Verwandte Seelen
mich, dass keine Kinder umherliefen, doch dann erinnerte ich mich daran, was Jake mir erzählt hatte. In den letzten hundert Jahren, wurden nur sieben Unsterbliche geboren. Jake war einer von ihnen.
Ich hielt nach ihm Ausschau, konnte ihn aber nirgends entdecken.
„Du willst dich bestimmt erst einmal erfrischen, bevor wir zu Abend essen“, hakte sich Nancy bei mir ein.
Sie führte mich in Richtung des Meeres. Ich konnte die Wellen bereits hören und freute mich schon auf ihre Erfrischung. Doch Nancy bog unerwartet mit mir ab. Wir liefen ein kleines Stück in den Wald hinein, der zu einem der Zwillingsberge führte.
Vor uns lagen nun felsige Steine unterschiedlicher Größe, die eine heiße Quelle umrandeten. Das dampfende Wasser schien mich regelrecht einzuladen.
Nancy lachte, als sie meinen sehnsüchtigen Blick bemerkte. „Ich habe mir schon gedacht, dass dir das gefallen würde.“ Sie deutete auf eine Holzschale, die auf einem der Steine stand. „Dort findest du Schwämme und Seifen. Lass dir ruhig Zeit! Hier bist du ungestört.“
Ich lächelte sie erfreut an. „Danke!“
„In der Zwischenzeit besorge ich dir saubere Kleidung.“ Sie lief davon.
Es war herrlich. Die Seife und das heiße Wasser kribbelten auf meiner Haut. Ich musste mich immer noch daran gewöhnen wie makellos sie aussah. Meine langen Haare schwammen auf der Wasseroberfläche wie ein seidener Teppich um mich herum.
Ich verrieb etwas Seife zwischen meinen Händen und begann sie in meinen Haaren zu verteilen.
„Soll ich dir vielleicht dabei helfen?“
Erschrocken drehte ich mich um. Jake saß auf einem kleinen Felsen und lächelte mich verführerisch an. Er schien mich schon eine ganze Weile zu beobachten.
Lässig stand er auf und kam ganz langsam auf mich zu, so als rechnete er mit meinem Widerspruch.
Es war immer wieder unglaublich, welche Wirkung er auf mich hatte. Mein Herz schlug so kräftig, dass man die Kontraktionen als kleine Wellen auf der Wasseroberfläche hätte sehen müssen.
Er hatte sich umgezogen. Sein cremefarbenes Shirt schmiegte sich eng an seinen muskulösen Oberkörper, was mir augenblicklich eine trockene Kehle bescherte.
„Du kannst mir gern hier drinnen etwas Gesellschaft leisten!“, ermunterte ich ihn aufgeregt.
Jake strahlte mich an. „So sehr mich der Gedanke daran auch reizt . . .“ Nervös fuhr er sich durch die Haare. „Ich kann dieses verführerische Angebot leider nicht annehmen.“
„Warum nicht? Hast du Angst vor mir?“, forderte ich ihn enttäuscht heraus.
Er setzte sich hinter mich an den Rand des Wasserbeckens und massierte mir die Seife ins Haar. „Nein, ich habe keine Angst vor dir. Der einzige Grund, der mich davon abhält, zu dir ins Wasser zu steigen, ist der, dass meine Mutter jeden Moment zurückkommt. Ich würde ihr gern den Anblick ersparen, wie ich hemmungslos über dich herfalle. Denn genau das würde ich tun, wenn ich jetzt die Gelegenheit dazu hätte.“
Ich schluckte. Verlegen drehte ich mich zu ihm um, damit ich sein hübsches Gesicht sehen konnte.
Sein Blick war entwaffnend. „Hast du jetzt vor mir Angst?“, neckte er mich.
Genau in dem Augenblick, als er sich vorbeugte, um mich zu küssen, kam Nancy zurück. „Bis gleich!“, flüsterte er mir zärtlich zu.
Er schmunzelte seine Mutter im Vorbeigehen an.
Ich war völlig durch den Wind. Wann konnten wir endlich einmal ungestört sein?
Sie hatte mir ein langes, cremefarbenes Kleid mitgebracht, das mir wie maßgeschneidert passte. Ein dünnes, rotes Band zierte meine Taille, dessen Enden seitlich als lange Kordeln nebeneinander herunterhingen. Mein Haar kämmte sie mir problemlos mit einem hölzernen Kamm durch und flochtete mir die vordersten Strähnen nach hinten aus dem Gesicht.
Ich fühlte mich in Nancys Gegenwart unglaublich wohl.
Als wir uns auf den Rückweg machten, begann es langsam zu dämmern.
Ehrfürchtig blieb ich stehen, um den Sonnenuntergang zu beobachten. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter. Ich schaute zu, wie die Wasseroberfläche am Horizont die Sonne regelrecht auszulöschen schien. Der vielleicht letzte Tag meines Lebens ertrank im Meer und läutete die Nacht ein.
Traurig schaute ich auf das weite Meer hinaus. Irgendwo da draußen waren jetzt Sally, Matt und Conner. Ich musste an meinen Onkel und an meine Tante denken. Nie würde ich sie alle wiedersehen.
Ich hoffte und betete, dass ich wenigstens sie durch mein Vorhaben retten konnte.
Mir war der nachdenkliche Blick von Nancy
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