Verwandte Seelen
zur Welt. Im letzten Jahrhundert wurden bei uns nur sieben Neugeborene registriert. Ich bin einer von ihnen.“
„Woran können sich die Seelenverwandten denn erkennen?“
„Diese Art der Begegnung lässt sich mit keiner anderen vergleichen. Sie spüren einfach die tiefe, naturgegebene Verbundenheit. Zwischen ihnen herrscht eine unwiderrufliche Anziehungskraft.“
Ich bekam von seinem eindringlichen Blick ganz weiche Knie. Seine Augen fesselten mich.
„So wie bei uns, Sam! Auf genau diese Art ziehst DU mich an.“
Erleichtert schnappte ich nach Luft. „Mir geht es genauso! Ich . . .“
Er hob die Hand, bevor ich weitersprechen konnte. „Wenn sich die Seelenverwandten miteinander vereinen, folgen sie ihrer Bestimmung. Sind Unsterbliche einmal diesen Bund eingegangen, bleiben sie ihr gesamtes Dasein zusammen und ich rede hier nicht von euren kurzen Menschenjahren. Sie teilen ihre Sinne, ihre Gefühle . . . ihre Seele. Wenn sie sich einmal vereinigt haben, sind sie nicht mehr in der Lage, ohne einander zu existieren.“
Jake kam langsam auf mich zu.
„Sam, wenn du dich mir hingibst, gehörst du den Rest deines Lebens zu mir. Es ist eine Art Bündnis, das wir dann eingehen – ähnlich eurer Heirat. Aber es ist so viel mehr.“
„Und was ist, wenn ich genau das will?“, flehte ich ihn an.
Er schüttelte traurig den Kopf. „Du weißt nicht, was du da sagst.“
„Oh doch, ich weiß genau, was ich sage und denke und fühle! Du willst es nur nicht hören.“ Ich fing verzweifelt an zu weinen. „Das hier ist kein Spiel, Jake. Ich liebe dich und ich will nicht mehr ohne dich leben.“
Jake nickte traurig. „Und das ist der Punkt, Sam! Ich will nämlich auch nicht mehr ohne dich sein. Doch der Tag wird kommen, an dem du mich verlassen wirst – Du. Wirst. Sterben!“
Erst jetzt bemerkte ich, wie verzweifelt und aufgelöst er war. Das Licht des Feuers spiegelte sich in seinen Augen, verlieh ihnen etwas Geheimnisvolles.
„Ich kann mir schon jetzt nicht vorstellen, wie ich ohne dich weiterleben soll, ohne dass ich mich an dich gebunden habe. Du wirst mich verlassen, Sam!“
Er streckte seine Arme nach mir aus und drückte mich fest gegen seine Brust. „Du wirst mich verlassen!“, flüsterte er immer wieder.
Ich hielt ihn so fest ich konnte, als ich das Ausmaß seiner Worte begriff. Jetzt wurde mir klar, was es für ihn bedeuten musste, sich in mich zu verlieben - in eine Sterbliche. Wie konnte ich nur so egoistisch sein.
„Wärst du eine Unsterbliche, so würde ich nicht zögern, Sam! Denn du bist mein Gegenstück . . . meine Bestimmung! Ich habe keine Ahnung, warum das Schicksal dieses Spiel mit mir treibt, dich mir zu schicken, die Liebe meines Lebens, meine Seelenverwandte, in Gestalt eines Menschen . . .“
Ich klammerte mich an die einzige Hoffnung, die mir blieb - meiner einzigen Alternative, um uns zu trösten.
„Ich bin aber kein normaler Mensch. Mein Vater war ein Unsterblicher!“
10. Veränderung
Jake lag hinter mir und wärmte mich, aber es gelang mir einfach nicht, in den Schlaf zu finden. Es ging mir einfach zu viel durch den Kopf. Nachdem was Jake erzählt hatte, mussten meine Eltern auch Seelenverwandte gewesen sein. Mein Vater hätte mich sonst nicht zeugen können. Ich fragte mich, ob er deshalb auch dazu in der Lage war, selbst zu sterben. „Wenn sich Seelenverwandte einmal vereinigt haben, so können sie nicht mehr ohne einander existieren“, hatte Jake gesagt. Doch die beiden lebten monatelang getrennt, bevor meine Mutter starb. Vielleicht hatten sie die Hoffnung einfach nicht aufgegeben, sich eines Tages wiedersehen zu dürfen. Aber warum war mein Vater die Verbindung mit meiner Mutter überhaupt erst eingegangen? Er wusste doch, dass sie eine Sterbliche war.
„Jake?“
„Hm . . .“
Ich drehte mich zu ihm um, damit ich ihn ansehen konnte. Meinen Kopf legte ich wieder auf seinen Arm, während ich meine Hand in seiner verschränkte. Er zog sie an seine Lippen und küsste sie.
„Warum hat mein Vater sich so an meine Mutter gebunden? Ich meine . . . warum hat er das nur getan?“
„Das weiß ich nicht.“ Jake seufzte. „Dein Vater hatte schon immer gegen Dougal rebelliert. Er teilte nicht dessen Ansichten. Er führte sein Dasein in Trübsaal und Langeweile . . . bis er deine Mutter traf. Dougal ist nicht besonders talentiert darin, seine Gefühle zu zeigen. Ich glaube, Dageus hatte keine Ahnung, wie sehr ihn Dougal liebte. Deine Mutter war sein Rettungsanker,
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