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Verwesung

Verwesung

Titel: Verwesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beckett
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schaltete sich Sophie ein. «Entschuldigen Sie, Jerome.»
    Als der große Schädel herumwirbelte, lächelte sie. Dieses Mal mischte sich Terry erst gar nicht ein, obwohl ich vermutete, dass er nicht zuletzt mit ihr hatte reden wollen, damit sie sich aus der Sache heraushielt.
    «Niemand bezweifelt, was Sie sagen. Aber denken Siedoch mir zuliebe mal über eine Sache nach. Sie haben die Gräber hier draußen doch bestimmt in der Nacht gegraben, oder?»
    Davon konnte man ausgehen. Nur wenige Mörder riskierten es, die Leichen ihrer Opfer am helllichten Tag zu vergraben. Doch Monks Anwalt hatte offenbar noch nie davon gehört.
    «Sie müssen darauf nicht antworten, wenn Sie nicht wollen. Ich habe bereits deutlich gesagt   …»
    «Halten Sie den Mund.» Monk hatte sich nicht einmal zu ihm umgewandt. Mit matten Knopfaugen starrte er Sophie an. Nach ein paar Sekunden nickte er ruckartig.
    «Es ist immer Nacht.»
    Ich war mir nicht sicher, was das bedeuten sollte. Sophie zögerte kurz, ihr schien es genauso zu gehen, aber sie verbarg ihre Irritation gut. «Im Dunkeln kommt man leicht durcheinander. Da kann man schnell mal einen Fehler machen, wenn man später versucht, sich zu erinnern. Ist es möglich, dass Sie zumindest eins der Gräber hier ausgehoben haben? Oder vielleicht sogar beide?»
    Monks Blick wanderte von Sophie zu dem Hügel. Er kratzte sich den kahlen Schädel. «Könnte sein   …»
    Für einen Augenblick wirkte Monk verwirrt. Dann schaltete sich Terry ein, und die Regung, die ich glaubte gesehen zu haben, war vorbei.
    «Ich habe keine Zeit für so etwas. Was nun, ja oder nein?»
    Plötzlich funkelten die Augen des Häftlings wieder vor Wut und Verrücktheit. Mit einem manischen Lächeln sah er Terry an.
    «Nein.»
    «Moment, Jerome, Sie haben   …», begann Sophie, doch sie hatte ihre Chance gehabt.
    «Okay, das war’s! Wir gehen wieder zurück», sagte Terry und stieg aus der Senke.
    «Aber jetzt ist der Spürhund schon mal hier!», protestierte sie. «Versuchen wir es wenigstens!»
    Terry blieb unschlüssig stehen. Wenn Wainwright nicht gewesen wäre, hätte er sich vermutlich über sie hinweggesetzt. Der Archäologe hatte die ganze Zeit den Erdhügel weiter untersucht. «Fast fertig», sagte er und stieß erneut seine Sonde in die Erde. «Der Boden hier fühlt sich ziemlich locker an, allerdings haben wir es mit Torf zu tun, deshalb   …» Ein deutliches Knirschen war zu hören. Die Sonde hatte etwas getroffen. Wainwright erstarrte. Dann setzte er eine nachdenkliche Miene auf und vermied es, mich anzusehen.
    «Äh, hier scheint etwas zu sein.»
    Terry ging zu ihm hin. «Ein Stein?»
    «Nein, nein, ich glaube nicht.» Wainwright riss sofort das Kommando an sich und winkte die Hundeführerin herbei. «Beginnen Sie mit dem Loch, das ich gerade gemacht habe.»
    Die Hundeführerin, eine junge Polizistin mit rotem Haar und blasser, aufgesprungener Haut, kam mit dem Springerspaniel zum Hügel.
    «Nein! Wir sind an der falschen Stelle!», schrie Monk mit geballten Fäusten.
    «Sagen Sie Ihrem ‹Mandanten›, wenn ich noch einen Ton höre, legen wir ihm wieder Handschellen an», blaffte Terry Dobbs an.
    Der Anwalt machte ein trotziges Gesicht, doch die Drohungwirkte. Monks Mund zuckte, als er einen Blick auf das weite Moor hinter sich warf und die Fäuste aufmachte.
    «Keine Handschellen», brummte er.
    Der Spaniel stolperte vor Aufregung beinahe über seine Pfoten, während er um den Hügel herumschnüffelte. Es gab nur wenige Leichenspürhunde im Land, und ich hatte nur Gutes über sie gehört. Dennoch war ich in diesem Moment skeptisch. Torf hemmt den Verwesungsprozess, manchmal stoppt er ihn sogar. So empfindlich die Nase eines Hundes auch ist, er kann nicht riechen, was nicht ist.
    Doch der Spaniel richtete sofort die Ohren auf. Vor Aufregung winselnd begann er, an Wainwrights letzter Bohrung zu scharren. Die Hundeführerin zog ihn schnell weg.
    «Kluges Mädchen!» Sie streichelte den Hund und schaute Terry an. «Kein Zweifel. Hier ist etwas.»
    Eine gewisse Anspannung machte sich in der Senke breit. Terry wirkte nervös, und angesichts des Drucks, unter dem er stand, konnte ich ihn verstehen. Seine Karriere hing davon ab, was wir hier finden würden.
    «Was wollen Sie machen, Chef?», fragte Roper. Bei dem feierlichen Ernst des Augenblicks war ihm kurz das dämliche Grinsen vergangen.
    Terry schien wieder zu sich zu kommen. «Schauen wir nach.»
    Wainwright klatschte in die Hände, seine vorherige

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