Verwirrend heiße Gefühle
auf dem Schoß und lächelte matt. “Nachdem wir uns in Chipultipe in einem Hühnerstall versteckt hatten, war es wohl unser Schicksal, auf dem letzten Abschnitt unserer Reise wieder bei Hühnern zu landen.”
Sie waren von Käfigen mit Hühnern umgeben, die für den Markt von Monterez bestimmt waren. Bei dem Lärm verstand man kaum sein eigenes Wort, und der Geruch war nahezu betäubend. Andi schien das alles jedoch nicht zu stören.
Es war nicht schwierig gewesen, eine Mitfahrgelegenheit zu finden. In San Marcos war es üblich, per Anhalter zu reisen. Chase hatte sein blondes Haar unter einer Schirmmütze verborgen, und sie hatten mit dem Lastwagenfahrer im Dialekt der Gegend gesprochen. Der Mann hatte nach hinten gedeutet, als sie ihm erzählten, sie wollten in Monterez Verwandte besuchen.
Jetzt näherten sie sich bereits der Hauptstadt des Landes, das erkannte Chase an dem dichter werdenden Verkehr. Die Käfige versperrten zwar den Ausblick, aber es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie die Stadt erreichten.
“Der Fahrer sollte uns beim Aussteigen nicht genau sehen!”, rief er Andi ins Ohr. “Halt den Kopf gesenkt.”
Sie nickte. “Glaubst du, dass El Diablo noch nach uns suchen lässt?”
“Ich hoffe nicht, aber wetten würde ich darauf nicht. Wenn wir Glück haben, hält er uns für tot. Sicherheitshalber tauchen wir aber in der Menge unter, sobald wir ausgestiegen sind.” Er beugte sich vor und betrachtete Paolo. “Wie geht es dem Kleinen?”
“Er müsste bald hungrig werden.”
“Du könntest ihn jetzt füttern. Er sollte nicht ausgerechnet dann schreien, wenn wir untertauchen wollen.”
“Gute Idee.” Sie warf Chase einen besorgten Blick zu und holte ein Fläschchen aus dem Rucksack. “Hast du dir schon überlegt, wie wir in Monterez vorgehen?”
“Ja. Was ist mit dir?”
“Ganz sicher können wir nicht zum Büro der Agentur”, erwiderte sie matt lächelnd.
“Du hast recht. Dort dürfen wir uns auf keinen Fall zeigen. El Diablo wäre sehr dumm, würde er das Büro nicht überwachen lassen. Und dumm ist er bestimmt nicht.”
“Und wir können auch dein Handy nicht benutzen”, meinte sie. “Das wäre zu gefährlich.”
“Wir sollten uns irgendwo ein Zimmer nehmen und dann überlegen.”
“Haben wir denn dafür überhaupt Zeit?”, fragte sie nervös.
“Im Moment können wir nichts unternehmen. Wir brauchen ein Versteck. Ich will so schnell wie möglich von der Straße weg.”
“Du hast recht”, räumte sie widerstrebend ein.
Der Lastwagen hielt. Die Fahrertür öffnete sich und schlug wieder zu. Dann zog der Mann die Käfige auf der rechten Seite weg. “Weiter kann ich euch nicht mitnehmen.”
Chase kletterte von der Ladefläche und half Andi herunter. Sie hielt das Gesicht verborgen, indem sie sich über Paolo beugte. Auf Beobachter wirkte es, als würde sie sich um das Kind kümmern.
Chase bedankte sich beim Fahrer und wandte sich ab, legte Andi den Arm um die Schultern und führte sie weg. Er sah sich um, erkannte jedoch niemanden. Scheinbar ohne Eile gingen sie die Straße entlang, als er plötzlich ein Prickeln im Nacken fühlte.
Chase bog mit Andi um eine Ecke und führte sie in einen schmalen Durchgang. Als sie ihn überrascht ansah, legte er den Zeigefinger an die Lippen.
“Ich glaube, zwei Männer verfolgen uns.”
11. KAPITEL
“Da hinein”, sagte Chase und drängte Andi in einen Hauseingang, folgte ihr und lauschte auf Schritte.
Es dauerte nicht lange, bis die Männer ebenfalls um die Ecke kamen.
“Wo sind sie denn?”, fragte der eine.
“Da, wohin sie wollten, Dummkopf”, sagte der andere. “Wenn du das nächste Mal Leute vom Land siehst, denen wir was abnehmen können, warte nicht wieder so lang, sondern greif zu.”
“Auf dem Marktplatz ging es nicht.”
“Du musst trotzdem schneller sein.”
Die Stimmen entfernten sich, doch Chase rührte sich nicht von der Stelle. Paolo war jetzt wach und sah sich mit großen Augen um. Chase musste lächeln. In der Stadt bekam der Kleine viel zu sehen.
“Ich glaube nicht, dass er hungrig ist”, sagte Andi leise.
“Wir brauchen auch nicht mehr lange zu warten. Hast du die beiden gehört?”
Sie nickte. “Scheinen Taschendiebe zu sein.”
“Und nicht sonderlich kluge, wenn sie dachten, uns etwas abnehmen zu können. Wir wirken nicht gerade so, als würden wir ein tolles Leben führen.”
Andi lächelte. “Nein, sicher nicht. Ob wir aber ein Zimmer bekommen, wenn wir so
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