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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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Erzählungen meiner Tochter lauschte. Schließlich schickte Kara sie zum Zähneputzen und kam wieder selbst ans Telefon. Ich hörte, wie sie sich in einen Sessel setzte.
    «Und, wie war es?», fragte sie.
    Wainwrights Verhalten schien plötzlich nicht mehr so wichtig zu sein. «Ach   … hätte schlimmer sein können. Terry Connors ist der stellvertretende Ermittlungsleiter, es ist also wenigstens ein Bekannter hier.»
    «Terry? Na, dann richte ihm mal liebe Grüße an Deborahaus.» Sie klang nicht besonders erfreut. «Weißt du schon, wie lange du bleiben musst?»
    «Bestimmt noch ein paar Tage. Morgen bin ich in der Gerichtsmedizin, aber die Polizei wird nach weiteren Gräbern suchen, es kommt also darauf an, was sie finden.»
    Wir unterhielten uns noch eine Weile, bis es für Kara an der Zeit war, Alice ins Bett zu bringen.
Ich wäre jetzt gerne zu Hause, um ihr eine Geschichte vorzulesen,
dachte ich, als ich mich wusch und umzog, bevor ich hinunter in die Gaststube ging. Ich hatte die Warnung des Wirts vergessen, und die zwanzig Minuten waren fast um. Er schaute vielsagend auf seine Uhr und presste missbilligend die Lippen zusammen, als ich bestellte.
    «Zwei Minuten später, und Sie hätten nichts mehr gekriegt», blaffte er.
    «Na, dann bin ich ja gerade noch rechtzeitig gekommen.»
    Schmallippig verschwand er mit meiner Bestellung. Mittlerweile war das Lokal recht gut gefüllt, die meisten Gäste waren bestimmt Polizeibeamte oder in irgendeiner Weise mit der Ermittlung verbunden, vermutete ich. Ich ging mit meinem Getränk zu dem einzigen freien Tisch. Am Nachbartisch saß eine einzelne Frau, die abwesend in ihrem Essen herumstocherte, während sie in dem aufgeschlagenen Hefter neben ihrem Teller las. Sie schaute nicht auf, als ich mich hinsetzte.
    Der Wirt kam mit dem Besteck. «Hier können Sie nicht sitzen, der Tisch ist reserviert.»
    «Hier steht aber kein Reservierungsschild.»
    «Muss auch nicht», entgegnete er triumphierend. «Sie müssen sich woanders hinsetzen.»
    Was sollte man dazu sagen? Ich schaute mich nach einem anderen Platz um, doch nur am Tisch der jungen Frau war etwas frei.
    «Hätten Sie etwas dagegen   …?», begann ich, aber der Wirt kam mir zuvor, indem er mein Besteck auf ihren Tisch knallte.
    «Sie müssen den Tisch teilen», verkündete er, bevor er davonstakste. Die junge Frau schaute erst ihn und dann mich überrascht an.
    Ich lächelte verlegen. «Toller Service. Ein reizendes Lokal.»
    «Warten Sie ab, bis Sie das Essen probiert haben.» Mit einem verärgerten Blick schlug sie ihren Hefter zu.
    «Ich kann mir auch einen anderen Platz suchen, wenn ich Sie störe», bot ich an.
    Für einen Moment schien sie tatsächlich zu überlegen. Doch dann deutete sie auf den freien Stuhl.
    «Nein, schon in Ordnung. Ich bin sowieso fertig.» Sie legte ihre Gabel auf den Teller und schob ihn zur Seite.
    Sie war auf eine zurückhaltende Art attraktiv. Sie trug Jeans und einen weiten Pullover, ihr dichtes, kastanienbraunes Haar war mit einem einfachen Band zurückgebunden. Sie kam mir wie eine Frau vor, die nicht viel Aufhebens um ihr Äußeres macht und das auch nicht nötig hat. Kara war genauso. Ganz gleich, was sie anzog, sie sah immer gut aus.
    Ich warf einen Blick auf den Hefter, in dem sie gelesen hatte. Obwohl er verkehrt herum lag, wusste ich gleich, dass es ein Polizeibericht war. «Sind Sie wegen der Ermittlung hier?», fragte ich.
    Sie nahm den Hefter und steckte ihn in ihre Tasche. «Sind Sie Reporter?» Ihre Stimme klang frostig.
    «Ich? Um Gottes willen, nein», erwiderte ich überrascht. «Entschuldigen Sie, mein Name ist David Hunter, ich bin forensischer Anthropologe und gehöre zum Team von Simms.»
    Sie entspannte sich und lächelte mich schuldbewusst an. «Sie müssen entschuldigen. Ich werde immer ein bisschen paranoid, wenn mich jemand über meine Arbeit ausfragt. Ja, ich gehöre auch zur Ermittlung.» Sie streckte ihre Hand aus. «Sophie Keller.»
    Ihr Griff war fest, ihre Hand kräftig und trocken. Sie war es offenbar gewohnt, sich in der traditionell männlichen Welt der Polizei zu behaupten.
    «Und was machen Sie, Sophie? Oder ist das auch zu neugierig?»
    Sie lächelte. Ein schönes Lächeln. «Ich bin psychologische Ermittlungsberaterin.»
    «Aha.»
    Nach einer kurzen Pause lachte sie. «Schon gut, ich weiß auch nicht genau, was ein forensischer Anthropologe ist.»
    «Sind Sie so eine Art Profilerin?», fragte ich möglichst diplomatisch. Es war ein Bereich, in

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