Verwandte Seelen
Silas den Kopf. „Dougal traut uns nicht über den Weg. Wenn er unsere Kapitulation annehmen würde, müsste er damit rechnen, dass wir uns erneut gegen ihn auflehnen. Dieses Risiko wird er nicht eingehen . . . Er ist hier, um uns endgültig zu vernichten . . .“
„Dann müssen wir fliehen!“, rief Grimmt aufgebracht heraus.
Silas richtete sich langsam auf und ließ seinen Blick über die uns einschließende Umgebung schweifen. „Sieh dich um!“, forderte er Grimmt auf. „Wir sind von einer Übermacht umstellt! Wo willst du denn hin?“
Jetzt, in genau diesem Augenblick wussten alle, dass sie verloren waren.
Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Die unterschiedlichsten Gefühle stürzten gleichzeitig auf mich ein. Mein Herz raste vor Verzweiflung und Angst.
Jake sah seinen Vater mit großen, ungläubigen Augen an. Seine einzigartigen, tiefblauen Augen . . . sein wunderschönes, makelloses Gesicht . . . wirkten unglaublich traurig.
Als ich meinen geliebten Unsterblichen so betrachtete, wurde mir schmerzhaft bewusst, dass es ihn vielleicht schon bald nicht mehr geben würde . . . Keiner von uns würde überleben.
Durch meine tränenüberfüllten Augen nahm ich ihn nur noch ganz verschwommen war, als würde er sich bereits auflösen.
Meine Seele schrie hilflos auf . . .
Panisch rieb ich mir die Tränen aus den Augen, um mir zu beweisen, dass es Jake noch gab. Doch ich wusste, es war nur noch eine Frage der Zeit bis er und alle die ihm etwas bedeuteten, sterben mussten.
Wie in Trance lief ich langsam auf ihn zu. Immer wieder wischte ich die Tränen aus meinem Blickfeld. Ich hielt es keine Sekunde länger aus, ihn nicht zu berühren. Ich musste spüren, dass er noch hier bei mir war.
Er schaute mich kraftlos an, als ich vor ihm auf die Knie ging und sein Gesicht zwischen meine Hände nahm. Ich versuchte meine ganze Überzeugungskraft in meinen flehenden Blick zu legen und flüsterte ihm mit gebrochener Stimme zu. „Sie . . . wollen . . . mich!“
Alle starrten mich überrascht an, doch ich sah nur ihn.
Seine Augen wirkten ungläubig, so als würde er nicht verstehen, was ich zu ihm sagte.
„Dougal will nur mich!“, schrie ich ihn diesmal verzweifelt an, damit er mich verstand.
Er schüttelte so heftig mit seinem Kopf, dass ich sein Gesicht losließ. Mit eisernem Griff umfasste er nun das meine. „Nein, Sam . . . NEIN!“
Ich riss mich von ihm los und baute mich vor Silas auf. „Sie wollen mich . . . MICH!“ rief ich mühsam, doch auch er schüttelte nur deprimiert den Kopf.
Jake packte mich von hinten und versuchte mich zu beruhigen. Er versuchte, mich verzweifelt zu umarmen, aber ich entzog mich ihm.
Hilflos stürzte ich auf Grimmt zu. Ich packte ihn am Kragen und rüttelte ihn. „Ihr müsst mich ihnen ausliefern!“, bettelte ich, bevor ich mich erschöpft auf die Knie fallen ließ.
Jake war augenblicklich bei mir und fesselte mich regelrecht in seinen Armen. Er streichelte mir unablässig über meinen Kopf. Sein Gesicht verbarg er in meinem Haar, während er uns hin und her wiegte. Wir weinten beide hemmungslos.
Ich hasste mich. Ich hasste mich abgrundtief . . . Wegen mir mussten sie alle sterben.
Grimmt ließ sich vor uns nieder und versuchte uns gleichzeitig tröstend zu umarmen. Er sah Silas hilfesuchend an.
„Samantha! Sieh mich an!“, forderte mich dieser auf.
Ich drückte mein Gesicht so fest an Jakes Brust, dass ich kaum noch Luft bekam.
Silas setzte sich seufzend neben uns und legte mir beruhigend seine Hand auf den Rücken. „Dougal geht es schon lange nicht mehr nur um dich. Er ist hier, weil er mich will. Hast du mich gehört, Samantha?! Dougal wollte meinen Clan schon lange vor deiner Existenz vernichten!“
Auch wenn ich ihm so gerne geglaubt hätte, ich konnte es nicht.
Dougal hasste die Menschen, weil meine Mutter für den Tod seines Sohnes verantwortlich war – und er hasste Silas und seinen Clan, weil sie mit Unsereins befreundet waren.
Ich hatte keine Wahl mehr. Wenn sie sich morgen auf dem Schlachtfeld begegneten, würde ich Dougal gegenübertreten. Irgendwie musste ich versuchen, ihn davon zu überzeugen, dass ich ein Abkömmling von ihm war – auch wenn ich zu einem Teil von den Menschen abstammte.
Ermutigt sah ich nun auf. Wir würden uns eine Strategie überlegen müssen.
Doch als ich in ihre mitleidigen Gesichter blickte, wurde mir klar, dass sie mich niemals auch nur in die Nähe des Kampfes lassen würden. Sie schienen mir tatsächlich
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