Verwandte Seelen
nicht die Schuld zu geben, an dem, was hier passierte.
Ich sah meine Freunde an . . . meine Familie, sah hinab in das Bergtal, das mein zu Hause geworden wäre . . . und fasste einen Entschluss.
Wenn es nur die geringste Chance gab, die Zukunft aller zu retten, so würde ich mein Leben dafür geben. Ich musste einfach auf diese Möglichkeit hoffen. Ich musste an mich glauben.
Von meiner Familie konnte ich bei meinem Vorhaben keine Unterstützung erwarten. Im Gegenteil: Sie würden mich aufhalten, damit ich nicht in Gefahr geriet.
Jakes besorgtes, hübsches Gesicht vor Augen, schmiedete ich in meinem Kopf einen Plan. Niemand durfte von meinem Geheimnis wissen, wenn ich es morgen schaffen wollte bis zu dem Schlachtfeld durchzudringen. Sie würden es noch früh genug erfahren: In dem Moment, in dem ich Angesicht zu Angesicht vor Dougal stand und sie nichts mehr dagegen unternehmen konnten.
„Lasst uns nach Hause gehen!“, forderte uns Silas in diesem Augenblick auf, als ich meinen Entschluss mit mir besiegelte.
Ohne mich loszulassen, stand Jake auf und trug mich den Berg hinunter ins Tal. Ich protestierte nicht, sondern schlang dankbar meine Arme um ihn. Jede wertvolle Minute unseres Zusammenseins würde ich auskosten.
Die Talbewohner bemerkten schon bald unsere Ankunft. Sie liefen uns jubelnd und winkend entgegen.
Jake setzte mich langsam ab. Unsicher schaute er mir in die Augen.
„Geht es wieder?“
Ich spielte meine Rolle gut, als ich ihn anstrahlte und nickte.
Skepsis lag in seinem Blick, doch er lächelte mir erleichtert zu.
„Jake!“, rief jemand seinen Namen.
Er drehte sich danach um und rannte einer jungen Frau entgegen. Sichtlich erfreut hob er sie in die Luft. Sie umarmte ihn dabei herzlich und küsste ihn auf die Stirn.
Ein schmerzhafter Stich durchbohrte beim Anblick dieser zärtlichen Geste mein Herz.
Die Frau war eine Schönheit. Ihre blonden Haare fielen ihr in weichen Wellen bis zur Taille, wobei ihr Gesicht dem einer Göttin glich. Schon oft hatte ich versucht, mir die unsterblichen Frauen vorzustellen, aber diese hier übertraf all meine Erwartungen.
Es schmerzte so sehr, ihn mit ihr zusammen zu sehen, dass ich verzweifelt die Augen schloss.
„Mach die Augen auf und sieh hin!“, räusperte sich Grimmt neben mir.
Verdutzt schaute ich ihn gekränkt an, doch er packte nur meinen Kopf und drehte ihn in Jakes Richtung.
Dieser hatte von der schönen Frau abgelassen und stand nun neben ihr. Stattdessen hielt Silas sie fest im Arm, um sie leidenschaftlich zu küssen.
Ich konnte es nicht fassen . . . Sie war Jakes Mutter.
Strahlend kam er auf mich zugelaufen.
„Komm! Ich möchte dich jemanden vorstellen!“, zwinkerte er mir zu.
Nach Atem ringend schaute ich ihn mit großen Augen an, doch er zog mich einfach mit sich.
Silas und seine Frau schauten uns schon entgegen.
„Ich möchte dir meine Mutter Nancy vorstellen!“ Schüchtern lächelte ich sie bei seinen Worten an. Dann wandte er sich ihr zu und stellte mich vor. „Das ist Sam!“
Nervös streckte ich ihr meine Hand entgegen, die sie freundlich schüttelte.
„Samantha ist Jakes Frau“, flüsterte Silas ihr amüsiert ins Ohr, woraufhin sich ihre Augen erstaunt weiteten und sie uns fragend musterte.
„Allerdings nur nach menschlichem Brauch . . .“; versuchte ich einlenkend zu erklären.
Silas lachte los und klopfte mir auf die Schulter. Nancy nickte mir verstehend zu.
Da ließ Jake meine Hand los, die er die ganze Zeit gehalten hatte. Enttäuscht und traurig sah er mich an. Schließlich drehte er sich um und ließ mich allein bei seinen Eltern stehen.
Ich schaute ihm verwirrt nach. Vielleicht hatte ich mich geirrt und unsere menschliche Ehe hatte für ihn doch die gleiche Bedeutung wie für mich. Wenn dem so war, musste ich ihn gerade sehr verletzt haben.
Als ich ihm folgen wollte, um mich zu entschuldigen, ergriff Nancy meine Hand. „Dann zeige ich dir mal unser zu Hause“, sagte sie, indem sie mich auch schon hinter sich herzog.
Die weißen Steinhäuser nutzten sie alle gemeinschaftlich. Es gab eine Kirche, ein Speisehaus, eine Weberei, eine Werkstatt und vieles mehr . . . nur keine Wohnhäuser. Ich fragte mich, wo sie schliefen.
Die unsterblichen Frauen musterten mich neugierig, genauso wie ich sie. Alle hatten sehr langes Haar, das zum Teil kunstvoll geflochten war. Sie trugen naturfarbene Kleider, die bis zur Taille eng anlagen und dann großzügiger geschnitten bis zum Boden reichten.
Erst wunderte ich
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