Verwandte Seelen
sein Lichtblick.“
„Konnte er deshalb sterben, weil er sich mit ihr vereint hatte?“, flüsterte ich und Tränen traten in meine Augen.
Jake nickte. „Aber Dougal glaubt nicht daran, dass sie füreinander bestimmt waren. Er verschwendet keinen Gedanken daran, dass das Kind, welches deine Mutter zur Welt gebracht haben soll, von Dageus sein könnte.“
Er spielte nachdenklich mit meinen Haaren und streichelte mir mit meiner Haarsträhne übers Gesicht.
„Ich darf meiner Familie das nicht antun, Sam. Sie haben mich voller Liebe großgezogen. Meine Bindung zu ihnen ist sehr tief, anders als es bei Dageus und Dougal war. Es würde meinem Vater das Herz brechen, wenn sein einziger Sohn sterben würde . . . Eines Tages werde ich unser Clanführer sein. Dies ist meine Vorhersehung, meine Pflicht.“
Zärtlich legte ich ihm meine Finger auf den Mund.
„Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, Jake! Ich werde diese Verbindung niemals von dir verlangen, auch wenn ich dir dabei ein Kind schenken könnte.“
Jake erstarrte. „Hör auf!“, sagte er grimmig.
„Was habe ich denn . . . ?“
Er löste sich von mir und stand auf. „Lass es gut sein, Sam!“ Unruhig begann er umher zu gehen.
„Womit soll ich denn aufhören?“, fragte ich irritiert.
„Deine Mutter ist bei deiner Geburt gestorben. Vergiss das nicht!“
Ich stand auf und starrte ihn wütend an. „Oh nein, das habe und werde ich nicht vergessen.“ Jetzt konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten.
„Gut, dann weißt du ja auch, was mit dir passieren würde, wenn . . .“
„Das ist doch Unsinn, Jake! Auch bei einer menschlichen Beziehung, kann es passieren, dass . . .“
„Aber vielleicht seid ihr einfach nicht dafür geeignet unsere Kinder auszutragen und es ist von Vornherein dein Todesurteil.“
Ich wollte etwas erwidern, doch Jake hob einhaltend die Hand.
„Selbst wenn es nicht so ist, besteht doch die Möglichkeit. Du könntest dabei umkommen – und dieses Risiko würde ich niemals eingehen!“
„Mir ist klar, dass es ein Risiko sein könnte, aber . . .“
„Nichts aber, Sam!“ Jake war fassungslos.
„ABER mein Tod ist irgendwann unausweichlich und so könnte ich dir etwas von mir zurücklassen.“
„Du hast den Verstand verloren. Ich könnte niemals . . . Glaubst du, es hätte deinen Vater glücklich gemacht, dich großzuziehen, nur um dich dann ebenfalls nach Jahren an den Tod zu verlieren?“
Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Voller Selbstzweifel und Traurigkeit sah ich ihn an.
Jake kam auf mich zu und zog mich in seine Arme.
„Lass uns nie wieder darüber reden!“, flehte er.
Die Sterne funkelten hell in dieser Nacht. Selbst sie schienen sich zu fragen, was das Schicksal sich nur dabei gedacht hatte, Jake und mich zusammenzuführen. Ich lag wieder an ihn gekuschelt auf dem moosigen Waldboden und schaute durch die mächtigen Baumwipfel zu ihnen hinauf. Irgendwann fiel ich in einen unruhigen Schlaf.
Ich träumte, dass eine ganze Ameisenarmee über mich hinweg krabbelte und schließlich zwischen meinen Haaren verschwand. Als ich erwachte, juckte meine Kopfhaut immer noch.
Jake lag nicht mehr neben mir, doch das beunruhigte mich nicht. Unerklärlicherweise spürte ich einfach seine Nähe. Er war nicht weit weg.
Ich lief zu dem kleinen Bach hinunter, um mich etwas zu erfrischen. Meine Kopfhaut trieb mich noch in den Wahnsinn. Kurz entschlossen tauchte ich meinen Kopf in das klare Wasser, das meine Haut angenehm kühlte.
Wie jeden Morgen warf ich mir mein langes Haar Überkopf und kämmte es mit den Fingern durch. Es fühlte sich eigenartig, irgendwie fremd an. Erschrocken starrte ich auf meine Finger zwischen denen ganze Büschel von meinen Haaren hingen. Panisch streifte ich sie ab.
Ich versuchte mich in dem Bach zu sehen, doch es war einfach zu unscharf. Vorsichtig tastete ich meine Kopfhaut nach kahlen Stellen ab. Es schien aber alles in Ordnung zu sein. Wurde ich jetzt verrückt? Wieder kämmte ich zaghaft durch mein Haar – mit demselben Ergebnis.
„Sam?“
Oh nein! Jake durfte mich auf keinen Fall so sehen, es war mir unangenehm. Was passierte hier bloß mit mir? Hastig band ich mir meine Haare mit einer Haarsträhne zusammen und verknotete sie. Hoffentlich bemerkte er es nicht! Bitte mach’, dass es aufhört!
Jake breitete gerade Beeren, Wurzeln und eine Art Frucht, die ich nicht kannte auf einem flachen, großen Stein aus.
„Frühstück ist fertig.“ Er hob entschuldigend
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