Verwesung
können.»
Wainwright lächelte frostig. «Weder Miss Keller noch Sie sind forensische Archäologen, Dr. Hunter. Vielleicht werden Sie sich in Zukunft …»
Ich bemerkte einen plötzlichen Aufruhr. Hinter uns schrie jemand auf, und als ich mich umdrehte, sah ich die beiden Vollzugsbeamten und einen Polizisten am Boden liegen.
Monk lief aus der Senke.
Er hatte genau den Moment abgepasst, als jeder abgelenkt war. Ein anderer Polizist stürzte sich auf ihn, doch der Häftling wurde nicht einmal langsamer. Er stürmte einfach weiter und schleuderte den Mann wie ein rasender Bulle zur Seite.
Dann lag nur noch das weite Moorland vor ihm.
«Hinter ihm her!», brüllte Terry und sprintete los.
Durch brutale Gewalt und Überraschung hatte sich Monk ein paar Meter Vorsprung verschafft, aber es sah nicht so aus, als würde er entkommen. Fluchend liefen die Beamten mit ihren schweren Stiefeln hinter ihm her. Als Monk dann einen Haken schlug und die Richtung änderte, platschten die Polizisten plötzlich in tiefen Morast. Innerhalb weniger Sekunden steckten sie in dem weichen Boden fest.
Monk wurde kaum langsamer. Jetzt, wo er keine Handschellen mehr trug, war von seiner früheren Schwerfälligkeit nichts mehr zu sehen. Er schien genau zu wissen, wohin er treten musste, und fand immer festen Boden, der sich rein optisch kaum von dem ihn umgebenden Sumpf unterschied.
Deswegen hatte er also nicht Wainwright beobachtet, sondern die ganze Zeit hinaus aufs Moor geschaut
.
Er hatte seinen Fluchtweg geplant.
«Lass den Hund los! Lass den verdammten Hund los!», rief Terry, während er versuchte, den Morast zu umgehen.
Das musste dem Hundeführer nicht zweimal gesagt werden. Kaum hatte er ihn von der Leine gelassen, jagte der Schäferhund über das Moor auf Monk zu. Der Hund kam wesentlich besser mit dem schwierigen Gelände zurecht und war dem Häftling in kürzester Zeit auf den Fersen. Ich sah, wie sich Monk mit blassem Gesicht umschaute und langsamer wurde, um sich unbeholfen aus seiner Jacke zu schälen.
Was hat er nur vor?
Einen Moment später verstand ich. Als der Hund aufholte, wirbelte Monk herum und hielt einen Arm vor sich, um den er die Jacke gewickelt hatte. Er trat einen Schritt zurück und fing damit den Sprung des Hundes ab, der sich in der dicken Polsterung des Arms verbiss. Dann schlug ihm Monk mit der anderen Hand mit voller Kraft auf den Nacken. Einschrilles Winseln hallte über das Moor und erstarb. Monk schleuderte den schlaffen Körper des Hundes zur Seite und lief weiter.
Die Stille wurde von einem Schrei durchbrochen, als der Hundeführer auf den reglosen Schäferhund zulief.
«Mein Gott!», stieß Roper hervor und zog sein Funkgerät aus der Tasche. «Der Hubschrauber soll losfliegen! Stell keine dämlichen Fragen, tu einfach, was ich sage!»
Monk lief weiter und sprang so mühelos über das unebene Moorland, als würde er durch einen Park joggen. Die meisten Polizisten kämpften sich noch durch den tiefen Morast, doch Terry war es gelungen, den schlimmsten Stellen auszuweichen. Und die Sache mit dem Hund hatte Monk seinen Vorsprung gekostet. Vom Rand der Senke aus, wo ich den verletzten Männern half, sah ich besorgt, wie Terry kurz davor war, ihn einzuholen.
Sophie hatte sich die Hände vor den Mund gelegt. «Er wird ihn töten!»
Das befürchtete ich auch. Terry wurde zwar mit den meisten Männern fertig, doch wir hatten gerade gesehen, wie Monk dem Polizeihund das Genick gebrochen hatte.
Aber auch Terry hatte es gesehen. Er hechtete einem Rugbyspieler gleich auf die Beine des Häftlings und bekam ihn direkt unterhalb der Knie zu fassen. Monk stürzte wie von der Axt getroffen zu Boden, während Terry seine Beine umklammert hielt. Doch das schien Monk nicht weiter zu beeindrucken. Er drehte sich um und begann, wild auf den Mann einzuschlagen, der an seinen Beinen hing. Terry zog den Kopf zwischen die Schultern und hielt Monk umklammert. Dann aber kriegte er einen heftigen Schlag ab, zuckte zusammen und ließ los. Monk strampelte sich frei und krochauf die Knie, doch weiter kam er nicht. Ein schlammverschmierter Polizist rammte ihn um und rollte ihn weg von Terry, der lang ausgestreckt am Boden lag. Ein weiterer Beamter kam zu Hilfe, und dann stürzten sich die Uniformierten auf ihn wie Ameisen auf eine Wespe.
«Kommt her, ihr Arschlöcher!»
Obwohl die Schlagstöcke auf ihn niedersausten, schlug Monk wild um sich und wehrte die Angreifer ab. Nur weil sie in der Überzahl waren,
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