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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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selbst in einem Torfgrab zersetzt haben, wenn auch langsamer als unter normalen Umständen. Wainwright nickte zustimmend.
    «Also könnte es sich von der Zeit her um ein Opfer von Monk handeln? Die Leiche ist noch keine zwei Jahre vergraben, oder?»
    «Könnte, ja», räumte ich ein. «Aber darüber möchte ich nicht spekulieren.»
    «Nein, natürlich nicht. Und die Verletzungen?»
    «Noch kann man nicht sagen, ob sie vor oder nach Eintritt des Todes zugefügt worden sind, aber das Opfer ist offensichtlich brutal geschlagen worden. Möglicherweise mit irgendeiner Waffe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand mit den bloßen Händen auf diese Weise Knochen brechen kann.»
    «Nicht einmal Jerome Monk?» Er grinste mich hinter seiner Maske an. Es gefiel mir nicht. «Kommen Sie, David, geben Sie es zu. Das sieht doch nach einem seiner Opfer aus.»
    «Sobald die Leiche gesäubert ist und ich das Skelett untersuchen kann, weiß ich mehr.»
    «Sie sind ein vorsichtiger Mensch. Das gefällt mir. Aber sie ist genau im richtigen Alter, das sieht man doch an der Kleidung. Niemand über einundzwanzig würde es wagen, einen so kurzen Rock zu tragen.»
    «Ich glaube nicht   …»
    Er lachte dröhnend. «Ich weiß, ich weiß, das war nicht besonders politisch korrekt. Aber wenn sich hier kein Bock als Lamm verkleidet hat, dann haben wir es mit einer Jugendlichen zu tun oder einer jungen Frau, die grausam geschlagen und in Jerome Monks Territorium vergraben worden ist. Sie kennen doch den Spruch: Wenn es wie Fisch aussieht und wie Fisch riecht   …»
    Seine Art ging mir langsam auf die Nerven, andererseits sprach Wainwright nur aus, was ich selbst dachte. «Mög lich .»
    «Aha, also ein Treffer! Okay, ein
möglicher
Treffer, aber immerhin. Womit die Frage bleibt, mit welcher von Monks unglückseligen Konkubinen wir es zu tun haben, nicht wahr?Mit einer von den Bennett-Zwillingen oder mit der kleinen Williams?»
    «Das können wir wahrscheinlich über die Kleidung herausfinden.»
    «Stimmt, aber das hier ist eher Ihr Terrain als meins. Und ich vermute, Sie haben bereits eine Ahnung.» Er kicherte. «Keine Angst, Sie sind nicht im Zeugenstand. Tun Sie mir den Gefallen.»
    Man konnte sich ihm nur schwer widersetzen. «Zu diesem Zeitpunkt kann ich nur Vermutungen anstellen, aber   …»
    «Aber?»
    «Na ja, die Bennett-Schwestern waren beide ziemlich groß.» Das hatte ich bei meiner eiligen Recherche nach Simms’ Anruf erfahren: Zoe und Lindsey hatten die geschmeidige Eleganz von Laufstegmodels. «Diese Leiche hier ist jedenfalls ziemlich klein. Da sie so zusammengekrümmt ist, ist es schwer, eine genaue Vorstellung von der Größe zu bekommen, aber man kann sich immer recht gut an der Länge der Oberschenkelknochen orientieren. Und davon ausgehend, glaube ich, dass diese Person höchstens eins sechzig oder eins fünfundsechzig groß gewesen sein kann.»
    Auch wenn sie vollständig vom Gewebe befreit sind, was hier nicht der Fall war, konnte man von der Länge der Schenkelknochen nur ungefähr auf die Körpergröße schließen. Doch ich hatte einen recht guten Blick für solche Dinge entwickelt, und selbst bei diesen verrenkten und mit Erde überzogenen Überresten war ich mir ziemlich sicher, dass die Frau nicht groß genug gewesen war, um eine der Bennett-Schwestern zu sein.
    Wainwrights Stirn hatte sich in Falten gelegt, während erauf das obere Bein starrte. «Verdammt. Das hätte mir auch auffallen müssen   …»
    «Es ist nur eine Vermutung. Und Sie sagten ja selbst, es ist eher mein Bereich als Ihrer.»
    Er warf mir einen Blick zu, aus dem jede Jovialität gewichen war. Dann zuckten seine Lider, und er brach in ein dröhnendes Lachen aus.
    «Ja, Sie haben ganz recht. Gut, wahrscheinlich haben wir es mit Tina Williams zu tun.» Er klatschte in die Hände, ehe ich etwas sagen konnte. «Aber eins nach dem anderen. Graben wir sie ganz aus, oder?»
    Als er sich wieder mit seiner Kelle an die Arbeit machte, hatte ich plötzlich irgendwie ein schlechtes Gewissen, als wäre das Spekulieren meine Idee gewesen.
    Danach redeten wir nicht mehr viel, kamen dafür aber gut voran, nur unterbrochen von den Beamten der Spurensicherung, die begannen, den Torf aus dem Grab zu sieben. Abgesehen von ein paar weiteren Hasenknochen, kam dabei aber nichts Interessantes zum Vorschein.
    Draußen vor dem Zelt war es bereits dunkel, als die Leiche bewegt werden konnte. Am Boden der torfigen Kuhle liegend, bot sie einen traurigen Anblick. Simms

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