig mit dem Kopf, als müsste er zu sich kommen.
„So weit dürfen wir nie wieder gehen, Sam!“ Er drehte mir den Rücken zu, fast als könnte er meinen Anblick nicht mehr ertragen.
So weit? Wir hatten doch gerade erst angefangen.
Total verwirrt schaute ich ihm nach.
Jake hatte mich allein gelassen, doch er war in der Nähe. Aus irgendeinem Grund wusste ich es. Ich spürte ihn.
Was war nur passiert? Hatte er sich besonnen, dass er sich hier auf einen Menschen einließ? Hielt er es vielleicht für einen Fehler oder machte er sich wegen des gesetzlichen Verbotes Sorgen? Der Gedanke daran, er könnte sich wieder von mir abwenden, jetzt da ich wusste wie es sich anfühlte ihm nah sein zu dürfen . . . Das durfte einfach nicht passieren! Je mehr ich darüber nachdachte, desto unsicherer wurde ich.
Als er zurückkam, blickte ich angestrengt ins Feuer, um ihn nicht ansehen zu müssen.
„Hast du Hunger?“, fragte er zögerlich. „Ich habe hier ein paar Beeren.“ Er setzte sich mir gegenüber – auf Abstand.
„Sind sie wenigstens giftig?“ Sofort, nachdem ich es ausgesprochen hatte, ärgerte ich mich darüber.
Jake seufzte auf und hielt mir eine Hand voll Beeren hin. „Du musst etwas essen, Sam!“
Mir war der Appetit vergangen. „Iss du sie!“
„Ich will sie aber nicht.“
„Ich auch nicht.“
Wütend schmiss er sie im hohen Bogen weg.
Eine Weile saßen wir schweigend da und starrten ins Feuer. Wir mussten über die Sache reden, doch ich hatte keine Ahnung, wie ich es anfangen sollte.
Er wirkte fast schon menschlich, wie er da so saß - zu schön, aber menschlich. Seine Gesichtszüge waren perfekt geformt, seine Haut vollkommen rein und ebenmäßig. Ich musste mich zusammenreißen, nicht einfach zu ihm zu gehen und ihm über die Wange zu streicheln. Die Angst war einfach zu groß, wieder zurückgewiesen zu werden.
Mir wurde klar, dass ich niemals mit ihm mithalten konnte - nicht äußerlich, nicht körperlich, nicht geistig . . . Ich wünschte, er wäre ein Mensch.
Jake stocherte gedankenverloren mit einem Stock im Feuer. Dann zerbrach er ihn und sah mich an.
„Weißt du noch? Der Moment als Grimmt uns einander vorgestellt hat?“, fragte er leise.
„Wie könnte ich den vergessen . . .“
„Du hast mich umgehauen, Sam . . . Du warst so schön und faszinierend und unschuldig. Du hattest mich völlig in deinen Bann gezogen . . .“
Konnte ich hoffen? Würde alles gut werden, oder war dies nur die Einleitung für den bevorstehenden Abschied? Ich fühlte mich hilflos.
Ängstlich sprang ich auf. „Und du dachtest, ich wäre wie du. Tut mir leid, dass ich dich enttäuscht habe.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Tut mir leid, dass ich nur ein kleiner, primitiver Mensch bin.“
Jake beachtete meine Sticheleien nicht. „Du hast nicht die leiseste Ahnung, was für eine Wirkung du auf mich hast?“ Er sah mich gequält an.
„Dann erkläre es mir!“, forderte ich ihn auf.
„Ich weiß nicht, wie ich dir das erklären soll. Es ist sehr . . . kompliziert.“
Er sah zu Boden und strich sich durch die Haare.
„Die unsterblichen Männer können nur ein Mal während ihrer gesamten Existenz ein Kind zeugen, unsere Frauen nur ein Kind gebären. Dazu kommt, dass die beiden füreinander bestimmt sein müssen. Sie müssen Seelenverwandte sein. Die Natur hat sich sicherlich etwas dabei gedacht. Schließlich leben wir ewig. Wenn wir uns in einer solchen Vielzahl fortpflanzen könnten wie die Menschen, wären wir schon längst überbevölkert.“
„Worauf willst du hinaus?“
„Sie sind von Geburt an füreinander bestimmt. Vielleicht ändert sich gerade unsere Evolution oder wir sind inzwischen einfach zu viele. Die Seelenverwandten finden sich nicht mehr. Daher kommen keine Kinder
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